Bierkultur
Bockbieranstich bei Kneitinger

Die fünfte Jahreszeit hat begonnen. Im Mutterhaus der Brauerei Kneitinger in Regensburg wurde das erste Fass Bock angezapft.

04.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr
Tino Lex

Ein wenig gespritzt hat es schon beim Bockbier-Anstich. Mit drei Schlägen war der Hahn aber im Holzfass. Foto: Lex

Es herrscht wieder Ausnahmezustand in den Brauereigaststätten der Brauerei Kneitinger. Punkt 10 Uhr fuhr am Donnerstagmorgen eine vierspännige Kutsche mit Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer vor. Voraus die Viehhausener Blaskapelle sowie Gespann mit mehreren Geißböcken - dem Wappentier der Brauerei Kneitinger.

In der mit Menschen bis zum Bersten gefüllten Schwemme ergriff Martin Sperger, Geschäftsführer der Brauerei Kneitinger das Wort und begrüßte die honorigen Gäste - allen voran die Bürgermeisterin, aber auch Hildegard Anke, ehemalige Bürgermeisterin der Stadt Regensburg. Sie ist so etwas wie das Maskottchen der Brauerei und war wie immer mit von der Partie.

Spritzig angezapft

Drei kräftige Schläge benötigte Gertrud Maltz-Schwarzfischer, um den Hahn in das Holzfass zu treiben. Was aber nicht ohne kräftiges Spritzen abging. Nach dem zweiten Schlag spritzte das Bier unkontrolliert auf die Lederschürze der Bürgermeisterin. Doch schnell nachgeklopft und alles war wieder im Lot.

„O‘zapft is!“ hieß es gegen 10.10 Uhr und schon lief das „schwarze Gold“, wie es einige Regensburger nennen, in Strömen. „Ich weiß nicht wie es uns gelungen ist, aber wir haben einmal mehr einen wunderbaren Bock geschaffen. Das lag wohl daran, dass die Abwesenheit unseres Braumeisters maßgeblich dazu beigetragen hat“, scherzte Sperger. In der Tat schmeckt der Bock jedes Jahr anders, aber irgendwie immer besser. Nur der Kenner würde bemerken, dass der 2018er Bock dieses Jahr eine besondere Note hätte. „Probierts es, dann wisst‘s es“, könnte das Motto lauten. Die Bockbieranstiche ziehen sich ab sofort wie ein Reigen durch die verschiedenen Häuser der Brauerei. Kneitiger Keller, Auer Bräu, Schlachthof usw. sind ganz im Bock-Fieber.

Ein Video vom Bockbieranstich sehen Sie hier:

Eine besondere Bewandtnis hat es mit dem Bock auch noch auf sich: So werden in den einzelnen Lokalen Spendenkassen aufgestellt, in die man den ein oder anderen „Schein“ oder auch Münzen („wenn es gar nicht anders geht“) hineinwerfen soll. Denn „jeder Schluck Kneitinger hilft Menschen, denen es nicht so gut geht“, so Sperger. Seit Jahren wird das Geld, das hier zusammenkommt, gespendet. Die Kneitinger „Gmoa“ (Gäste, Wirte, Brauerei und Stiftung) sammelt immer in der Bockbier-Saison. Letztes Jahr kamen somit mehr als 17 000 Euro zusammen.

Spende für Kambodscha

Das Geld in diesem Jahr erhält abermals das Hilfsprojekt von Dr. Thomas Rigl in einer der ärmlichsten Regionen von Kambodscha. „Im laufenden Jahr konnten so sechs ärmliche Hütten durch solide Häuser ersetzt, eine Grundschule mit einer Wasserfilter-Anlage ausgestattet sowie Reisnothilfe und medizinische Versorgung für die Ärmsten der Armen geleistet werden. Somit hilft jeder Schluck Kneitinger Bock“, so Sperger.

Im Salettl des Kneitinger saßen die Gäste anschließend nach dem Anstich zusammen und einige machten interessante Aussagen zum dunklen Bier: „Der Kneitinger Bock ist der Zaubertrank der Regensburger“, erklärte Stadtzeitungsverleger Peter Kittel, der mit Andreas Insinger am Tisch saß. Insinger probierte den Bock und befand ihn ausgesprochen gut. Kittel hingegen saß vor einem Hellen. Was war da los? „Ich fühle mich im Augenblick noch kräftig genug, aber am Abend werde ich den Zaubertrank wohl wieder zu mir nehmen“. Valerie Fischer, Regensburgs Internet-Ikone schlechthin meinte: „Ich finde das Bier einen Traum, es wird jedes Jahr besser.“