Wenn der Angeklagte kein Geld auftreibt, ist das Engagement von Rechtsanwalt Johannes Büttner (r.) vergebene Liebesmüh. Foto: Ziegler
Regensburg.In dem Prozess um die zweifache Vergewaltigung einer 14-Jährigen vor der Jugendkammer
des Landgerichts Regensburg dreht sich momentan alles um ein Schmerzensgeld für das
Mädchen. Angesichts der Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wäre dies eine faustdicke
Überraschung. Dies umso mehr, als die Anklageschrift nicht die ganzen Geschehnisse
jener Nacht zum 17. Januar dieses Jahres wiedergibt.
#Weil die 14-Jährige volltrunken war, brachte sie der Angeklagte zusammen mit seiner
Tochter ins Schlafzimmer, wo man ihr gemeinsam die Straßenkleidung auszog und sie
ins Bett legte. Der 33-Jährige soll sich dann zu ihr gelegt und sie das erste Mal
vergewaltigt haben. Als die Tochter des Mannes wenig später wieder ins Schlafzimmer
kam, habe sie davon nichts bemerkt, heißt es. Sehr wohl sah sie aber, dass ihr Vater
mit entblößtem Oberkörper neben ihrer Freundin lag. Sie forderte ihn auf, sich sofort
etwas anzuziehen und legte sich – so steht es auch in der Anklageschrift – ebenfalls
mit in das Bett, wo man nun zu dritt war. Alsbald stand sie aber wieder auf und begab
sich ins Wohnzimmer der Wohnung. Der Angeklagte soll das Mädchen nun erneut vergewaltigt
haben.
#Nach dem Übergriff tauschten sich die beiden Freundinnen über die Tat aus, verließen
die Wohnung und gingen in den frühen Morgenstunden, zu dem Mädchen, mit dem sie zuvor
gefeiert hatten, das sich aber frühzeitig verabschiedet hatte. Der Besuch mitten in
der Nacht weckte auch dessen Eltern, vor denen man die Vorkommnisse nun nicht mehr
verheimlichen konnte. Der Vater dieses Mädchens rief daraufhin einen seiner Freunde
an und gemeinsam suchten die Männer die Wohnung des angeblichen Vergewaltigers auf,
um ihn zu vermöbeln. Der 33-Jährige wurde dabei zwar verletzt, aber scheinbar nicht
so sehr, dass die Staatsanwaltschaft ein förmliches Ermittlungsverfahren einleitete.
#Angeklagter muss Geld auftreiben
#Kurz nachdem das „Rollkommando“ verrichteter Dinge wieder abgezogen war, kam dann
die inzwischen verständigte Polizei und nahm den 33-Jährigen vorläufig fest. Ein Ermittlungsrichter
ordnete tags darauf Untersuchungshaft an, in der der Kraftfahrer seit nunmehr 18.
Januar sitzt. Dort stritt er die Tat auch gegenüber seinem Pflichtverteidiger Johannes
Büttner stets ab, sprach stattdessen von einem einvernehmlichen Kontakt und verfolgte
diese Strategie am ersten Verhandlungstag zunächst auch vor der Jugendkammer. Erst
nachdem ihm sein Anwalt mit viel Geschick klar machen konnte, dass er angesichts der
erdrückenden Beweislast mindestens sechs Jahre in den „Bau“ marschiert, wenn er nicht
gesteht, schwenkte der 33-Jährige um und räumte die Tat ein.
#Neben dem Geständnis brachte Rechtsanwalt Büttner auch einen sogenannten Täter-Opfer-Ausgleich,
eine Art Schmerzensgeld für das Mädchen, ins Gespräch – ein adäquates und gängiges
Mittel, um eine mildere Strafe zu erreichen. Nachdem der Vertreter der Familie der
14-Jährigen, Rechtsanwalt Jörg Sodan, zunächst einen Betrag von 50 000 Euro aufgeworfen
hatte, einigten sich die Prozessbeteiligten schließlich auf 20 000 Euro. Die bzw.
zumindest eine Anzahlung von 5000 Euro muss der mittellose Kraftfahrer nun bis zum
nächsten Verhandlungstag am 30. September auftreiben. Wenn nicht, werden die Karten
noch einmal neu gemischt.
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