Ernährung
Bio braucht mehr Nachfrage in Regensburg

Ökologische Landwirte in der Region tun sich beim Absatz bisweilen schwer. Für Abhilfe soll nun auch ein Wettbewerb sorgen.

14.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr
Auf dem Bismarckplatz hält Michael Beer sein Fleisch am liebsten wohlfeil. −Foto: Beer

Wenn Biolandwirt Michael Beer aus Bernhardswald am Samstag sein Rinder- und Schweinefleisch auf dem Bismarckplatz wohlfeil hält, geht ihm das Herz auf. Das ist sein Lieblingsmarkt. Denn wer sich auf dem Bismarckplatz mit Biolebensmitteln eindeckt, ist in Beers Augen ein „Überzeugungstäter“. Jede Woche bekommt er Rückmeldung, wie Wurst und Braten mundeten. Für ein Stück Fleisch vom Beerhof sind die Menschen bereit, 15 Minuten in der Schlange zu warten. Kunden wie diese könnte es Beers Ansicht nach mehr geben. Auch Josef Wittmann, Chef beim Bayerischen Bauernverband, sagt über das regionale Bio-Segment: „Es braucht eine deutlich größere Nachfrage aus Stadt und Landkreis.“

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Und das, obwohl es in der Domstadt eine beachtliche und wachsende Dichte an Biosupermärkten gibt. Weiterhin sagte Dr. Regina Elsner, Abteilungsleiterin Ökologie am Umweltamt, während der gestrigen Sitzung des Umweltausschusses, dass es für regionale Biofeldfrüchte ausreichend Absatz gebe. Auch Beer selbst findet, dass sein Fleisch gut weggeht.

Bundesweit sieht es anders aus.

Aus Berufung, nicht fürs Geld

Allerdings führt er auch ins Feld, dass die Preise bei Milch und Getreide höher sein könnten. Und so ist er auf Kunden angewiesen, die im Zweifelsfall nicht zur preiswerteren Ware ohne Biosiegel greifen. Beer verdeutlicht: So sehr ihn seine Arbeit mit Freude erfüllt – er macht sie „aus Berufung und nicht fürs Geld“. Damit ist er nicht der Einzige. Auch Nebenerwerbs-Biobauer Martin Menzl aus Hölkering sagt: „Der ökologische Anbau macht mehr Arbeit als der konventionelle und das ist auch im Stundenlohn spürbar.“

Das Projekt geht in die Verlängerung

Er wünscht sich deswegen mehr Aufklärung über seine Ware. Menzl hat sich auf Obstanbau spezialisiert und sagt: Gerade bei Äpfeln gebe es viele alte Sorten, die nicht bekannt genug sind. Dabei könnten sie die Geschmackspalette bereichern. Ähnlich verhalte es sich bei den Kartoffeln. Linda, Ditta und Marabel sind bekannt, der Blaue Schwede, die Rote Emmalie und die Bamberger Krumbeeren aber noch wenigen Menschen ein Begriff. Menzl wünscht sich aber auch neue Vertriebswege: Streuobst in Firmenkantinen oder ein Salat aus bunten Kartoffeln im Krankenhaus könnten seiner Meinung nach durchaus ihren Absatz finden.

„Der ökologische Anbau macht mehr Arbeit als der konventionelle und das ist auch im Stundenlohn spürbar.“Martin Menzl, Nebenerwerbs-Biobauer

Stadt und Landkreis nehmen sich dieses Themas nun auch mit Hilfe eines Wettbewerbs an, an dem sie sich gemeinsam beteiligen. Regensburg soll Öko-Modellregion werden, um den ökologischen Landbau weiterzuentwickeln. Die Beschlüsse im Kreistag und im Umweltausschuss sind gefallen. Die Entscheidung der Jury fällt im April. Die Öko-Modellregion ist ein Förderprogramm. Ansatzpunkte sind Erzeugung, Verarbeitung, Vermarktung und Bewusstseinsbildung für den ökologischen Landbau. Dafür bekommen Öko-Modellregionen professionelle Begleitung an die Hand.

Sehen Sie in unserem Erklärvideo, was eine Öko-Modellregion ist.

Wie Regensburg als Öko-Modellregion einmal konkret aussehen soll, ist noch offen. „Nach erfolgreicher Bewerbung beginnt die eigentliche Arbeit“, gibt Dagmar Obermeier-Kundel von der städtischen Pressestelle Auskunft. Projekte wie Biomärkte oder die verstärkte Versorgung von Kantinen mit diesen Lebensmitteln sollen die Akteure zusammenbringen. Sollte die Bewerbung glücken, muss die Stadt auch Geld in die Hand nehmen. Ein Nachtragshaushalt von 20 000 Euro und eine zusätzliche halbe Stelle in der Sache sollen angemeldet werden. Wie viel dazukommt, ist derzeit noch unklar.

So läuft das in Amberg

ÖDP macht einen Rückzieher

Die ÖDP hatte vor der Sitzung des Umweltausschusses zwar angekündigt, konkretere Maßnahmen im Sinne der Öko-Modellregion beschließen zu wollen. Allerdings fühlte sich ÖDP-Stadträtin Astrid Lamby dann vom erfolgreichen Volksbegehren zur Artenvielfalt in Bayern überholt und zog den Antrag zurück. Sie will jetzt lieber auf Gesetzesvorlagen im Sinne dieses Votums warten.

Biolandwirt Beer hofft dennoch auf eine positive Entscheidung der Öko-Modellregion-Jury, denn er verspricht sich dadurch Werbung und Öffentlichkeit für seine Produkte. Ähnliches ist vom Biobauern Menzl zu hören. Wittmann vom Bauernverband sagt aber auch, es bringe nichts, einfach mehr Bio-Stände auf den Märkten unterzubringen. So würden die Anbieter Gefahr laufen, sich gegenseitig Konkurrenz zu machen.

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