Justiz
Drogen-Paten drohen mehr als 20 Jahre

Im Prozess gegen die Bosse des Regensburger Rauschgift-Kartells stehen Höchststrafen im Raum. Das Urteil fällt am Mittwoch.

25.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:40 Uhr
Wolfgang Ziegler

Der Haftbefehl gegen den „Laufburschen“ Kejdi T. wurde aufgehoben. Jetzt wird er möglicherweise sein Jura-Studium fortsetzen. Foto: Ziegler

Einer der größten Rauschgift-Prozesse der jüngeren Regensburger Justiz-Geschichte nähert sich seinem Ende: In dem Verfahren gegen den Drogen-Paten Fiqret D. (55) und seinen mutmaßlichen Stellvertreter Gridi B. (30) werden am Dienstag die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gehalten. Schon am Mittwoch will die Kammer unter Vorsitzendem Richter Carl Pfeiffer das Urteil verkünden.

Während den beiden Anführern des Regensburger Drogen-Kartells nach dem bisherigen Prozessverlauf Freiheitsstrafen von mehr als zehn Jahren drohen, befindet sichder erste ihrer „Laufburschen“, der 21-jährige Kejdi T., bereits auf freiem Fuß. Sein Verteidiger, Rechtsanwalt Michael Haizmann, hat bei einem Haftprüfungstermin am 14. Februar erreicht, dass der Haftbefehl gegen seinen Mandanten aufgehoben wurde. Im Gegenzug zog der Strafverteidiger seine Revision zurück, so dass das Urteil von 28 Monaten, von denen er die Hälfte abgesessen hatte, sofort rechtskräftig wurde.

Der erste Helfer ist schon frei

Kejdi T., der von dem Drogen-Paten unter dem Vorwand nach Deutschland gelockt worden war, beim FC Kosova in Regensburg semi-professionell Fußball spielen zu können, dann aber als Dealer eingesetzt worden war, konnte das Gericht damit als freier Mann verlassen. Nachdem Haizmann bereits im Vorfeld des Haftprüfungstermins Kontakt mit der Familie des 21-Jährigen aufgenommen hatte, wartete vor dem Gerichtssaal bereits der Bruder von Kejdi T., mit dem dieser noch am gleichen Tag über Wien in die albanische Hauptstadt Tirana zurückflog. Dort wird er jetzt möglicherweise sein begonnenes Jura-Studium fortsetzen.

Für den Regensburger Drogen-Paten Fiqret D. bleibt die Freiheit indes wohl ein Traum.Den Polizeibeamten, die ihn zu jedem Verhandlungstag von der Justizvollzugsanstalt Augsburg in den Sitzungssaal bringen, erzählte er zwar mehrfach, dass er demnächst wieder seinen Handel mit gebrauchten Pkw betreiben werde. Wenn er irgendwann aus dem Gefängnis entlassen wird, dürfte er aber vermutlich der älteste Gebrauchtwagenhändler Deutschlands sein. Dem heute 55-jährigen Deutsch-Albaner drohen – inklusive einer einschlägigen Vorverurteilung in Albanien – möglicherweise mehr als 20 Jahre Freiheitsentzug.

Die außergewöhnliche Höhe der Haftstrafe – selbst eine lebenslängliche Freiheitsstrafe endet in Deutschland in der Regel nach 15 Jahren – liegt unter anderem in dem Ort der Erstverurteilung begründet. Die elf Jahre Gefängnis wegen Drogen-Handels wurden nämlich erst vor Kurzem in Abwesenheit des Angeklagten in Albanien verhängt. Deshalb, aber auch wegen der unterschiedlichen Zeiträume der verhandelten Straftaten könne laut Rechtsanwalt Christian Reiser, dem Verteidiger des Drogen-Paten, keine Gesamtstrafe gebildet werden. Im schlimmsten Fall würde dies bedeuten, dass sein Mandant bei einer neuerlichen Verurteilung am Mittwoch die beiden Freiheitsstrafen nacheinander verbüßen müsste.

Erst-Urteil als Damoklesschwert

Nach Reisers Worten liegt das Urteil aus Albanien momentan bei der Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Regensburg, nachdem der Balkan-Staat bei der Bundesrepublik Deutschland die Vollstreckung beantragt habe. Allerdings müsse der Richterspruch hier zum einen noch auf seine Rechtsstaatlichkeit hin überprüft werden, sei das rechtskräftige Urteil zum anderen auch noch dem Obersten Gerichtshof Albaniens – laut Reiser eine Art albanisches Verfassungsgericht – zur Prüfung vorgelegt worden.

Gespannt sein darf man auch, wie das Gerichtdie Rolle von Gridi B., dem mutmaßlichen „Kronprinzen“ des Paten wertet. Nachdem dieser eine direkte Beteiligung am Rauschgifthandel bis zuletzt kategorisch abgestritten hatte, waren am 20. Verhandlungstag Anfang Februar doch belastende Indizien bekanntgeworden. Demnach soll der 30-Jährige von Bandenmitgliedern in WhatsApp-Nachrichten bereits als kommende „Nummer eins“ bezeichnet worden sein.

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