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Wenn der Tod zum Arbeitsalltag gehört

Die Leichenversorgung und Beisetzungen sind Teil von Marie Gmeiners Ausbildung. Die 16-Jährige will Bestatterin werden.

02.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:54 Uhr
−Foto: Hanke-Zilles

Marie Gmeiner deutet auf einen Kühlschrank mit der Aufschrift ′Sternenkinder’. „Hier sind die Frühgeburten, die nicht überlebt haben und die Totgeburten drin“, sagt sie. Seit sechs Monaten gehört der Anblick von verstorbenen Babys und älteren Menschen zu ihrem Alltag, denn sie macht eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft in Regensburg.

„Wer spricht in der Schule schon über den Ausbildungsberuf des Bestatters?“Marie Gmeiner

Wer Marie Gmeiner zum ersten Mal sieht, der wird wohl kaum vermuten, dass diese junge, langhaarige Frau mit den manikürten Fingernägeln keine Scheu davor hat, tote Menschen anzufassen oder Trauernde über Särge und Urnen zu beraten. Doch die Klischees im Kopf verschwinden schnell, sobald Marie beginnt, von ihrem Berufsalltag zu erzählen. Die 16-Jährige ist wortgewandt und bleibt stets in ihrer professionellen Rolle als Bestatterin. Dass sie gerade diese Ausbildung wählte, sei allerdings nicht immer ihr Plan gewesen. „Wer spricht in der Schule schon über den Ausbildungsberuf des Bestatters?“, sagt sie.

Marie wollte Erzieherin werden

Während ihrer Schulzeit absolvierte Marie Gmeiner ihre Praktika vorwiegend in verschiedenen Kindergärten. Daher stand ihr Berufswunsch schnell fest – sie wollte Erzieherin werden. Ihr Vater, der auch bei der Stadt Regensburg arbeitet, erfuhr schließlich, dass die Stadtverwaltung nach einem Auszubildenden für das Städtische Bestattungswesen suchte. Marie informierte sich im Internet und mithilfe von Youtube-Videos über das Berufsbild und bewarb sich kurzerhand.

Und das bereut sie bis heute nicht. Denn ihr Beruf sei abwechslungsreich und kreativ. Maries Ausbildung findet an zwei verschiedenen Orten statt. So arbeitet sie entweder phasenweise im Büro des Städtischen Bestattungswesens am Dachauplatz oder am Friedhof am Dreifaltigkeitsberg. Im Stadtbüro führt die 16-Jährige Trauergespräche mit den Angehörigen der Verstorbenen und plant Beerdigungen.

Am Dreifaltigkeitsberg hat Marie wohl die meisten Berührungspunkte mit dem Tod, denn dort besteht ihre Arbeit vor allem aus der Leichenversorgung, der Abholung von Verstorbenen und aus Beisetzungen. Bei der sogenannten Leichenversorgung werden Tote gereinigt, angezogen und möglichst ästhetisch zurechtgemacht. Ihre erste Versorgung sei noch sehr ungewohnt gewesen: „Man glaubt das gar nicht, wie kalt ein Verstorbener tatsächlich ist.“ Schlimm sei die Arbeit mit den Toten aber nicht, vielmehr empfinde sie diese Aufgabe als ehrenvoll. Das Einzige, was ihr immer noch schwer falle, sei der Anblick eines Sargs, der verbrannt wird. „Ich mag dieses Gefühl einfach nicht, wenn die Ofenklappe aufgeht und der Sarg hineinfährt – daran werde ich mich wohl nie gewöhnen“, sagt sie.

Protagonistin in Überpfalz

Deswegen will Marie nach ihrem eigenen Tod auch nicht verbrannt werden. Eine konkrete Vorstellung von ihrer Trauerfeier habe sie aber noch nicht. „Ich weiß natürlich, was es für Möglichkeiten gibt, aber eine Bestattungsvorsorge werde ich frühestens mit 30 oder so angehen“, denkt sie. Marie ist Protagonistin der zweiten Staffel von Überpfalz, dem Reportageformat der Mittelbayerischen auf Youtube. In dieser Folge beleuchten wir den Alltag der Auszubildenden. Außerdem plant MZ-Reporterin Sophia Bösl im Video ihre eigene Beerdigung. Abonnieren Siehier den Kanal, um keine Folge zu verpassen.