Sport
Wo Kinder Spaß an Disziplin haben

Die Karate-Akademie im Westen lehrt traditionelle Lebenseinstellungen.

11.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:53 Uhr
Die neunjährige Joshitha hat schon den weißen Gurt. −Foto: Daniel Pfeifer

Ein Schrei, ein Schlag, ein Sprung nach vorne in völlig synchroner Harmonie – dann verbeugen sich die vier Jungs und zehn Mädels im (Grund-)Schulalter voreinander, stehen stramm nebeneinander und warten auf das nächste japanische Kommando. Faxen zu machen, das Handy herauszuholen oder andere zu hänseln geht hier gar nicht. Dann hagelt es gleich Liegestütze als Strafe.

Die Autorität, die in der Karate-Akademie im Stadtwesten herrscht, scheint auf den ersten Blick aus der modernen Zeit gefallen, besonders für die heutige Jugend. Doch der Nachwuchs der Akademie ist mit Begeisterung dabei. Am Sonntag öffneten die Kinder ihr Training für interessierte Neulinge. Die Kampfkunst soll eine Heimat für alle, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft oder Vermögen bieten.

„Ich finde, dass ich konzentrierter werde, mir gefällt das Training sehr gut“, erzählt die neunjährige Joshitha. Sie hat im Juni angefangen und bereits ihren weißen Gurt erhalten. Neben ihr steht Jonas Wolfsteiner. Respektvoll lässt der 14-Jährige seine Mitsportlerin ausreden, nickt zustimmend und fügt hinzu: „Sensei hat auch mir viel beigebracht.“ Wolfsteiner ist schon ein Schwarzgurt, seit zehn Jahren trainiert er in der Akademie, zweimal die Woche.

Am Tag der Offenen Tür am Sonntag führte er sein beeindruckendes Können vor und leitete Teile des Trainings. Neben Eltern und Interessenten schauten dabei auch Regensburgs Bürgermeisterin Astrid Freudenstein und Wolfgang Weigert, Vizepräsident des Karate-Weltverbands WKF, zu.

„Kinder mögen Disziplin“, sagt Weigert, „die Ideale des Karate, Selbstbeherrschung, soziale Teilhabe werden in einer radikaler werdenden Gesellschaft immer wichtiger.“ Die Akademie ist einer von 3000 Vereinen in Deutschland, so Weigert.

Hinter all dem steckt Sensei Dr. Shihan Siamak Montazeri, Sportwissenschaftsdoktor und Karatemeister des 8. Dan. Er ist stolz auf den Nachwuchs. Nach dem Training zeigt er nur auf sie und sagt: „Kinder mit so einer Disziplin schreiben in der Schule nur Einser.“