Interview
Was hilft gegen Schwänzen?

Monika Schanderl von der Universität Regensburg erklärt im Interview, warum Bußgelder allein oft wenig bringen.

28.04.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr
Kathrin Robinson

Monika Schanderl von der Uni Regensburg

Frau Schanderl, Sie arbeiten am Lehrstuhl für pädagogische Psychologie. Wie schafft man es, Schulschwänzer wieder zurück an die Schule zu bekommen?

Da muss man im Detail schauen, ob es sich um Gelegenheitsschwänzer handelt, um Regelschwänzer, die häufig etwa die ersten oder letzten Stunden weg- bleiben, oder um Intensivschwänzer, die durch ständige Abwesenheit glänzen. Die kann man nicht alle über einen Kamm scheren und einfach Bußgelder verhängen. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum jemand schwänzt.

Zum Beispiel?

Schwänzen kann ein Ausdruck pubertärer Verweigerungshaltung sein, oder ein Schrei nach Aufmerksamkeit, wenn man zum Beispiel von den Eltern nicht wahrgenommen wird. Sehr oft stecken auch chronische Krankheiten, psychische Probleme oder Ängste dahinter. Da bringt es dann erst recht nichts, jemanden mit der Polizeistreife vorfahren zu lassen.

Was raten Sie?

An vorderster Stelle stehen pädagogische Maßnahmen. Lehrer, Eltern und Sonderpädagogen müssen an einem Strang ziehen, herausfinden, wo die Ursachen liegen, und dann früh reagieren, damit sich die Schüler wieder aufgehoben fühlen. Man kann mit den Schülern verhaltenstherapeutisch arbeiten. Es kann auch schon helfen, für Schulverweigerer Abholdienste durch andere Schüler zu organisieren. An manchen Schulen werden auch symbolische Verträge mit Schulschwänzern und ihren Eltern ausgehandelt, die festhalten, welche Ziele der Schüler erreichen muss, und was er bekommt, wenn er den Vertrag erfüllt.

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