Service
Taxis: Warteschleife ist bald Geschichte

Fahrzeuge per App orten, bestellen und bezahlen: Die Regensburger Branche startet in die Zukunft – mit kleiner Verzögerung.

05.04.2018 | Stand 16.09.2023, 6:11 Uhr

Auf einem iPhone werden in der App Taxi.eu in Berlin verfügbare Fahrzeuge in der Nähe angezeigt. In Regensburg führt die App derzeit nur zur Telefonnummer der Taxizentrale. Foto: Britta Pedersen/dpa

Ab Mai soll die Telefon-Warteschleife der Regensburger Taxizentrale obsolet sein. Ein paar Klicks auf dem Smartphone-Display und schon bewegt sich ein gelbes Taxi-Symbol über eine Karte auf den eigenen Standort zu. Kurze Zeit später ist der Wagen da. Taxi.eu oder Mytaxi heißen die Apps, die den lästigen Anruf bei einer Taxizentrale überflüssig machen wollen. Bezahlt wird bargeldlos mithilfe der hinterlegten Kreditkarteninformationen – ebenfalls mit einem Klick. Die Kunden können schon bei der Bestellung kontrollieren, was die Fahrt kostet. Während dieser Ablauf in vielen Großstädten schon lange Realität ist, hängen Regensburger – zumindest derzeit noch – in der Warteschleife.

Zwar kann sich jeder die beiden Apps herunterladen. In Regensburg sehen Nutzer dann aber nur eine Karte ohne Taxis auf ihrem Display – und damit war es das auch. Klickt man auf Bestellung, gelangt man bei Taxi.eu derzeit nur zur Telefonnummer der Taxizentrale. Und bezahlen per App? Fehlanzeige. Selbst wenn man im Taxi direkt mit der Kreditkarte bezahlen will, kommt man in Regensburg oft nicht weit.

„Es ist sehr schade, dass in einer Stadt wie Regensburg immer noch alles über eine Telefonzentrale läuft.“Regensburger Geschäftsmann, der regelmäßig Taxis benutzt

Ein 48-jähriger Regensburger musste diese Erfahrung machen. Er arbeitet in der Versicherungsbranche und ist regelmäßig bundesweit unterwegs. Dabei greift er oft auf die Bahn – und in Städten dann auf Taxis zurück. Einmal sei er am Bahnhof angekommen und habe kein Bargeld mehr gehabt, erzählt er. Er habe sich erst bei einer Reihe von Taxifahrern durchfragen müssen, bis einer dabei war, der Kreditkarten akzeptierte. „Das ist nicht nur unangenehm, sondern etwas, das in heutiger Zeit sicherlich verbesserungswürdig ist“, findet er. Eine Bezahlmöglichkeit per App könne dieses Problem leicht lösen.

Bisherige App-Funktion „sinnfrei“

Die einzige bisher in Regensburg verfügbare Funktion der App Taxi.eu hält er allerdings für „völlig sinnfrei“. „Die Telefonnummer von der Zentrale kann ich auch selbst – ohne App – direkt anrufen“, sagt der 48-Jährige. Bei Mytaxi könne man in vielen Städten bereits sehen, welche Taxis und wie viele von ihnen an einem Stand in der Nähe sind. Man könne per App sofort bezahlen und Trinkgeld geben.

„Momentan sind wir noch dabei den Sprachfunk auf Datenfunk umzustellen. Erst wenn alle Fahrzeuge umgerüstet sind und alles reibungslos funktioniert, können wir die App starten.“Sylvia Arslan, 3. Vorsitzende von Taxi Regensburg

Mytaxi ist laut einem Pressesprecher des Anbieters „für Regensburg im Prinzip nicht verfügbar“. Die App werde in Deutschland für 20 Städte angeboten. Regensburg zähle noch nicht dazu. Der Grund: „Wir haben da noch so gut wie keine Fahrer“, sagt der Sprecher. Eine Taxi-Bestellung per App würde daher nicht funktionieren – „es sei denn, sie haben einfach sehr, sehr großes Glück“. Das Unternehmen wolle seine Dienste aber weiter ausbauen. Regensburg sei ein interessanter Kandidat dafür.

In mehreren Großstädten könnten Taxis schon direkt über die Taxi.eu-App bestellt werden, sagt eine Pressesprecherin dieses Unternehmens. „Zur Zeit steht Regensburg noch nicht in unserer Liste.“ Taxi.eu arbeite aber mit der Taxizentrale Regensburg zusammen. „Die Zentrale dort ist verantwortlich dafür, ob bargeldlos über die App bezahlt werden kann.“ Der Umfang der angebotenen Funktionen sei immer von den jeweiligen Taxizentralen abhängig.

Smartphone-Besitzer in Regensburg könnten die Taxi.eu-App „Ende Januar, Anfang Februar“ nutzen, hatte Georg Stich, Vorstandsvorsitzender von Taxi Regensburg, im Dezember angekündigt. Wobei Stich seinen Zeitplan damals schon als „ambitioniert“ bezeichnet hatte.

Auf Nachfrage unseres Medienhauses erklärt nun Sylvia Arslan, 3. Vorsitzende von Taxi Regensburg: „Momentan sind wir noch dabei den Sprachfunk auf Datenfunk umzustellen. Erst wenn alle Fahrzeuge umgerüstet sind und alles reibungslos funktioniert, können wir die App starten.“ Sie geht davon aus, dass Anfang Mai Taxis in der Region per App geordert werden können. „Prinzipiell sehen wir diese Neuerung als großen Vorteil, weil die Kunden nicht erst am Telefon warten müssen, ihr Auftrag stattdessen direkt ans Fahrzeug geht“, sagt Arslan. Das System der Taxizentrale sei allerdings nur für die App Taxi.eu ausgelegt.

Stich hatte sich nach eigenen Angabenfür die App Taxi.eu entschieden, weil dort 65 000 Fahrzeuge angeschlossen sind – laut Angaben des Anbieters in mehr als 100 europäischen Städten. Das Unternehmen Mytaxi wirbt auf seiner Homepage mit über zehn Millionen Downloads und 100 000 angeschlossenen Taxis. Die Mytaxi-Benutzer haben außerdem die Möglichkeit, sich Fahrten mit anderen Nutzern zu teilen. Auf diese Weise könnten sie nach Angaben des Unternehmens Geld sparen.

Wer per Smartphone bestellt

Thomas Grätz, Geschäftsführer des deutschen Taxi- und Mietwagenverbands BZP, sieht die Bestellung per App als klaren Vorteil für Taxiunternehmen. „Wenn die Hardware vorhanden ist, dann spricht eigentlich nichts mehr dagegen“, sagt er. Mithilfe der Vermittlungs-App könnten auch Regensburger Taxiunternehmen mehr Geschäft machen. Insbesondere jüngere Kunden griffen gern auf die App zurück. Man dürfe die Relevanz aber auch nicht überschätzen. Die App mache im Vergleich zum Telefon derzeit noch fünf bis zehn Prozent der Bestellungen aus.

Mehr Nachrichten aus Regensburg lesen Sie hier.