Diskussion
Die Not der Veranstalter

Beim „Forum Kreativwirtschaft“ sagten Branchenvertreter, die Stimmung sei am Boden. Die strengen Regeln verhindern Events.

15.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:22 Uhr
Theo Wolter
Mit kreativen Lösungen wie dem Strandkorb-Openair in Regensburg reagierten die Veranstalter im Sommer auf die Corona-Einschränkungen. Doch aktuell gehen der Branche durch die strengen Auflagen bundesweit rund 100 Millionen Euro verloren. −Foto: MICHAEL Scheiner

Das Degginger war am Dienstag gemütlich weihnachtlich dekoriert, als die Moderatoren des „Forum Kreativwirtschaft“ im Livestream mit Experten aus der Veranstaltungsbranche diskutierten. Die fröhliche Stimmung wurde zusätzlich durch den Regensburger Musiker Björn Bussler untermalt, der auf seiner Gitarre Weihnachtslieder zum Besten gab.

Eigentlich wollte das Team des „Forum Kreativwirtschaft“ die Gespräche vor Livepublikum führen, die aktuelle Infektionslage ließ das aber nicht zu. Die Situation unterstrich das Thema des Abends gut, denn die Veranstalter diskutierten mit ihren Gästen darüber, ob die Veranstaltungswirtschaft einen weiteren Corona-Winter überhaupt überleben kann.

Der erste Gast des Abends war Jan Kalbfleisch. Er ist Geschäftsführer des Vereins „Alarmstufe Rot“, einer der größten Interessenverbände Deutschlands zum Thema Veranstaltungswirtschaft. Laut Kalbfleisch ist die Stimmung in der Branche momentan am Boden.

Im Spätsommer hätten die Veranstalter zwar Hoffnung gehabt weiterhin gut durch die Pandemie zu kommen, doch durch die Maßnahmen im Winter hagelte es innerhalb einer Woche Absage um Absage. Ungefähr 100 Millionen Euro seien den Veranstaltern entgangen, das sei aus einer Umfrage mit rund 1000 Unternehmen hervorgegangen.

Obwohl Veranstaltungen momentan nicht verboten sind, könnten Events durch die zahlreichen und strengen Regelungen kaum gewinnbringend umgesetzt werden. Momentan wartet der Verein auf die nächsten Entscheidungen der Länder, allerdings wird erwartet, dass die Verhältnisse weiterhin chaotisch bleiben. Jan Kalbfleisch wirbt für Zusammenhalt in seiner Branche: „Ob wir es wollen oder nicht, wir hängen in der Veranstaltungswirtschaft alle voneinander ab.“, meint Kalbfleisch.

Der zweite Gast des Abends war Thomas Koeplin vom gemeinnützigen Beratungsunternehmen „Age of Artists“. Er und seine Kolleginnen und Kollegen helfen Firmen, mehr Kreativität in den Arbeitsalltag einzubringen, indem sie zum Beispiel die Diversität dort fördern. Momentan ist „Age of Artists“ unter anderem damit beschäftigt, Flächen in Chemnitz, der Kulturhauptstadt 2025, künstlerisch zu beleben.

Auch Vera Hefele vom Projektbüro „WHAT IF“ war im Livestream zu Gast. Sie hilft mit ihrer Firma Unternehmen aus der Kulturbranche, nachhaltiger zu werden. Auch dem Theater Regensburg konnte Hefele schon unter die Arme greifen. Mit einem CO2-Rechner erstellt „WHAT IF“ für Kunden eine Klimabilanz und prüft, an welchen Stellen CO2 eingespart werden kann. Häufig gebe es bei den Themen Mobilität und Energieverbrauch Nachholbedarf.

Adam Lederway stellte gegen Ende des Streams seinen Internetradiosender „Ghosttown Radio“ vor. Dort gibt es verschiedenste Musikrichtungen zu hören, von Dancehall über Punk und Metal bis hin zu Jazz. Von 19 Uhr bis 23 Uhr gibt es die voraufgezeichneten Sendungen ausschließlich live zu hören und nicht als Stream. Lederway möchte so ein Zeichen gegen die heutige „On-Demand“-Kultur setzen. „Wenn die Leute wissen, jetzt oder nie, sind sie dabei.“, sagt Lederway. Die nächste Veranstaltung des „Forum Kreativwirtschaft“ findet am 25. Januar statt.