Aktie
Vitesco startet an der Börse

Der Regensburger Antriebshersteller wird für einen Tag in den Dax aufgenommen. Der Börsengang birgt auch Risiken.

16.09.2021 | Stand 16.09.2021, 4:30 Uhr
Vitesco Technologies will jetzt als eigenständiges Unternehmen Gas geben. −Foto: Vitesco Technologies

Vitesco gibt sein Debüt an der Börse. Die Spannung beim Regensburger Antriebshersteller ist groß. Der Eröffnungskurs der Aktien wird durch eine Eröffnungsauktion im Rahmen der Erstnotiz an der Frankfurter Wertpapierbörse gebildet. Das vom Automobilzulieferer und Reifenhersteller Continental abgespaltene Unternehmen hat seine neue Strategie auf die Elektromobilität ausgerichtet und will sich nach und nach aus verbrennerspezifischen Technologien zurückziehen. Die Gewinnschwelle mit Elektroprodukten hat Vitesco-Chef Wolf für 2024 im Blick.

Abspaltung birgt auch Risiken

Noch ist das reine Elektrogeschäft aber vergleichsweise gering. Beobachter sehen hierin ein Risiko. „Noch machen Elektroantriebe nur einen kleinen Teil des Geschäfts aus. Das muss sich ändern, damit Vitesco nicht als ‚Resterampe‘ von Continental wahrgenommen wird“, schreibt das Handelsblatt. Das gelte auch, weil mit der vollständigen Abspaltung von Continental ein Großteil der Risiken des laufenden Verfahrens im Dieselskandal bei Vitesco bleibt. Andererseits erlebt die Elektromobilität einen Hype, der durch die Diskussionen um den Klimawandel und staatliche Förderungen befördert wird.

Die Continental-Aktionäre hatten der Abspaltung Ende April zugestimmt. Die Conti-Aktionäre bekommen neue Vitesco-Aktien im Verhältnis 5 zu 1 zugeteilt, das heißt je ein Vitesco-Papier für fünf Continental-Aktien. Nach erfolgter Zuteilung der Aktien und mit dem voraussichtlichen Handelsauftakt sind die Aktien von Vitesco frei handelbar, wie es hieß.

Vitesco-Chef erwartet Umsatzbelastung durch Chipkrise

Im Geschäftsjahr 2021 rechnet Vitesco mit einer deutlichen Umsatzbelastung durch die Chipkrise. „Das macht für uns schon einen wesentlichen Betrag am Umsatz 2021 aus“, sagte Vorstandschef Andreas Wolf der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“. Der Engpass bei Computerchips habe die guten Perspektiven für die ganze Branche „massiv eingebremst“. Der globale Automarkt werde in diesem Jahr statt prozentual zweistellig nur noch einstellig zulegen.

Aus Sicht von Wolf zeichnen sich bei dem Chipengpass noch zwei bis drei schwierige Monate ab. „Vielleicht gibt es bis Anfang 2022 eine leichte Entspannung, weil Chiphersteller ihre Kapazitäten ausbauen“, sagte er. „Das heißt aber nicht, dass wir dann den Normalzustand erreicht haben.“

Einen Tag im Dax

Vitesco Technologies wird am heutigen Donnerstag als zusätzlicher Wert im deutschen Leitindex notieren – aber nur für einen Tag. Aussichten auf einen regulären Platz im Dax, der am 20. September um zehn auf 40 Unternehmen erweitert wird, hat das Regensburger Unternehmen nicht. Geht es nach dem Management um den Vorstandsvorsitzenden Wolf und Finanzchef Werner Volz, soll Vitesco perspektivisch in den MDax aufsteigen.

Zum Umbau gehört auch der Wegfall von Arbeitsplätzen im klassischen Verbrennergeschäft. Conti hatte für den Gesamtkonzern bis Ende des Jahrzehnts von bis zu 30 000 der zuletzt gut 233 000 Stellen gesprochen, die wegfallen oder sich verändern könnten. Vitesco startet mit 40 000 Mitarbeitern. Wie viele Jobs davon wegfallen könnten, sagte Wolf zuletzt nicht. (dpa/ct)

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