Kriminalität
Regensburg: Viele Hinweise nach Fahndung
50 Bürger haben sich bei der Polizei gemeldet. Eine heiße Spur im Kumpfmühler Missbrauchsfall aber gibt es noch nicht.

Regensburg.Mit zwei Fahndungsbildern und einer Videosequenz auf ihren Tablets waren 35 Ermittler der Kriminal- und Bereitschaftspolizei einen Tag lang in Kumpfmühl unterwegs, um von Anwohnern und Passanten weitere Hinweise zu dem Kindsmissbrauch zu erhalten, der sich am 24. Januar in einer Tiefgarage in der Boelckestraße zugetragen haben soll. Einen „Durchbruch“ aber kann die Ermittlungsgruppe Kumpfmühl laut Dietmar Winterberg, Pressesprecher am Polizeipräsidium Oberpfalz, noch nicht vermelden. Trotzdem bezeichnet er die Maßnahme als „Erfolg“.
Hier soll es zu dem Vorfall gekommen sein.

Und das hat mehrere Gründe. Zum einen haben die Ermittler am Samstag 50 Hinweise aus der Bevölkerung bekommen. Damit hat sich ihre Zahl rasant erhöht. Vor dem Wochenende waren es noch 30 Hinweise, die die Polizei in dem Fall erhalten hatte. Auch wenn es bisher noch keine heiße Spur gibt, sagt Winterberg: „Einige Hinweise erscheinen interessant.“ Diese Hinweise werden die Ermittler nun überprüfen.
Viele Zeugen möglich

Die Polizei hofft aber auch auf einen Nachhall der Aktion. Schon zu Beginn der Ermittlungen ging sie davon aus, dass viele Menschen Beobachtungen gemacht haben könnten. Der Mann und das Kind sollen eine beträchtliche Strecke zusammen zurückgelegt haben, bevor es am 24. Januar in der Boelckestraße zu Handlungen kam, die von der Kriminalpolizei als sexueller Missbrauch des Kindes eingestuft wurden. Der Unbekannte soll das Kind bei den Grünflächen im Kreuzungsbereich der Theodor-Storm-Straße mit der Ludwig-Thoma-Straße angesprochen haben und mit ihm entlang der Ludwig-Thoma-Straße, zur Augsburger Straße, vorbei am dortigen Lebensmittelmarkt auf der anderen Straßenseite und in die Boelckestraße gegangen sein. Weiterhin soll bereits am 10. Januar ein Unbekannter zwei Kinder in Kumpfmühl angesprochen haben. Die Polizei prüft mögliche Zusammenhänge.
Nach diesem Mann fahndet die Polizei
-
Täterbeschreibung:
Gesucht ist ein Mann mittleren Alters, er ist 170 bis 180 Zentimeter groß und hat eine normale Statur. Bekleidet war er mit einer zu groß wirkenden, herunterhängenden blauen Jeans, einer hüftlangen, grünen oder grauen Winterjacke mit Kapuze und hellem Kapuzeninnenfutter, außerdem trug er ein dunkles Baseball-Cap, vermutlich war es schwarz, und führte einen grünen oder grauen Rucksack mit. Gegebenenfalls ist er Brillenträger. -
Kontakt:
Die Kriminalpolizei ist in diesem Fall dringend auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. „Jeder noch so kleine Hinweis kann hier entscheidend sein“, sagt Albert Brück, Pressesprecher am Polizeipräsidium Oberpfalz. Personen, die sachdienliche Angaben zu dem geschilderten Ereignis oder dem beschriebenen Mann machen können, werden dringend gebeten, sich bei der Kripo unter der Telefonnummer (0941) -
5 06 28 88 zu melden.

Durch die Veröffentlichung der Lichtbilder und des Videos, das einen Mann zeigt, der ein Kind an einer Straße entlang führt, hat die Polizei die Statur und die Kleidung des Unbekannten bekannt gemacht. Dadurch könnten ihn Personen, die ihm begegnen, nun auch erkennen.
Das ist das Fahndungsvideo der Polizei.
Das Fahndungsmaterial hat inzwischen ein riesiger Personenkreis gesehen. Denn die Ermittler sprachen am Samstag nicht nur Passanten und Anwohner in Kumpfmühl an. Sie verteilten auch Handzettel und hängten sie etwa an Haustüren und Eingängen auf. Zudem verbreitete die Polizei die Bilder, das Video und die Täterbeschreibung auch im Internet. Dadurch schaffte es der Fall am Samstag bundesweit in die Schlagzeilen. Entsprechende Posts in den sozialen Medien teilten die User unzählige Male. Somit hat die Polizei eine ordentliche Schippe in Sachen Fahndungsdruck draufgelegt. Der Fall bewegt die Bevölkerung und kann sich deswegen der Aufmerksamkeit sicher sein. Laut Winterberg haben sich viele Menschen betroffen gezeigt. „In den sozialen Netzwerken reicht dies natürlich bis hin zu wütenden Kommentaren“, sagt er.
Ein Richter entschied
Öffentlichkeitsfahndungen wie die am Samstag zieht die Polizei laut Oberstaatsanwalt Dr. Markus Pfaller „immer wieder“ durch. Allerdings können die Ermittler das nicht in Eigenregie machen. Dazu braucht es einen richterlichen Beschluss, stellt er klar. Denn durch die Verbreitung des Bildmaterials von verdächtigen Personen werden auch deren Persönlichkeitsrechte berührt. Für eine Veröffentlichung des Bildmaterials sprach in diesem Fall, dass es sich um „eine Straftat von erheblicher Bedeutung“ handle. Ein weiterer Grund für eine Öffentlichkeitsfahndung kann laut Pfaller sein, dass eine Aufklärung des Falls nicht auf eine andere Weise herbeigeführt werden könnte. „Bilder sind dafür ein wesentliches Hilfsmittel“, sagt er.

Trotz des immensen Fahndungsdrucks bezeichnet Winterberg die Wahrscheinlichkeit, dass der mutmaßliche Täter sich selbst stellt, als gering. Der Polizeisprecher geht vielmehr davon aus, dass er sich zurückziehen und seine Taktik ändern wird. Seit 24. Januar sind seiner Auskunft zufolge aber keine vergleichbaren Fälle mehr bei der Polizei angezeigt worden.
Weitere Nachrichten aus Regensburg gibt es hier
Eilmeldungen, Aktuelles aus der Region gibt es über WhatsApp direkt auf das Smartphone: www.mittelbayerische.de/whatsapp