Prozess
Was passierte wirklich bei Thai-Massage?

Ein Masseur eines Regensburger Salons soll eine Kundin vergewaltigt haben. Jetzt sagten die Leiter des Ladens aus.

29.08.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr
Marion Boeselager

Der Angeklagte sagte, er sei bei der Massage lediglich einmal aus Versehen abgerutscht. Foto: Tobias Hase/dpa

Der Prozess gegen den Mitarbeiter eines Regensburger Thai-Massagesalons,der eine Kundin bei der Behandlung unsittlich unter dem Slip und an den Brüsten berührt und sogar vergewaltigt haben soll, wirft weiter Fragen auf. Der 27-jährige Angeklagte beteuert seine Unschuld. Nur einmal sei er versehentlich wegen des Kraftaufwandes mit der Hand seitlich unter den Saum des Slips abgerutscht, räumte er ein. Es steht Aussage gegen Aussage.

Am Mittwoch wurden die Chefin des Salons (58) und ihr Ehemann in den Zeugenstand gerufen. Der Geschäftsführer und Ehemann saß gerade am Empfang, als die 19-jährige Kundin das kleine Geschäft im Stadtzentrum betrat. Sie hatte eine Ganzkörper-Thai-Massage bestellt. Nachdem sie sich bis auf den Slip entkleidet und bäuchlings auf die durch einen Vorhang vom Empfang abgetrennte Liege gelegt hatte, habe der Angeklagte mit der Behandlung begonnen. Er war damals den ersten Tag zum Probearbeiten in dem Salon.

Salonchef habe drei Mal in die Kabine geschaut

Eine Stunde lang dauerte die Behandlung, bei der sowohl die Rück- als auch die Vorderseite des Körpers unter Einsatz von Öl massiert wurde. Der Salonchef gab an, er habe drei Mal während der Behandlung in die Kabine geschaut, am Anfang, in der Mitte und gegen Ende. „Ich habe die Frau auch angesprochen. Aber sie lag jedes Mal ganz friedlich da, mit geschlossenen Augen.“ Auch habe er durch den Vorhang keinen Laut von ihr gehört. Erst nach der Behandlung, nachdem die Frau bezahlt hatte, habe sie erklärt, sie sei sexuell belästigt worden. Nach Details habe er nicht gefragt: „Ich war so überrascht. Ich selber würde bei einer solchen Belästigung sofort aufstehen.“ Die Kundin habe weiter gesagt, sie wolle aus dem Vorfall „keine große Sache machen.“

„ Ich selber würde bei einer solchen Belästigung sofort aufstehen.“Der Geschäftsführer des Massagesalons

Er habe seinen neuen Mitarbeiter danach mehrfach mit den Vorwürfen konfrontiert. Dieser habe aber „bei allem, was ihm heilig ist“ geschworen, nichts bewusst gemacht zu haben. „Bei der Anwendung von Öl kann es schon passieren, dass man mal abrutscht“, meinte der Chef.

Auch seine Frau gab an, mehrfach in die Kabine geschaut zu haben. „Ich habe die Kundin jedes Mal gefragt, ob alles in Ordnung sei.“ Dies habe die Kundin bejaht.

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Der Fall kam offenbar erst so richtig ins Rollen, als sich die 19-Jährige einem Ausbilder anvertraute. „Sie sagte mir, der Masseur habe auch nicht gewünschte Körperstellen einbezogen“, berichtete der Ausbilder vor Gericht. Die Auszubildende sei durchaus „mitgenommen“ gewesen. Daher habe man auch die Frau von der Seelsorge zu ihr geschickt.

Die 19-Jährige gab an, sie sei überrumpelt gewesen

Eine Kripo-Beamtin sagte aus, die Geschädigte habe ihr gegenüber von einem eingeführten Finger gesprochen. „Der Lehrgangsleiter riet ihr zur Anzeige.“ Auf die Frage, warum die 19-Jährige nicht sofort die Behandlung abgebrochen habe, meinte diese, sie sei so überrumpelt gewesen. Sie habe aber verbal protestiert. Auf Frage, wieso dies offenbar niemand hörte, habe die 19-Jährige gesagt, ein Kunde in einer benachbarten, ebenfalls nur durch einen Vorhang abgetrennten Kabine, habe bei seiner Massage „die ganze Zeit laut gestöhnt“.

Der Verteidiger stellte den Beweisantrag, auch den Masseur und den Kunden von nebenan als Zeugen zu hören.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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