Strom- und Gaskosten explodieren
Wie kommt die Regensburger Rewag durch die Energiepreis-Krise?

15.09.2022 | Stand 12.10.2023, 10:25 Uhr
Juliana Ried
Auch die Rewag erhöht die Gaspreise. Auf wie vielen Rechnungen sie sitzen bleibt, muss sich noch zeigen. −Foto: Tino Lex

Die hohen Energiepreise bringen erste Stadtwerke in Nöte – etwa in Leipzig, wo die Stadt ihrem Tochterunternehmen mit einem 150-Millionen-Euro-Darlehen half. Auch für die Rewag haben sie Folgen.

Die hohen Energiepreise bringen erste Stadtwerke in Nöte – etwa in Leipzig, wo die Stadt ihrem Tochterunternehmen mit einem 150-Millionen-Euro-Darlehen half. Der Städte- und Gemeindetag und der Verband kommunaler Unternehmen fordern einen Schutzschirm für Stadtwerke. Auch die Rewag schließt sich dieser Forderung an. Aktuell braucht sie aber keine Hilfe von außen, wie Sprecher Martin Gottschalk mitteilt.

Gottschalk sagt: „Ohne Zweifel stellt die Energiekrise auch die Rewag vor ergebnisbelastende Herausforderungen. Etwaige Zahlungsschwierigkeiten stehen derzeit in keiner Weise im Raum.“

Stadtwerke fürchten Zahlungsausfälle

Die Stadtwerke werden von den Strom- und Gaspreisen nicht nur belastet, weil sie teuer einkaufen müssen. Viele fürchten auch, dass sie auf vielen Rechnungen sitzenbleiben. Ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen sagt: „Normalweise liegt die Ausfallquote bei unter einem Prozent. Sollte es zu größeren Zahlungsausfällen kommen, beispielsweise fünf bis zehn Prozent oder gar noch mehr, dann kann das für die Stadtwerke bedrohlich werden.“

Rewag-Sprecher Gottschalk erklärt: „Die Rewag ist bislang in geringem Maße von Zahlungsausfällen betroffen. Wir sehen an dieser Stelle aber noch keine negative Entwicklung, die durch die Energiekrise bedingt wäre.“ Auch für 2022 insgesamt erwarte die Rewag keine höhere Ausfallquote. Allerdings war bisher auch nur ein Teil der Kunden mit höheren Preisen konfrontiert,etwa wenn Sonderverträge mit Hausverwaltungen endeten. Die Preise für Privatleute steigen zum 1. Oktober. Dann zahlen sie in der Grundversorgung – dieser Tarif steht auch Neukunden offen – 13,05 Cent statt 7,63 Cent pro Kilowattstunde. Dadurch hat ein Vierpersonenhaushalt mit einem Verbrauch von 18000 Kilowattstunden Mehrkosten von 977 Euro, zahlt insgesamt 2442 Euro. „Haupttreiber“ seien die vom Bund neu eingeführten Umlagen. Dass sich die Großhandelspreise für kurzfristig verfügbares Gas zwischen Juli 2021 und August 2022 fast verfünffacht hätten, spiele die kleinere Rolle.

Rewag hat langfristig orientierte Beschaffungsstrategie

Gottschalk erklärt: „Die Rewag verfolgt eine langfristig orientierte Beschaffungsstrategie und hat deshalb nur einen sehr geringen Anteil an kurzfristigen Zukäufen zu tätigen.“ Dazu komme es eigentlich nur, wenn das Unternehmen kurzfristig viele Kunden von Discountern „auffangen“ müsse, wenn diese die Versorgung einstellen, oder bei sehr langen Frostperioden.

Aufsichtsrat Thomas Burger (SPD) glaubt, die Rewag habe relativ gute Chancen, die Krise zu meistern. „Es zahlt sich aus, dass die Rewag sehr solide gewirtschaftet hat und dass sie ein regional verwurzeltes Unternehmen ist, dass viel Wert auf enge Kundenbeziehungen legt.“Aufsichtsrat Horst Meierhofer (FDP), der als Geschäftsführer des Landesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen und Rheinland-Pfalz die Branche gut kennt, sagt dagegen, Regensburg habe natürlich den „Vorteil eines gesunden Standorts der Wirtschaft, eines starken Arbeitsmarkts und sehr niedriger Arbeitslosenquoten“. Insofern fürchte er nicht, dass die Rewag insolvent gehe. Aber auch sie werde mit Zahlungsausfällen konfrontiert sein, wenn auch eher mit fünf als 15 Prozent.