Spirituosen
Whisky nippen und verstehen

„Trinken kann schlaumachen“, sagt Pit Krause. Er schart Genießer um sich, denen es nicht um das „be“ vorm trinken geht.

03.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr
Pit Krause in einem seiner Whisky-Keller. Rund 7000 Flaschen umfasst sein Bestand an Whisk()e)ys, Rum und Cognacs. −Foto: Klein

Mitgliederversammlungen sind nichts für Peter (Pit) Krause. Beim Whisky- und Spirituosenclub „slowdrink“ nennt man die Zusammenkünfte vielmehr „Tastings“. Das Wort steht für „schmecken“ und Vereinsmeierei oder hierarchische Strukturen wären nun gar nicht nach dem Geschmack des renommierten Whisky-Kenners. So hat er einen offenen Club für feine Getränke ohne Verpflichtung für Teilnehmer ins Leben gerufen und Freunde feiner Spirituosen um sich geschart, die kultiviert mit Sachverstand feine Tropfen an stimmigen Locations genießen und genussfreundlich ihr Trinkwissen um die „komplexesten Getränke der Welt“ mehren.

Das Fachwissen des Straubinger Gymnasiallehrers scheint schier unendlich zu sein. Inzwischen schicken ihm Destillen aus aller Welt Proben von Whisky, Rum, Cognac und Gin und schätzen Krauses Urteil, das er als Kritiker auch in Guides und Fachliteratur veröffentlicht. Rund 5000 Freunde feiner Tropfen informieren sich inzwischen bei slowdrink. Dabei hat die Zahl dieser lockeren Club-Mitglieder noch nicht die Anzahl der Flaschen erreicht, die Pit Krause um sich versammelt hat. Etwa 7000 dürften es jetzt sein, darunter viele Raritäten, die man nicht (mehr) kaufen kann. Der Whisky-Papst ersteigert sie bei Auktionen, tauscht sie bei Sammlern ein, ergattert sie aus Erbschaften und Kellerverkäufen oder bezieht feine Tröpfchen aufgrund langjähriger Beziehungen direkt von Brennereien und reichert den edlen Stoff für die jährliche Club-Abfüllung noch weiter an. „70 Prozent des Geschmacks macht nämlich das Fass“, sagt Pit Krause, der auch daran arbeitet, neue Drinkkategorien wie einen Craft Bier Whisky zu erfinden.

Unlängst hat er ein leeres Sherry-Fass erworben und schwärmt: „Das Holz hat 30 Jahre lang den Geschmack des Sherrys aufsaugen dürfen“. In dem Fass bekommen nun rund 250 Liter feinen Whiskys ihre Vollendung, um dann an Club-Mitglieder verschickt zu werden. Das mit viel Witz und Liebe produzierte Label widmet sich jeweils aktuellen Themen. So gab es beispielsweise eine „Snowdens Reserve“ oder bei der Papstwahl Benedikts ein „Habemus Cerevisiam Destillatam“ – feingeistige Hüllen für hochprozentige Inhalte. Lachen gehört nämlich mit zum Genießen, lautet das Selbstverständnis des Clubs, der inzwischen etwa zehn Ableger bekommen hat.

In Seminaren werden Interessenten in die Geheimnisse der feinen Tropfen eingeführt. All das gibt es zum Selbstkostenpreis. „Wir sind eine reine Non-Profit-Organisation“, verspricht der Club-Chef, der täglich vier Stunden der guten Sache widmet. Sein Freund Dr. Gereon Motyka steht ihm gemeinsam mit anderen freiwilligen Helfern gerne zur Seite, die ohne Verpflichtung, aber mit Begeisterung helfen und auch Verkostungen leiten.

„Es ist mein Lebenswerk“, sagt Pit Krause angesichts der Schätze, die er in vielen Jahren gesammelt hat. Zuhause fassen die Kellerräume die Köstlichkeiten bald nicht mehr. Deshalb wäre ein Whisky-Museum sein Traum. Gut hundert Quadratmeter in angenehmer Umgebung, günstig zu mieten oder zu kaufen: danach sucht er nun genauso wie nach feinen Flaschen und neuen Freunden feiner Drinks.

www.slowdrink.de