Regionaler Jahresrückblick im Video
Von Lotto-Otto bis zu Drache Fanny: Das sind die Menschen, die 2022 bewegten

03.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:43 Uhr

Große Bühne für die Gäste: Die Moderatoren Marina Gottschalk und Martin Lindner (li.) führten durch den Abend.

DerJahresrückblick „Menschen, die bewegen“schaut zurück auf Ereignisse, die die Region im Jahr 2022 beschäftigten. Das erste Mal seit der Pandemie durfte die Veranstaltung wieder mit Publikum stattfinden.



Wie soll man sich von 2022 verabschieden? Ein Jahr, das die Menschen erschüttert hat. Krieg in der Ukraine. Die Energiekrise, die hohe Inflation. Die Armut, die immer mehr Menschen erfasst. Wie soll man sich von einem Jahr verabschieden, das so viele schlechte Nachrichten lieferte? Ganz einfach: Mit Menschen, für die 2022 aus unterschiedlichen Gründen besonders war. Beim regionalen Jahresrückblick „Menschen, die bewegen“ blickten sie mit den Moderatoren Marina Gottschalk und Martin Lindner zurück. Während der Aufzeichnung am Donnerstagabend im Akademietheater Regensburg kullerten auch Tränen. Es waren Freudentränen!

Aber der Reihe nach: Nach zwei Jahren Pandemie durfte die Veranstaltung wieder mit Publikum stattfinden. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg und Kulturreferent Wolfgang Dersch verfolgten mit weiteren geladenen Gästen die Aufzeichnung und stellen fest, wie schnell doch Ereignisse in der eigenen Erinnerung verblassen.

Teamgeist und ein Herz für Arme

Hängen bleiben werden aber Geschichten, die die Talkgäste verrieten. Vor allem für den Trainer der Regensburger Eisbären, Max Kaltenhauser, könnte das Folgen haben. Er witzelte auf die Frage, wohin die Reise der Mannschaft noch gehen könnte: „Wenn die Tabelle so endet, könnte ich nackert ums Rathaus laufen.“ Aktuell stehen die Eisbären auf Rang 6 in der DEL 2. Für die Aufsteiger ein Tabellenplatz, mit dem sie nicht gerechnet hatten. Das Erfolgsrezept, so ergänzte der langjährige Kapitän Peter Flache, der nach dem Aufstieg sehremotional seinen Rücktritt erklärthatte, sei der Teamgeist gewesen. „Wir waren eine geschlossene Einheit.“

Arno Birkenfelder und Moni Hölzl, die Motoren derRengschburger Herzen, berichteten von der Not in der Stadt, der sie mit einem großen Kreis von Unterstützern etwas entgegensetzen wollen. Doch es werden immer mehr Armutsbetroffene und die Spendenbereitschaft sinkt. Das treibt Birkenfelder, dem das Helfen in die Wiege gelegt wurde, rund um die Uhr um. Dass der Mann mit der Latzhose auch noch eine ganz andere Seite hat, verriet seine Lebenspartnerin. „Er ist ein Wahnsinns-Shoppingberater.“

Der Lotto-Otto aus Rimbach

Vor einem Jahr wurde der Schauspieler Johannes Berzl für seinen Berufswunsch noch belächelt. Jetzt kennt ihn jeder, der die Eberhofer-Krimis kennt. Denn der Rimbacher ergatterte in der Verfilmung von „Gugelhupf-Geschwader“ eineRolle an der Seite von Sebastian Bezzel und Simon Schwarz. Als „Lotto-Otto“ wird er nun auf der Straße begrüßt, posiert für Selfies und schreibt Autogramme. „Ganz krass“, findet das der 22-Jährige, der Medienwissenschaften studiert. Die Schauspielerei will er weiter forcieren: Gespräche für neue Projekte gibt es bereits.

Kürzer treten will dagegen Inge Faes, die Grande Dame des Statt-Theaters. Ihr Abschiedprogramm heißt „Im Abgang blumig“. Der Entschluss, so erzählte sie, sei schon während der Pandemie gefallen. Faes, die Kabarettisten wie Urban Priol und Dieter Nuhr in ihren Anfängen begleitete, hätte viele Anekdoten aus 40 Jahren zu erzählen. Sie beschränkte sich auf eine Pudelgeschichte um Helen Vita. Die, so sagte Faes, sei nur dort aufgetreten, wo es Tierärzte gab, die Frischzellenkuren für Hunde anboten. Das gab es wohl damals in Regensburg und so reisten „Püppi“ und sein Frauchen an.

