Kino
„Transit Filmfest“ startet in Regensburg

Horror aus Lesotho, Drama aus Dänemark: Bis Sonntag laufen aufregende und unbekannte Filme in Regensburgs Altstadtkinos.

15.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:31 Uhr
Eine Szene aus dem dänisch-deutschen Film „Giraffe“ −Foto: Iris Janke/ Komplizen Film

Wie wär’s: Wir nehmen einfach das „Transit“ Filmfestival von 2020... und schieben es in das Jahr 2021. So einfach ist das. Und genau so macht es das Organisationsteam rund um die Medienwissenschafts-Dozentin Christina Grundl. Vom heute bis Sonntag laufen im Rahmen des „Transit“ Filmfests aufregende, unbekannte, moderne Filme in Regensburgs Altstadtkinos: von dem surrealen nigerianischen Film „The Lost Okoroshi“ über das deutsche Queer-Drama „Neubau“ hin zum erfolgreichen dänischen Kino-Hit „Der Rausch“. Das Programm – bis hin zu den Vorstellungszeiten – haben die Organisatoren direkt vom Vorjahr übernommen, als das Festival ausfallen musste.

Vier Tage Anregungen für Diskussionen

„Das Kino ist ein Begegnungsort. Ein Kinobesuch ist ein Erlebnis“, sagt Mitveranstalter Tobias Emmerling. „Das hast du nicht, wenn du daheim allein auf dem Sofa, am Laptop sitzt.“ Und so zeigt „Transit“ in den vier Tagen nicht einfach nur Filme, sondern will Menschen dazu animieren, sich im Nachhinein zu unterhalten, zu diskutieren und über die Themen der Filme zu sprechen. Und eins ist sicher: Es wird Gesprächsstoff geben. Denn auch wenn sich der Zuschauer in den Filmthemen wiederfinden soll, laden sie doch auch ein, unterschiedliche Schlüsse zu ziehen.

Thema: Zukunft:
Veränderung ist ein zentrales Thema im diesjährigen „Transit“ Filmfest mit dem Motto „Intermission_Utopia“.Es geht um Dystopien und Utopien, um Einblicke in verschiedenste Leben. Und über unsichere Zukunft, die Folgen der Globalisierung und die Zweischneidigkeit der Moderne.

Einer der Filme des „Transit“-Festivals ist das jüngste Werk der dänisch-deutschen Regisseurin Anna Sofie Hartmann: Giraffe. Das exotische Tier ist zwar als eine Art Metapher auf der Leinwand zu sehen, doch eigentlich geht es um etwas deutlich Unexotischeres. Als auf der dänischen Insel Lolland eine gewaltige Brücke nach Deutschland gebaut wird, müssen viele Menschen ihr Haus verlassen. Die Ethnologin Dara soll das bald Verlorene aufnehmen und katalogisieren. Schnell verliert sich die Forscherin aber in Hinterlassenschaften und Tagebucheinträgen in einem der Häuser. Später trifft sie einen der polnischen Arbeiter. So trifft Vergangenheit auf Zukunft.

Ein Streifen zum Nachdenken

„Mich interessiert, wie die Globalisierung Landschaften verändert, wie die Konditionen unseres Lebens im Hier und Jetzt sind, wie das in einer Gesellschaft ist, wo die Verwurzelung nicht mehr da ist“, erklärt Regisseurin Anna Sofie Hartmann. Für sie ist die Ethnologin Dara auch eine Art Selbstidentifikationsfigur. Denn wie sie sucht Hartmann filmisch die Spuren, die Menschen hinterlassen.

„Es gibt Filme, die nehmen dich an der Hand und du musst nur mitgezogen werden. Dieser Film lädt dich ein, mitzulaufen und selbst zu entdecken“, sagt Hartmann. Es ist also schon ein Streifen zum Nachdenken. Doch man müsse weder Akademiker noch von der Ostsee sein, um einen Sinn im Film zu finden. Ein bayerischer Bauer, der im Drang der Modernisierung auf Ferienhäuser umstellt, könne sich da ebenso gut wiederfinden.