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RKK: Das große Wortgefecht der Rivalen

Bald entscheiden die Regensburger über ein Kultur- und Kongresszentrum am Keplerareal. Das sind die wichtigsten Argumente.

02.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:05 Uhr

Das Keplerareal auf beim Ernst-Reuter-Platz: Ist das der richtige Standort für ein Kultur- und Kongresszentrum? Foto: Winter

Locker bebaut oder als wirtschaftliches Zugpferd: Wie sehen die gegnerischen Parteien die Zukunft des Keplerareals?

Der Konflikt um das Regensburger Kultur- und Kongresszentrum (RKK) ist in erster Linie eine Standortdebatte. So fordern die Standortbefürworter – sie rufen dazu auf, beim Bürgerentscheid mit „Nein“ zu stimmen – ein altstadtnahes RKK. Denn sie erhoffen sich viele positive Effekte von dieser zentralen Lage. Stefan Aumüller, Geschäftsführer bei Aumüller Druck, geht davon aus, dass sich das RKK und die Altstadt regelrecht gegenseitig befruchten würden.

Das sagen die Standortgegner

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Zwischen uninspiriertem Klotz und unfertigen Plänen: Welche Visionen haben die Kontrahenten vom RKK?

Sind sie dafür, dass alle Vorarbeiten und Planungen für ein Kultur- und Kongresszentrum auf dem Kepler-Areal unverzüglich gestoppt werden?“Diese Frage müssen die Regensburger am 14. Oktober beantworten

Auch das Foyer in dieser Studie kommt ihm deutlich zu klein bemessen vor. „Dazu braucht man ein großes Foyer mit mindestens 3000 Quadratmetern, damit man die Leute verköstigen kann“, sagt Hubel. Weiterhin brauche es noch Räume für die Regensburger und mehr Platz für die kleinen Konferenzräume. Deswegen geht Hubel davon aus, dass ein RKK viel größer wird, als in dieser Studie zu sehen ist. „Der Flächenbedarf ist gewaltig. Da müssen große Flächen bebaut werden, wenn das RKK funktionieren soll“, sagt er.

Die Bürgermeisterin verteidigte die Pläne der Stadt im Presseclub

Das sagen die Standortbefürworter

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Das nehmen ihnen aber weder Stauner noch Hubel ab. „Den Vögeln ist es egal, wie erhaltenswert ein Baum oder ein Strauch ist. Für die Tierwelt ist jeder Baum ein kleines Biotop“, sagt Stauner und verweist darauf, dass der Alleengürtel auch gestärkt werden könnte, wenn an dieser Stelle kein RKK entsteht. Für Hubel geht es nicht um einzelne Bäume, sondern um denkmalgeschützte Grünflächen. „Wir sprechen hier von einem Parkring, der von Fürst Carl Anselm von Taxis gestiftet worden ist und den Carl von Dalberg erweiterte“, sagt Hubel. Die Stifter dieses Ringparks hätten Hubel zufolge fest angeordnet, dass er nicht verändert werden darf. „Er muss immer als Grüngürtel erhalten bleiben, damit sich die Bürger daran erfreuen. Deswegen steht auch die Grünfläche für das RKK unter Denkmalschutz“, sagt Hubel. Seiner Auffassung zufolge müssen diese Grünflächen deswegen wie Baudenkmäler behandelt werden. „Das heißt, wenn man sie beeinträchtigen oder zerstören will, ist es ein Eingriff in Denkmäler und nach dem Denkmalschutzgesetz nicht erlaubt“, sagt Hubel.

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Aufschwung oder unerfüllte Träume: Was haben die Regensburger in den Augen der Kontrahenten vom RKK?

Wenig – das glaubt zumindest Standortgegnerin Stauner. Nach Ansicht der Autorin muss ein Saal für 1800 Personen – wie er für das RKK geplant ist – ordentlich Rendite machen. Immerhin gelte es, den Zuschuss, den die Stadt jährlich in ein RKK investieren wird, möglichst gering zu halten. „Man kann das Gebäude nicht nur mit Kultur füllen. Man muss über die Kongresse Umsatz machen, damit das Defizit nicht zu groß wird“, ist Stauner deswegen überzeugt. Und so lautet ihre Befürchtung: „Lediglich ein kleiner Teil des RKK würde einmal den Regensburgern gehören. Sie werden es in dieser Verflechtung mit dem Kongresszentrum nicht als Begegnungsstätte annehmen.“

Das sagen die Standortbefürworter

Standortbefürworter Aumüller sieht das ganz anders: Ein RKK würde seiner Meinung nach einen schönen Eingang in die Stadt bieten. „Im Moment haben wir hier aber einen Angstraum“, sagt er. Ein Veranstaltungsort wie das RKK aber würde viel Frequenz an dieser Stelle mit sich bringen. „Überall dort, wo sich viele Menschen aufhalten, hinlaufen oder weggehen, brauche ich keine Angst haben“, sagt Aumüller. Deswegen halte er es auch nicht für zielführend, aus diesem Gelände einen „Wald“ zu machen. Fuchshuber sieht in einem RKK aber noch viel mehr als die Chance auf einen schönen Stadteingang: einen Aufenthaltsraum, ein Kulturzentrum, in dem auch Tagungen stattfinden, oder auch ein Platz für Schulbälle oder Schulabschlussveranstaltungen. Weiterhin würden mit der Gastronomie und der Hotellerie einmal auch die Regensburger vom RKK profitieren, die ihr Geld im Mittelstand verdienen.