Herausforderungen und Erfahrungen

Mit Marotten von Prominenten hat auch Fotograf Rainer Fleischmann bisweilen zu tun. Er steht bei den Regensburger Schloßfestspielen ebenso am roten Teppich wie bei den Filmfestspielen in Cannes. Alan Delon zu fotografieren, sei phantastisch gewesen, schwärmte er im Gespräch mit Marina Gottschalk. Robert de Niro wäre auch so ein Typ, den gerne vor der Linse hätte. Ansonsten will sich der Promi-Fotograf im kommenden Jahr einem anderen Thema widmen. „Mehr Drama“, wolle er einfangen und dafür nach Israel und in die Ukraine reisen.

Was passiert, wenn US-Präsident Joe Biden mit seiner Limousine über Landstraßen vom Flugplatz zum G7-Gipfel nach Elmau reisen will? Polizeidirektor Thomas Hecht hatte dicke Schweißperlen auf der Stirn. Denn diese Tour war nicht nur personell, sondern auch aus sicherheitstechnischen Gründen eine Herausforderung, wie er im Interview verriet. Denn während dieser Fahrt gab es eine Alarmierung über Gasgeruch auf der Strecke, deren Spur zu einem Hobbygriller führte, einen Geisterfahrer, einen verirrten Bus und eine Drohne. Aber das Mitglied des Planungsstabes und sein Team meisterten alles ohne Pannen. „Eine riesen Herausforderung, aber auch eine tolle Erfahrung.“

Bilder gegen Heimweh

Auch Gabriela Zankl hat eine Herausforderung angenommen und ihr geliebtes Regensburg verlassen, um als Ordensschwester in Jerusalem zu leben. Dafür gab sie ihren Job am Konsistorium der Diözese auf, was ihr sehr schwer gefallen sei – „auch wegen der Kollegen“. Wenn sie das Heimweh überkomme, dann schaue sie sich Bilder von Dom und Steinerner Brücke im Internet an, verriet sie im Interview mit Christian Eckl, das per Videocall aufgezeichnet wurde.

Stressbewältigung, Reizüberflutung – das sind Themen, mit denen sich Prof. Volker Busch, Facharzt für Neurologie sowie Psychiatrie, auseinandersetzt. In der Stressambulanz am Uniklinikum Regensburg erlebt er Menschen, die stark belastet sind. Die Idee für „Kopf frei“ sei lange vor der Pandemie entstanden. Das Buch schaffte es auf Anhieb in die Spiegel-Bestsellerliste. Inzwischen kam der Podcast „Gehirn gehört“ dazu, der Tipps gibt, um Ängste und Stress abzubauen. In diesem Jahr wurde Busch für seine Art, komplexe medizinische Themen spannend und humorvoll darzustellen, zum „Speaker des Jahres“ ernannt. Ob er einen Tipp habe, wie man in der Vorweihnachtszeit herunterkommen könne, wollte Martin Lindner wissen. „Raus in die Natur! Das kann man gar nicht oft genug empfehlen.“

Emotionales Ende

In Filmbeiträgen besuchten Reporter weitere Menschen aus der Region, die ein bewegtes Jahr 2022 hatten: Die reisende Familie Wegner, die AG Ukrainehilfe, die medizinische Güter sammelt und in das kriegsgebeutelte Land liefert, Physiotherapeut Mitch Seidel, der die Rodler Olympia-fit machte und das Team um den Further Drachenflüsterer Thomas Roßmann.

Zum Ende der Veranstaltung, die Markus Engelstädter und Bernd Meyer musikalisch umrahmten, wurde es noch einmal emotional: Der Leiter des BMW Group Werk Regensburg, Carsten Regent, überreichte symbolisch den Schlüssel für den ersten in Regensburg produzierten BMW iX1 an den Bunten Kreis KUNO Familienhilfe. „Wir verstehen uns als Partner in der Region und wollen etwas zurückgeben“, sagte Regent. Bei Renate Fabritius-Glaßner kullerten sofort die Tränen. „Ich bin sprachlos. Danke, dass sie unsere Arbeit wertschätzen und unterstützen“, sagte sie im Namen ihres Teams, das in sieben Jahren 180.000 Kilometer gefahren ist, um Familien mit frühgeborenen und kranken Neugeborenen zu unterstützen. Der elektrische BMW soll den Fahrgenuss für die Helfer erhöhen, sagte Regent und schmunzelte. Er hatte nämlich erfahren, was dem Kuno-Team besonders wichtig war: eine Sitzheizung.

Ausstrahlung:Die Gemeinschaftsveranstaltung wird am Samstag ab 19 Uhr auf www.mittelbayerische.de und TVA Ostbayern ausgestrahlt.

Sponsoren:Hauptsponsor ist das BMW Group Werk Regensburg unterstützt von der Volksbank-Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf.

Spenden:Der Bunte Kreis ist auf Spenden angewiesen (DE08 7502 0073 0371 4075 96). Auch die Rengschburger Herzen brauchen weitere Unterstützung (DE74 7506 0150 0000 4011 88). Weitere Sach- und Geldspenden bräuchte zudem die AG Ukrainehilfe (DE30 7007 0024 0222 0473 00).