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Thomas Wiser Haus bietet Kindern eine neue Chance

20.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:20 Uhr
Das Thomas Wiser Haus in Regenstauf: In Wohngruppen leben hier Kinder und Jugendliche. −Foto: Fotos: Amelie Pfauntsch

In der Einrichtung in Regenstauf finden Kinder und Jugendliche, die nicht bei ihren Eltern leben können, ein neues Zuhause.

Noahs Nest ist eine Kinderwohngruppe im Thomas Wiser Haus. Wir betreten einen Flur. An den Wänden hängen Fotos von lachenden Kindern im Urlaub, beim Reiten oder einfach in Alltagssituationen. Eine Tür führt zur angrenzenden Küche und zum Wohnzimmer. Die Räume sind gemütlich ausgestattet, mit Sitzecken, Decken und Kissen: Man merkt, dass das hier ein Wohnort ist, ein Lebensraum für neun Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren.

Sie alle sind aus unterschiedlichen Gründen hier in die Gruppe Noahs Nest im Thomas Wiser Haus gekommen – meist, weil sie Gewalt in der Familie erfahren haben oder sich die Eltern zum Beispiel aufgrund von Depressionen oder Drogen nicht mehr ausreichend um ihre Kinder kümmern konnten. Insgesamt leben im Thomas Wiser Haus ungefähr 250 Kinder und Jugendliche, verteilt auf 28 Gruppen, wovon viele sogenannte Außenwohngruppen sind, sich also nicht am Standort Regenstauf befinden. Die Jungen und Mädchen und ihre Betreuer leben hier ähnlich wie in einer Großfamilie zusammen. Und natürlich gibt es – ähnlich wie in Familien auch –, Probleme und Streitigkeiten, die aber mit der Unterstützung von Psychologen und Erziehern meist schnell beseitigt werden können.

Viele Freizeitmöglichkeiten

Auch wenn die Kinder zuvor oft viel Schreckliches erleben mussten, so wird jetzt für sie gut gesorgt: Jeder von ihnen schläft in einem Einzel- oder Doppelzimmer und bekommt auch jeden Monat Taschengeld – mit 14 beispielsweise ca. 35 Euro im Monat. An Geburtstagen oder anderen Feiertagen bekommen die Kinder nicht nur von ihren Eltern, sondern auch von ihrer Gruppe und ihren Erziehern Geschenke, normalerweise auch das, was sie sich wünschen. In dieser Hinsicht haben sie vielleicht mehr Glück als wir.

Auch was Freizeitaktivitäten, wie z.B. Reiten betrifft, gibt es im Thomas Wiser Haus viele Möglichkeiten. Es ist wohl der Traum vieler Kinder und Jugendlicher, Reiten zu dürfen, hier in der Gruppe Noahs Nest ist das möglich. Fast alle Kinder saßen hier schon einmal auf einem Pferd. Auch andere Hobbys wie Klavierspielen oder Tennis werden von Spendern finanziert. Es gibt aber auch interne Freizeitangebote. Dafür gibt es hier extra einen Freizeitpädagogen, der mit den Wohngruppen am Wochenende oder während der gemeinsamen Urlaube klettert oder Kanu fährt. Gerade solche Erlebnisse helfen, den Gruppenzusammenhalt zu stärken und traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Auf der anderen Seite gibt es hier aber auch strengere Regeln als bei den meisten von uns Schülern, wie z.B. regelmäßiges Mithelfen im Haushalt sowie einen festen Tagesablauf. Das braucht es wohl, damit eine so große Gruppe gut zusammenleben kann.

Kein Verlieben innerhalb der Gruppe

Natürlich kann es auch mal vorkommen, dass sich Jugendliche gerade in der Pubertät in ein Gruppenmitglied verlieben. Das kann aber für alle sehr stressig sein, vor allem, wenn die Beziehung wieder zerbricht. Deshalb steht auf der Website des Thomas Wiser Hauses, dass man sich besser nicht innerhalb der eigenen Wohngruppe verlieben sollte. Denn für die Betreuer wäre dies eine zusätzliche pädagogische Herausforderung zu den alltäglichen Problemen in der Gruppe, denn das Leben ist mit acht oder neun Kindern schon turbulent genug.

Die wenigsten Bewohner des Heimes sind Halb- oder Vollwaisen. Daher können sie regelmäßig auch zu ihren Eltern nach Hause fahren. Aber selbst, wenn manche Kinder gar nicht nach Hause fahren können, wird es ihnen hier bestimmt nicht langweilig. Vor allem der große Garten mit Abenteuerspielplatz und großem Pool hat uns sehr gefallen, auch die Seilbahn haben einige von uns gleich ausprobiert. Auch das hat unseren Eindruck, dass im Thomas Wiser Haus viel Aufwand betrieben wird, damit es den Kindern gut geht, bestätigt.