Regensburg
„Widerborstigste“ feiern 50 Jahre Abitur

Die Klasse 13b von 1971 erinnert in einer 62-seitigen Broschüre an ein verstaubtes AMG und an zivilen Ungehorsam.

05.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:28 Uhr
Und so sieht die einst aufmüpfigste Klasse des Albertus-Magnus-Gymnasiums heute aus. −Foto: Pavlas

„Abitur vor 50 Jahren – wie es soweit kommen konnte und was danach geschah“ heißt eine 62-seitige Broschüre, die die Absolventen der Abschlussklasse 1971 am Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG) professionell gestalteten.Sie gehörten der 13b an, der wohl aufmüpfigsten Klasse an, die in der damals behäbigen Lehranstalt unterrichtet wurde. „Die war traditionsbewusst und etwas verstaubt, und der Schulleiter führte ein autoritäres Regiment, unter dem auch das stockkonservative, überalterte Lehrerkollegium zu leiden hatte“, sagt einer, der es wissen muss: der Klassenlehrer der Abschlussklasse, Gernot Sack. Der ist mittlerweile hoch in den Achtzigern, feiert aber gerne putzmunter mit seinen ehemaligen Zöglingen.

Diese hatten den Zeitgeist der 68er-Jahre aufgesogen und hinterfragten jede als angemaßt erscheinende Autorität. Ziviler Ungehorsam gehörte dazu, als etwa die Anstaltsleitung verhindern wollte, dass die Mitschüler an der Beerdigung eines Kameraden teilnahmen. Die Freunde verließen einfach das Gebäude und ließen verdutzte Pädagogen zurück. Direktoratsverweise zu sammeln war beliebt bei manchen. Provokation machte auch Spaß, etwa als sich eine Mitschülerin brav die Erlaubnis des Direktors zum Auftritt bei „Faust“ auf der städtischen Bühne einholte, und dann quasi nackt auf der Bühne stand. Ein hübsches Skandälchen wurde daraus.

Die lokale und überregionale Presse hatte ihre helle Freude an solchen Aktionen, die weit über das AMG hinausreichten. Die Schülerzeitungen Skunk und Antenne erstellten Dokumentationen über die Zustände in Regensburger Internaten oder zur Zensuren-Problematik, oder sie wirkten mit bei Aktionen gegen die damals anstehende Fahrpreiserhöhung der Stadtwerke.

Die Klasse hatte durchaus „Revoluzzer“ mit glaubenstreuen „Musketieren des Vatikans“ zu vereinen. Vielen Meinungsverschiedenheiten lag dabei eine ironische Brechung zugrunde, befindet Lehrer Sack. Persönliche Verletzungen gab es keine. Seit einem halben Jahrhundert kommt es deswegen zu regelmäßigen Treffen. (las)