Prozesse
Endete Thai-Massage in Vergewaltigung?

Ein 27-jähriger Masseur soll sich in Regensburg an einer Kundin vergangen haben. Er bestreitet die Vorwürfe der 19-Jährigen.

28.08.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Thomas Winkelmeier. Foto: von Boeselager

Ein 27-jähriger Masseur soll beim Probearbeiten in einem Salon in der Regensburger Altstadt eine Kundin (19) unsittlich begrapscht haben. Seit Dienstag steht der junge Iraker wegen Vergewaltigung und sexuellen Übergriffs in zwei Fällen vor dem Landgericht. Doch er bestritt vehement die Vorwürfe. Nur einmal, räumte er über seinen Anwalt Thomas Winkelmeier ein, sei er aufgrund der „mit großer Kraftanstrengung und Öl“ ausgeführten Massage unbeabsichtigt in den Slip der Frau geraten. Er habe an der attraktiven 19-Jährigen aber „keine sexuellen Handlungen“ vorgenommen, beteuerte er. Er sei schockiert gewesen, als er von seinem Chef mit den Vorwürfen konfrontiert wurde. „In meiner Heimat ist das ein Verbrechen. Dort wird man für so etwas erschossen.“

Ganzkörper-Massage auch im Intimbereich

Laut Anklageschrift, die auf den Angaben der mutmaßlichen Geschädigten beruht, hatte die 19-Jährige im vergangenen Dezember eine Ganzkörper-Thaimassage in dem Studio gebucht. Bis auf den Slip entkleidet legte sie sich bäuchlings auf eine der beiden Liegen. Der Angeklagte massierte zunächst ihren Rücken. Dann drehte sich die Kundin um. Bei der Fortsetzung der Behandlung soll der Mann sie dann überraschend erst oberhalb ihres Slips massiert, und sie dann auch darunter am und im Intimbereich manipuliert haben.

Als die Kundin dagegen protestierte und ein Stück wegrutschte, sagte der 27-Jährige zwar „sorry“, machte aber mit den Fummeleien weiter. Auch die nackten Brüste soll er „geknetet“ haben, so die Vorwürfe. Daraufhin brach die 19-Jährige die Massage ab und wandte sich an den Chef des Salons.

„In meiner Heimat wird man für so ein Verbrechen erschossen.“Der Angeklagte

Der bis zu seiner Verhaftung im nördlichen Landkreis wohnhafte Angeklagte sitzt seit März in Untersuchungshaft in der Regensburger JVA. Er berichtete über seinen Dolmetscher, er habe schon im Irak einige Jahre als Masseur gearbeitet. Seit 2015 sei er in der Bundesrepublik. Hier habe er für einen Autohändler und für ein Restaurant neben dem Massagesalon gearbeitet. So sei er in Kontakt mit dessen Chef gekommen, der ihm anbot, bei ihm Probe zu arbeiten.

Bis auf den einmaligen Abrutscher im Leistenbereich etwa auf Hosentaschen-Höhe sei nichts an den Vorwürfen wahr, wiederholte der Angeklagte immer wieder. Er habe die Kundin mehrfach gefragt, ob alles in Ordnung sei, was diese bejaht habe. Auch das Geschäftsführer-Ehepaar und ein Kollege hätten während der einstündigen Behandlung ab und zu hereingeschaut. Die Massage sei „ganz normal“ beendet worden.

Von der Situation überfordert

Doch danach habe ihn sein Chef zu sich gebeten und ihn in Gegenwart der Kundin mit deren Anschuldigungen konfrontiert. Er habe sich entschuldigt, falls etwas an der Behandlung nicht zufriedenstellend gewesen sei. Er sei von der Situation und mangels Sprachkenntnissen auch sprachlich überfordert gewesen.

Auf Antrag der Nebenklagevertreterin Claudia Schenk schloss die Kammer unter Vorsitz von Richter Georg Kimmerl die Öffentlichkeit während der Ausführungen der Anzeigeerstatterin aus: Da es um intime Details gehe, überwiege hier das persönliche gegenüber dem öffentlichen Interesse. Am Mittwoch geht der Prozess mit der Vernehmung der Chefs des Massagesalons weiter.

Die Mittelbayerische Zeitung ist regelmäßig bei Prozessen am Regensburger Land- oder Amtsgericht vor Ort.Hier finden Sie alle Artikel und Berichte über die Gerichtsverhandlungen und die Urteile.

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