Freizeit
Urban Gardening geht auch in Regensburg

Der Verein Transition betreibt mehrere Gemeinschaftsgärten. Mitglieder können Kräuter und Gemüse anbauen – und ernten.

31.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:09 Uhr
Leonie Hohlfeldt
Wer im PAT-Garten in Regensburg mitarbeiten will, muss nur sechs Euro Jahresbeitrag zahlen. −Foto: Ehras

Der 600 Quadratmeter große Garten am Prüfeninger Autobahntunnel (PAT) Regensburg ist ein echter Hingucker. Christina Ehras vom Verein Transition Regensburg leitet zusammen mit Simon Schindler diesen Garten. Unter dem Dach von Transition gibt es mehrere Gardening-Projekte –und der PAT-Garten ist eines davon. Christina Ehras hat uns erzählt, was in einem Gemeinschaftsgarten angebaut wird, wie man dort mitmachen kann und warum es großartig ist, zu gärtnern.

Was wird im PAT-Garten angebaut?

Das ist unterschiedlich und ändert sich mit den Leuten, die aktiv sind. Was wir haben, ist ein gemeinschaftliches Kräuterbeet, wo Lavendel, Salbei, Rosmarin, Minze und Bohnenkraut wachsen. Außerdem gibt es ein gemeinsames Brennnesselbeet. Die Gärtner haben dieses Jahr viel Spinat gepflanzt, und die Radieschen sind jetzt in der Erntesaison. Manche bauen nur Blumen an, weil sie die Ästhetik schätzen und mit Gemüse nicht viel anfangen können. Insgesamt ist es bei uns kunterbunt!

Achten Sie im Garten auf eine Vielfalt verschiedener Pflanzenarten?

Darf im Garten jeder das Gemüse ernten?

Das Ernten ist den Mitgliedern des Hochbeetgartens vorbehalten. Wir sind aber im öffentlichen Raum und deswegen bekommt das Gemüse auch mal Beine (lacht). Bedauerlicherweise werden manchmal ganze Pflanzen mitgenommen.

Gibt es Lösungen für das Diebstahlproblem im PAT-Garten?

Über die Jahre haben sich Tricks angesammelt, die wir den Gärtnern mitgeben. Beispielsweise sollte man keine großen Tomatenpflanzen mit riesigen Früchten anbauen, sondern Wildtomaten. Diese sind ohnehin robuster. Denen macht der Regen nichts aus und die wuchern übers Beet. Und bei so vielen Früchten macht es nichts, wenn eine mitgenommen wird.

Wie kann man sich beteiligen?

Alle Interessierten können sich am Anfang des Jahresüber unsere Website anmeldenoder im Garten vorbeikommen. Nach der Anmeldung erhält man eine Beet-Patenschaft für ein Hochbeet, welches man sich mit Personen teilen kann. Das läuft für ein Jahr. Im nächsten Jahr schauen wir, wer neu ist und wer aufgehört hat, und dann verteilen wir die Beete um.

Werden neue Mitglieder von erfahrenen Gärtnern an die Hand genommen oder ist das „learning by doing“?

Wir bieten unsere Hilfe an, aber erfahrungsgemäß wollen viele erstmal ausprobieren. Wir haben regelmäßige Gruppentreffen, in denen man sich austauschen kann.

Wie organisiert sich der Gemeinschaftsgarten?

Die Gruppe organisiert sich selbst. Derzeit sind wir 35 Leute und die Aufgaben haben wir an verschiedene Gruppen verteilt. Wenn sich Personen um die Gemeinschaftsbeete kümmern möchten oder um die Wasserversorgung, dann sind sie dafür verantwortlich.

Bezeichnung: Umsetzung:
Obst und Gemüse in Stadtgebieten selbst anzubauen, ohne dafür einen großen Garten zu benötigen – das ist Urban Gardening.Pflanzen können eigentlich überall wachsen –sei es auf dem Balkon, der Dachterrasse oder auch im Wohnzimmer. Die Größe des Platzes spielt kaum eine Rolle.

Wie finanziert sich der Gemeinschaftsgarten?

Wenn man im Garten mithelfen möchte, ist das an einen Jahresbeitrag von sechs Euro gebunden. Das ist eine Rücklage, wenn etwas kaputt geht oder für die Pachtgebühren an die Stadt Regensburg. Der Betrag ist aber sehr gering, wir wollen, dass jeder mitmachen kann. Und wenn es da Probleme gibt, kann man mit uns sprechen. Außerdem bekommen wir von der REWAG einmal im Jahr ein Standrohr und Wasser gestellt. Bei größeren Projekten wie für einen neuen Werkzeugschuppen, haben wir einen Zuschuss von der Stiftung „Anstiftung“ bekommen.

Was gefällt Ihnen am Projekt?

Die selbstständige Versorgung finde ich super! Man verursacht keinen Verpackungsmüll, kein CO2 durch Transportwege, etc. Außerdem sind die Gärten gut erreichbar. Wenn ich Kräuter haben will, muss ich nur aus der Haustüre gehen. Zudem erlebe ich den Jahresverlauf intensiver: Im Winter bin ich kaum dort. Sobald es das Wetter zulässt und man die ersten Samen säen kann, bin ich draußen und lerne viel über die Pflanzen.

Glauben Sie, dass sich Urban Gardening in der Gesellschaft etablieren wird?

Das hoffe ich! Weil es eine großartige Sache ist. Die Flächen sind vorhanden, man könnte überall etwas anbauen. Es braucht für das Projekt Leute, die das anstoßen, mitmachen und betreuen. Urban Gardening kann auch der Balkon sein, das trägt genauso zu dem Gedanken bei.