Porträt
Jung-Star hängt an Regensburg

Hannah Schiller ist eine gefragte Nachwuchsschauspielerin. Ihre Oma verfolgt aus der Domstadt die Karriere der Enkelin.

03.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:03 Uhr

Hannah Schiller (zweite von rechts) legt den Arm um ihre Oma Helga Schindler. Mit ihrer Mutter Elke (zweite von links), ihrem Vater (nicht im Bild), Schwester Sophie (rechts) und Bruder Moritz (nicht im Bild) besucht sie regelmäßig ihre Großmutter und Ralph Schleupner (links), einen Freund der Familie, in der Domstadt. Foto: Tino Lex

Helga Schindler freut sich schon wieder auf den Freitag. Dann kommen ein paar Freundinnen der 77 Jahre alten Chefin eines Altstadthotels und der befreundete Hotelier Ralph Schleupner zu einem Fernsehabend, den es so nur bei Helga Schindler im Westenviertel gibt. Mit ein paar Kleinigkeiten zu essen setzen sie sich gemeinsam vor den Bildschirm, um Schindlers Enkelin Hannah Schiller in der BR-Serie „München Grill“ zu sehen. „Das ist schon Tradition, dass wir uns treffen, wenn die Hannah im Fernsehen kommt“, sagt Helga Schindler, die im Rentenalter ihre zweite Karriere in der Hotelbranche begonnen hat.

Hier sehen Sie ein Video von Hannah Schiller:

Helga Schindler und ihre Fernsehrunde haben immer öfter Gelegenheit, dieses Ritual zu praktizieren. Denn die 18-jährige Hannah Schiller, die mit ihren Eltern und zwei jüngeren Geschwistern in Bonn lebt, ist eine gefragte Nachwuchsschauspielerin. Obwohl sie gerade erst ihr Abitur schreibt, könnte sie schon jetzt von diesem Beruf leben, sagt Hannah Schiller – „wenn es weiterhin so gut laufen würde“.

Von Comedyserie bis Krimi

Im September 2016 war sie erstmals in der Serie von Franz Xaver Bogner zu sehen, die zuerst „Monis Grill“ hieß und nach dem Ausstieg von Monika Gruber als „München Grill“ weiterläuft – als resolute 16 Jahre alte Filmtochter Consuela der ebenso bestimmt auftretenden Toni Schweiger (Christine Neubauer). In der Folge „Pikante Details kosten extra“ der RTL-Comedy-Serie „Der Lehrer“, die im Februar ausgestrahlt wurde, gibt sie dagegen die extrem schüchterne Schülerin Judith, der „Der Lehrer“ mehr Selbstsicherheit geben möchte. Im Januar zeigte das ZDF die „Soko München“-Folge „Haltlos“, in der Hannah Schiller die verzweifelte beste Freundin des Mordopfers spielte. „Da musste ich sehr viel weinen und richtig traurig sein“, erzählt Hannah Schiller, die auch im echten Leben jünger aussieht, als sie ist, so zierlich, ungeschminkt, mit hohem Dutt. „Es hat mich schon mitgenommen, aber es war auch richtig toll“, ergänzt sie im Gespräch mit der Mittelbayerischen in Regensburg; mit der Familie stattete sie am Wochenende der Oma einen Geburtstagsbesuch ab. Hannah Schiller kommt regelmäßig zur Oma in die Domstadt –mit der Familie oder alleine, wenn sie in der Nähe dreht.

Vier Beispiele für Rollen von Hannah Schindler sehen Sie hier im Bild.

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Helga Schindler verfolgt die Karriere der Enkelin überhaupt durchaus kritisch, wenn auch sehr stolz. „Hinterher kommen dann die Diskussionen“, erzählt sie von den Fernsehrunden im Freundeskreis. Per Kurznachrichtendienst Whatsapp bekomme Hannah Rückmeldung, was gut war und weniger gut. Mit klaren Ansagen hat die ausgesucht höflich-elegante Helga Schindler, die 20 Jahre lang Chefin eines Wach- und Sicherheitsdienstes war und nun das Hotel L’Ostello führt, kein Problem. Dass Hannah mit ihr Bairisch übe für Rollen wie die „München Grill“, lässt sie anklingen, worauf die energisch widerspricht: „Oma, ich konnte schon Bairisch.“

Dass sie in einer bayerischen Serie mitspielt, hat viel mit ihrer Familie zu tun. „Das muss ich wenigstens probieren, wenn meine Familie aus Bayern kommt“, sagt sie über ihre Motivation, sich um die Rolle in „München Grill“ zu bemühen. Bogner ließ sie einen Tag, nachdem ihr Casting-Video eingetroffen war, anrufen. Ein paar Tage später ging es zum Vorsprechen nach München. Hannahs Mutter Elke Schiller, eine gebürtige Regensburgerin, erzählt: „Die ganze Straßenbahnfahrt haben wir dann noch bavarisiert.“ „Das war etwas Besonderes, weil man gemerkt hat, dass sie das auch für die Familie macht“, sagt die 49-Jährige über diesen Job ihrer Tochter.

Mit Musical in Regensburg

Dass ihre Tochter ins Fernsehen will, sei schon so früh klar gewesen, dass sie gar nicht anders gekonnt habe, als sie zu unterstützen. „Als ich neun war, wusste ich schon, dass ich Schauspielerin werden wollte“, sagt Hannah Schiller. Mit elf nahm sie an den ersten Castings teil, mit 13 spielte sie in ihrem ersten Film mit, der Komödie „Mütter-Mafia“. „Ich hab das einfach immer durchgezogen“, sagt sie. Wenn sie in Bonn ist, geht sie in der Regel bis 16 Uhr in die Schule und probt dann oft ab 17 Uhr in der Oper Bonn im Kinder- und Jugendchor, der in diesem Jahr im „Musical Evita“ bei den Schlossfestspielen auftritt. Wird gedreht, gilt in Bezug auf die Schule: „Ich fliege hin und her und muss mir alles selbst beibringen.“ Etwa 50 Drehtage hatte sie 2017, schätzt sie.

„Oft ist sie erst morgens mit der Bahn angereist, hat den gesamten Tag gedreht und stieg abends wieder in den Zug, um am nächsten Morgen wieder in der Schule zu sitzen und das bei dem Leistungsdruck, dem Schüler heuteausgesetzt sind!“ Christine Neubauer über Hannah Schiller

Wie sie die Doppelbelastung stemmt, dafür zollt ihr auch Christine Neubauer Respekt.„Ich finde es absolut bemerkenswert, dass sie trotz der sehr intensiven und anstrengenden Dreharbeiten ihre Schule auch noch meistert, ja sogar Prüfungen schreibt“, sagt sie. „Sie ist herzlich, bescheiden, ohne Allüren – ein echter Profi.“ Auch ein „echtes Talent“ nennt die erfahrene Schauspielerin ihre junge Kollegin. Wie es nach dem Abitur bei ihr weitergeht, weiß Hannah Schiller noch nicht. Vielleicht wolle sie an die Hochschule für Film und Fernsehen, um dort Produktion oder Regie zu studieren. Den Segen ihrer Oma hat sie. Die sagt: „Sie schreibt ein Buch, macht noch einen Film draus und spielt dann die Hauptrolle. So stell ich mir die Hannah vor.“

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