Infrastruktur
Container-Kitas füllen die Lücken

Fehlende Kindergartenplätze: In Regensburg gibt es immer mehr Provisorien. Die Zwischenlösungen kosten viel Geld.

07.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:08 Uhr
Norbert Lösch

Der Bedarf an Kindergartenplätzen wächst in der Stadt Regensburg permanent. Symbolfoto: Monika Skolimowska/dpa

Welche Lücke soll zuerst geschlossen werden? Vor dieser Frage steht die Stadtverwaltung angesichtsdes ständig wachsenden Bedarfs an Kindergartenplätzenpraktisch permanent. Von Burgweinting bis zum Brandlberg, vom Kasernenviertel bis Prüfening – an allen Ecken und Enden Regensburgs werden neue Tagesstätten für den Nachwuchs eingeweiht, gebaut oder geplant. Dabei spielen Container – meist als Übergangslösung – eine immer größere Rolle. Erst diese Woche wurde der Planungsausschuss des Stadtrats über einen bereits genehmigten „temporären Containerkindergarten“ am Weinweg im Stadtwesten informiert.

Eine Notlösung im Stadtsüden

Der soll schon 2019 auf dem Gelände der städtischen Sportanlage in Betrieb gehen und als Ausweichquartier für die städtische Kindertagesstätte in der benachbarten Hedwigstraße dienen. Ist dort der geplante Neubau fertig, werden die Container wieder zurückgebaut. Solche Übergangslösungen sind nicht billig: laut der städtischen Pressestelle fallen allein am Weinweg Kosten von rund 800000 Euro für die Vorbereitung des Grundstücks, Miete, Möblierung und Außenanlagen an.

Fast das Doppelte muss die Stadt für eine Notlösung im Stadtsüden hinblättern. Die wird am Ziegetsberg notwendig – aus einem durchaus kuriosen Grund: Weil der Altbau des Caritas-Kindergartens in der Hadamarstraße nur gut 20 Jahre nach der Generalsanierung derartige Schäden aufweist, dass er abgerissen werden muss. Risse an den Außenfassaden sind in den letzten Jahren so groß geworden, dass das knapp 100 Jahre alte Gebäude vorsorglich mit schweren Stahlträgern abgestützt werden musste. Zudem wurde und wird die geschädigte Bausubstanz ständig überwacht. Senkungen im Untergrund sollen für die Misere verantwortlich sein. Mittlerweile ist das Gebäude aus Sicherheitsgründen gesperrt, der Kindergarten am Ziegetsberg läuft momentan in einer Art Notmodus. „Seit den Osterferien ist das Haus nicht mehr nutzbar, Wasser und Strom sind abgestellt“, schildert Kindergartenleiterin Gerda Dietl die aktuelle Situation. „Damit haben wir jetzt auch keinen Turnraum mehr.“

Was noch schwerer wiegt: Die bisherigen vier Gruppen mussten aufgrund des verknappten Raumangebots auf drei reduziert werden, mit einer Sondergenehmigung dürfen insgesamt 80 Kinder derzeit den Kindergarten besuchen. Gerda Dietl ist mit ihrem Büro ebenfalls schon ausgezogen – in einen Container auf dem Parkplatz vor dem Haus. Jetzt hofft sie darauf, dass das Ausweichquartier – eine Containersiedlung auf dem städtischen Bolzplatz an der Fürnrohrstraße – rechtzeitig zum Start des neuen Kindergartenjahrs bezugsfertig wird. Noch ist am neuen Standort oben an der Autobahn nichts davon zu sehen.

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Der Stadtrat hatte dem Vorhaben im Februar zugestimmt. 1,5 Millionen Euro soll das Übergangsquartier kosten, das ab September so lange genutzt wird, bis der marode Altbau an der Hadamarstraße abgerissen und durch einen Neubau ersetzt ist. Auch die Eltern warten geduldig: Laut der Kindergartenleitung wurde trotz der schwierigen Situation keines der verbliebenen Kinder abgemeldet. Wo sollten sie auch hin? Fast alle der knapp 70 Kinderhäuser in Regensburg – ob von der Stadt selbst betrieben oder unter anderer Trägerschaft – melden Vollbelegung und Wartelisten, ebenso die rund 50 Krabbelstuben.

Vorläuferbau ist geplant

In die Zukunft gerichtete Bauvorhaben sind oft entsprechend groß dimensioniert: bis zu siebengruppige Kinderhäuser, also zur Aufnahme von bis zu 175 Kindern vorgesehen, baut die Stadt etwa in der Guerickestraße. Die Verwaltung hat hochgerechnet, dass es in wenigen Jahren im gesamten Stadtgebiet rund 1000 Kinderbetreuungsplätze mehr geben wird. Die Kinderbetreuung in Containern ist nicht in allen Fällen nur eine kurzfristige Lösung. In der Sophie-Scholl-Straße sowie im Waldorf-Kindergarten in Oberisling werden bereits seit Jahren Containerkindergärten betrieben. Es werden nicht die letzten sein: „Für das Schuljahr 2019/20 ist außerdem ein Vorläuferbau im Nibelungen-Areal geplant, bis der Festbau fertiggestellt ist“, teilte Dagmar Obermeier-Kundel von der Pressestelle der Stadt auf Anfrage mit. Dort können zwei Kindergartengruppen mit je 25 Kindern und zwei Krippengruppen mit insgesamt 24 Kindern unter drei Jahren aufgenommen werden.

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