Auswertung
Vegan is(s)t Regensburg einsame Spitze

Die Angebote für Menschen, die sich ohne tierische Produkte ernähren, sind oft rar. Hier aber ist die Auswahl groß und gut.

12.01.2018 | Stand 16.09.2023, 6:15 Uhr
In Regensburg gibt es auf die Einwohnerzahl verteilt so viele gut bewertete Lokale mit veganem Angebot wie sonst in keiner anderen Stadt in Deutschland: zum Beispiel das Taracafé von Estella Schweizer Foto: mrf −Foto: mzred

Regensburg hat schon viele Titel verliehen bekommen: Die Stadt zählt zum Unesco-Welterbe, war freie Reichstadt und Single-Hauptstadt. Zudem wird sie als die „nördlichste Stadt Italiens“ bezeichnet. Jetzt kann sich die Domstadt noch einen weiteren Titel anheften: Umgerechnet auf die Einwohnerzahl gibt es hier deutschlandweit die meisten gut bewerteten Restaurants mit einem veganen Angebot. Das geht zumindest aus der Auswertung von Fabian Kreipl hervor.

Der Regensburger und sein Team haben vor einigen Jahren die App „Vanilla Bean“ entwickelt. Menschen, die sich ohne tierische Produkte ernähren, finden mit Hilfe von „Vanilla Bean“ Restaurants mit veganem Angebot in ihrer Umgebung. Wer einem der Restaurants einen Besuch abgestattet hat, kann in der App auch seine Bewertung dazu abgeben, wie gut es ihm dort geschmeckt hat. Dafür gibt es eine Skala von bis zu fünf Sternen und eine Kommentarfunktion.

Diese Sprüche gehen Veganern ordentlich auf die Nerven. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie.

Diese Bilderstrecke ist leider nicht mehr verfügbar.

Regensburg, dann lange nichts

Diese Bewertungen wiederum wertete das Vanilla-Bean-Team vor kurzem aus. Dadurch kamen es auch zu dem Ergebnis, dass es in Regensburg auf die Einwohnerzahl gerechnet so viele gut bewertete Restaurants mit veganem Angebot wie sonst nirgends in Deutschland gibt. Zum Vergleich: In Berlin, der Stadt mit den meisten veganen Angeboten, gibt es laut der Daten aus der App pro 100 000 Einwohner im Durchschnitt 0,74 dieser besonders gut bewerteten Lokale, in Regensburg beträgt dieser Wert 3,4. „Regensburg liegt mit einem gesunden Abstand vorne“, sagt Kreipl. Auf den Rängen folgt lange nichts, dann Heidelberg. Ab dem dritten Platz – den hat Mannheim ergattert – wird das Feld schon ziemlich dicht.

Die App: Vanilla Bean

Der App-Entwickler sieht mehrere Gründe für diese Dichte an gut bewerteten Lokalen in Regensburg. Einerseits gibt es hier viele Studenten. Für Kreipl sind das junge, urbane Menschen, die sich von der veganen Ernährungsweise begeistern lassen. Andererseits gibt es seiner Meinung nach mit dem „kAffé dAdA“ hier schon seit Jahren ein erfolgreiches, veganes Lokal. „Das Geschäftsmodell könnte auf andere Gastronomen inspirierend gewirkt haben“, vermutet Kreipl. Er weiß beispielsweise vom Betreiber einer Pizzeria, der nach dem Vorbild dieses Lokals eine Pizzakarte für Veganer zusammengestellt hat.

Kreipl selbst lebt seit etwa sechs Jahren vegan. Zuvor ernährte er sich vegetarisch. Es gab aber auch immer wieder Phasen in seinem Leben, in denen er auch Fleisch zu sich nahm. Er ist auf dem Dorf aufgewachsen und hatte sich schon als Kind nicht mit dem Gedanken anfreunden können, dass Menschen manche Arten als Haus- und andere als Nutztiere halten. Deswegen stellte er seine Ernährung um.

Seit er vegan lebt, fühle er sich gesünder, leichter und leistungsfähiger im Kopf. „Veganer sind seltener übergewichtig“, sagt auch Julia Axer. Sie ist selbstständige Ernährungsberaterin in Regensburg. Weiterhin gebe es auch Studien über Diabetiker, die sich vegan ernähren. Bei manchen seien die Symptome der Krankheit abgeklungen.

Unser Kollege hat ein veganes Lokal getestet.

„Die Umstellung ist drastisch“

Der Veganer Kreipl warnt aber auch: „Wer ausschließlich veganes Junkfood ist, wird dabei nicht gesünder“, sagt er. „Vegane Ernährung ist nur dann gesund, wenn die Menschen auch darauf achten, genügend Nährstoffe zu sich zu nehmen“, bestätigt auch Ernährungsberaterin Axer. Deswegen rät sie jedem, der überlegt, in die vegane Lebensweise einzusteigen, sich vorher genau darüber informieren. Diese Menschen hätten eine drastische Umstellung vor sich.

„Veganer müssen grundsätzlich darauf achten, dass ihnen durch ihre Art der Ernährung keine Mängel entstehen“, sagt Axer. Diese Mangelernährung macht sich etwa durch Erschöpfung und Konzentrationsschwierigkeiten bemerkbar. Das Augenmerk sollte deswegen auf den Aminosäuren liegen. Denn ein Mensch, der zu wenig Eisweiß zu sich nimmt, wird Muskeln abbauen. Die Eiweiszufuhr sichern Veganer etwa mit Hülsenfrüchten, Soja oder Bohnen. „Dazu müssen sie aber genau wissen, welche Nährstoffe in welchen Mengen in bestimmten Nahrungsmitteln enthalten sind“, sagt Axer. Ein weiterer Knackpunkt bei der veganen Ernährungsweise ist für die Ernährungsberaterin die ausreichende Versorgung mit dem Vitamin B12. Dieses Vitamin nimmt der Mensch ausschließlich über tierische Produkte zu sich, dafür bleibt es im Körper lange gespeichert. Veganer greifen für die Versorgung mit diesem Vitamin beispielsweise auf eine spezielle B12-Zahnpasta zurück.

Weitere Nachrichten aus Regensburg finden Sie hier.

Aktuelle Nachrichten von mittelbayerische.de jetzt auch über WhatsApp. Hier anmelden:http://www.mittelbayerische.de/whatsapp.