Menschen
Was macht eigentlich Helmut Brossmann?

Der ehemalige Manager der Kastelruther Spatzen wird im August 58 Jahre alt. Er schafft sich seine eigene Welt.

15.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:15 Uhr
Helmut Wanner

Gut gebrüllt, Löwe! Helmut Brossmann hat sich seine eigene Welt geschaffen – aus Präparaten und Gegenständen mit Erinnerungswert. Foto: Wanner

Kommissar Rex ist tot. Die Schafherden sind in alle Winde verkauft. Der Spatzenpark in Herrieden ging an einen großen Schweinezüchter. Der Hirte hat den Stab aus der Hand gelegt. Die Liegenschaften am Graben in Wien und bei den Thermen in Bad Gögging sind liquidiert. Helmut Brossmann hat sich von allem getrennt, was sein Leben ausmachte.

Es war das Leben eines Medienmanagers, ein Leben in Glanz und Glamour. Der Etterzhausener hatte mit den Oberkrainern und den Kastelruther Spatzen die bedeutendsten Gruppen der volkstümlichen Musik der vergangenen Jahre geführt. Dieser Musikmarkt ist in seinen Augen tot. Was blieb von Glanz und Glamour?

Ein Leben wie der Papst emeritus

Brossmann hat sich mit den Resten seines Fan-Shops in sein Haus in der Domspatzenstraße, Etterzhausen, zurückgezogen. Dort betreibt er noch seinen ebay-Shop für Steiff-Tiere und Fan-Artikel. „Besuche bitte kaane“, sagt er im Wiener Akzent. Man weiß nicht, ob er es ernst meint. Drei Bernhardiner bewachen sein Grundstück, „einer davon ist böse“. Brossmann sagt nicht, welcher. „Ich fühle mich wie der Papst emeritus, zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae.“

„Mein erstes Taschengeld als Schäfersbub in Altmannstein gab ich für a Oachkatzel aus.“Helmut Brossmann

Doch Benedikt XVI. hat keinen einsatzbereiten Hubschrauber in seinem Garten stehen. Im Dezember sorgte Brossmann in seiner Nachbarschaft noch einmal für Aufsehen, als der Tieflader mit dem 17 Meter langen SAR-Fluggerät UH-1D in der Domspatzenstraße um die enge Kurve bog. Ein gewaltiger Kran hob den olivgrünen Vogel, der im Vietnamkrieg zur Verletztenrettung eingesetzt wurde, über den Zaun und stellte ihn in den Garten. Da hat ihn jetzt Brossmann von seinem Bankerl aus im Blick. SAR ist die Abkürzung für „Search and Rescue“

Keine Angst: Der Bell-Hubschrauber wird nie mehr abheben. Er dient Brossmann nur als Anker der Erinnerung, wie die zwei Schäferkarren und all das viele andere: Eine dramatische Luftrettung eines Motorradfahrers hat ihn nach der Schäferlehre zum Roten Kreuz gebracht. Er denkt an das kleine Büro in der Bezirksgeschäftsstelle an der Sedanstraße. Unter seinem Fenster parkte der schwarze 600er-Tour-Mercedes der Oberkrainer…

Wer ist hier schon alles gesessen? Das Gold der vergangenen Tage glänzt in den Kassetten der Wände seiner Zirbelholzstube. „Herzschlag für Herzschlag.“ „Jedes Abendrot ist ein Gebet.“ Und: „Singen ist Gold“. Singen war Gold. „In der Schlagerbranche gibt es keine Goldenen Schallplatten mehr.“ Brossmann macht sich keine Mühe, die Enttäuschung über das Show-Geschäft zu verbergen. Schlagertexte schreibt er keine mehr.

Ein neuer Lebensabschnitt

Der Mann, der mit Karl Moik und Caroline Reiber telefonierte, sagt auswendig die Nummer von Frater Robert her. Der Krankenhausseelsorger der Barmherzigen Brüder, ein absoluter Fan von Slavko Avsenik, hatte ihn täglich besucht, als er mit seiner Herzkrankheit bei den Barmherzigen Brüdern lag. Frater Robert ist bei den Lesern der „Bunten“ völlig unbekannt, aber er war da, als er ihn brauchte. Fünf Mal insgesamt lag er letztes Jahr bei den Brüdern auf Leben und Tod. Nach einer Virusinfektion hatte sich der Herzmuskel entzündet. Der einst quirlige Manager leidet seitdem unter einer schweren Herzinsuffizienz und hat zwei kaputte Hüften. Den Treppenlift, den er für den Domkapellmeister Georg Ratzinger organisiert hatte, ließ er sich nun in sein eigenes Haus einbauen.

Brossmann wird am 20. August 58 Jahre alt. Langsam erholt er sich, gewinnt wieder Interesse am Leben und freut sich zusehens an seiner neuen Welt. „Es reicht, wenn eine Person an dich glaubt. Auch wenn diese Person du selber bist.“ Das ist Helmut Brossmanns Motto in seinem neuen, stillen Lebensabschnitt.

Mehr Nachrichten aus Regensburg lesen Sie hier.