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Beruhigter Stadteingang oder verstopfter Knotenpunkt: Wie wird das RKK den Verkehr beeinflussen?

Ein weiteres Thema, zu dem die Kontrahenten nicht unterschiedlicherer Meinung sein könnten, sind die Auswirkungen, die ein RKK am Keplerareal auf den Verkehr an diesem Knotenpunkt hätte. So ist Standort-Befürworter Aumüller der Überzeugung, dass schon alleine die zentrale Lage eines RKK Verkehr dorthin verhindere. Seine These: Je zentraler ein Veranstaltungsort, desto weniger Autoverkehr wird er anziehen. Als Beispiel führt Aumüller den Historischen Reichssaal im Alten Rathaus an. „Da kann ich nicht parken. Jeder weiß, er muss da hinlaufen oder er fährt mit dem Fahrrad hin. Der Rest fährt in die Parkhäuser“, sagt Aumüller. Auch bei den Schlossfestspielen mit allabendlich bis zu 3000 Besuchern habe er diesen Effekt beobachtet. „Die Massen strömen raus und werden von der Altstadt aufgenommen“, sagt Aumüller. Er geht davon aus, dass dieser Effekt auch auf ein RKK auf dem Keplerareal zutreffen würde. Denn diese Stelle wird nicht nur von allen Bussen, sondern auch von der Bahn angefahren.

Das sagen die Standortgegner

Standortgegnerin Stauner aber glaubt nicht an den von Aumüller prognostizierten Lerneffekt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass weniger Menschen mit dem Auto kommen – nur weil vielleicht einmal dieser riesige Gebäudekomplex im Park steht“, sagt sie. Regensburg ist ihrer Ansicht nach eine mit Verkehr verwöhnte Stadt. Jemand, der jetzt schon nicht mit dem Rad in die Innenstadt fährt, werde das auch nicht in Richtung RKK machen. Da ist Stauner sich sicher. Sie geht davon aus, dass Menschen, die sich schön zum Ausgehen anziehen, nicht mit dem Rad in die Stadt fahren wollen. Auch Hubel hat Gegenargumente. Am Abend könne man in Regensburg durchaus noch einen Tiefgaragenstellplatz finden, sagt er. Aber wenn die Tagungsteilnehmer das untertags versuchen, könne das schon schwierig werden. Weiterhin bringt er die Straßenbahn ins Spiel: Steht sie erst einmal, könne sie auch gleich Tagungsteilnehmer in Richtung Audimax transportieren.

Kongresse von morgen oder Zahlen von heute: Wie schätzen die Parteien den Bedarf für ein RKK ein?

Das sagen die Standortgegner

Die von Hubel erwähnte Entwicklung hält Fuchshuber aber weniger für eine Tendenz als für „normale Schwankungen“. Vor allem mit Blick in die Zukunft spricht sie von einem Bedarf für ein RKK. „Es braucht ein Kongresszentrum von morgen. Wir reden hier über etwas, das in zehn Jahren steht. Da kommt die Generation Y. Da kommen die 1980er-Jahrgänge“, sagt sie. Die Menschen werden Fuchshubers Ansicht nach in Zukunft keine Tagungen und Kongresse mehr besuchen, auf denen sie in Stuhlreihen sitzen und Vorträgen lauschen. „Das sind komplett andere Formate, die auf uns zukommen“, sagt sie und führt als Beispiel die „Barcamps“, „Open Spaces“ oder „Innovation Boot Camps“ an. „Wenn wir heute ein Kultur- und Kongresshaus bauen, dann brauchen wir etwas fürs dritte Jahrtausend“, sagt Fuchshuber. Das könnten das Audimax oder das Marinaforum überhaupt nicht leisten.

Konflikt oder Kompromiss: Können sich die Kontrahenten ein gegnerisches Argument zueigen machen?

Darauf antwortet Gegnerin Stauner: „Wenn wir darauf verzichten wollen, diesen tollen Ort für uns selber zu nutzen, wenn wir vielen auswärtigen Kongressteilnehmern einen großartigen Blick über die Altstadt schenken wollen, dann brauchen wir genau an dieser Stelle ein Kultur- und Kongresszentrum.“

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