Historie
Harte Fakten zum weißen Denkmal

Am Neupfarrplatz erinnert das Bodenrelief an die zerstörte Synagoge. Hass gegen Juden war in Regensburg großes Thema.

25.11.2018 | Stand 16.09.2023, 5:55 Uhr
Claudia Böckel

Die weiße Fläche zeigt den Grundriss der ehemaligen Synagoge. Foto: Peter Ferstl/Stadt Regensburg

„Ich kenne keine zweite deutsche Stadt, deren Bevölkerung das Glück hat, die jüdische Facette ihrer Geschichte an einem vergleichbar zentralen Ort so unbeschwert erleben zu dürfen.“ Mit diesen Worten begrüßte Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer die Besucher des Festaktes zum Herbstsymposion mit dem Thema „Jüdisches Regensburg – Zeugnisse und Spuren im Stadtbild“. Dani Karavans begehbares Kunstwerk auf dem Neupfarrplatz macht als Bodenrelief die Erinnerung an die darunterliegende zerstörte Synagoge lebendig, ohne ein Mahnmal zu sein.

Unmenschliche Härte in Regensburg

Die harten Fakten zum Thema Neupfarrplatz: Am 21. Februar des Jahres 1519 fasste der Rat der Stadt Regensburg den Beschluss, dass die jüdische Gemeinde innerhalb von zwei Stunden die Synagoge räumen und binnen einer Woche die Stadt verlassen müsse. Man vollzog diesen Beschluss mit unmenschlicher Härte. Das jüdische Stadtviertel mitsamt der Synagoge wurde zerstört, der Friedhof geschändet.

Dr. Silvia Codreanu-Windauer berichtete über die Grabung auf dem Neupfarrplatz 1995 – 97. Über die Art, mit den Grabungen umzugehen, gab es heiße Diskussionen. Der sensationelle Goldmünzenfund mit ungarischen Gulden brachte dann die Entscheidung: das document Neupfarrplatz wurde konzipiert als unterirdischer Dokumentationsraum aus mittelalterlichen Kellern. Im November 1996 versetzte man den städtischen Brunnen, der als Stachel im Fleisch der Synagoge steckte, weiter nach Westen. Der Weg zum Kunstwerk von Dani Karavan, das mit 72 weißen Betonteilen den Grundriss der Synagoge nachbildet, wurde frei. Die Säulen und Halbsäulen der Synagoge wurden in seinem Entwurf zu Stummeln. Hass und Gewalt haben sie dazu gemacht.

Letzte Worte zum Nachdenken

Dr. Bernd Päffgen schloss mit dem Foto der eingetüteten Fundstücke und den Worten: „Tüten sprechen nicht aus sich selbst heraus. Ihnen etwas zu entlocken, ist sehr mühsam.“ Tüten, Urkunden und Baudenkmälern spannende Information zu entlocken, das gelang dem Regensburger Herbstsymposion auch dieses Jahr auf geniale Weise.

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