Historie
Burgweinting gibt es als Buch

Die Arbeitsgruppe Ortsgeschichte hat nun ihr Burgweinting-Buch vorgestellt: Sechs Jahre Arbeit für 500 spannende Seiten.

04.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:40 Uhr
Roland Ebner

Die Burgweintinger Arbeitsgruppe hat auch das alte Ortsschild zu treuen Händen im Archiv. Foto: Roland Ebner

Lang hat’s gedauert, doch jetzt ist das große Werk vollbracht: Das Buch zur Burgweintinger Stadtteilgeschichte liegt vor. Nun, was sind schon ein paar Jährchen hin oder her angesichts des langen Zeitraumes, der hier überspannt wird? Von der Vor- und Frühzeit bis in unsere Tage wird der Leser durch Burgweintinger Fluren begleitet. Auf beinahe 500 Seiten haben die Autoren „Geschichte und Geschichten“ spannend, oft auch augenzwinkernd humorvoll aber niemals langweilig aufbereitet.

Die öffentliche Vorstellung der Lektüre wurde dann auch zum Überraschungserfolg: Mehr als 120 Gäste, darunter Alteingesessene und Neubürger, aber auch zahlreiche Experten aus der historischen Zunft der Stadt drängten sich im Pfarrsaal der Gemeinde St. Franziskus, um das langersehnte 480-Seiten Werk endlich in Augenschein nehmen zu dürfen. Unter ihnen waren auch Dr. Silvia Codreanu-Windauer, die Leiterin des Bayerischen Amtes für Denkmalpflege in Regensburg, das zahlreiche Bilder für den Band beigesteuert hatte, sowie Dr. Thomas Feuerer, der Vorsitzende des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, in dessen Kooperation das Buch entstanden ist.

Hochbetagte Zeitzeugen

Neben der Prominenz waren auch einige teils hochbetagte Zeitzeugen erschienen, die sich noch ans alte Dorf Burgweinting, weit vor der Eingemeindung 1977 erinnern. Deren Kommen erfreute ganz sichtlich die Herausgeberin des Buches und Leiterin der Arbeitsgruppe Ortsgeschichte (AGO), Katharina Lenz. Immerhin sind deren Lebensgeschichten und Erlebnisse „Kern des Buches gerade in den Kapiteln zur jüngeren Geschichte des Stadtteils der Kriegs- und Nachkriegszeit“, so Lenz.

Dabei spannt das Buch ebenso lesbar wie reich bebildert und historisch fundiert den weiten Bogen von der Steinzeit bis in die Gegenwart und zeichnet den Weg vom bäuerlichen Dorf zum Regensburger Stadtteil nach. Mehr als sechs Jahre hat es freilich gedauert bis das Werk vollbracht war.

Begonnen hat dieser lange Prozess damit, dass die Herausgeberin, wie sie berichtet, im November 2012 eine Fotoausstellung mit Bildern des langjährigen Ortsfotografen Willibald Lachmayr in der Grundschule besuchte. Die verhängnisvolle Frage von damals: „Gibt’s das auch als Buch? Nein? Dann machen wir eins!“ brachte die Mitstreiter der Arbeitsgruppe, Otwin Burger (89), Ludwig Habler (72), Willibald Lachmayr (82) und Ludwig Reithmeier (87) zusammen.

Sie haben als „Ureinwohner“ ihre reichen persönlichen Erinnerungen eingebracht und darüber hinaus mehr als sechs Jahre in monatlichen Diskussions- und Arbeitstreffen das Material für das Buch zusammengetragen. Für Sie war die Vorstellung des Buches der Höhepunkt eines langen, spannenden aber auch anstrengenden „Arbeitskampfes“, wie es Willibald Lachmayr in seiner Laudatio ausdrückte.

„Viele Gespräche mit Zeitzeugen, die ihre Fotoalben öffneten und Geschichten aus ihrem Leben preisgaben, dazu Archivrecherchen, Literaturstudium und Expertenhilfe brachten in der Folge spannende Ergebnisse zutage, die sich manchmal wie Perlen an einer Kette aufreihen lassen“, so Lenz.

Ein gewichtiges Beispiel brachte die Historikerin zur Buchvorstellung mit: Einen behauenen Stein, der aus einer Tür oder einem Fenster des in den 1950er Jahre abgerissenen romanischen „Judentempels“ stammt. Ludwig Habler hatte diesen zufällig im Bausschutt entdeckt, mit dem in den Nachkriegsjahren Bombentrichter und Hohlwege in der Nähe seines Hauses am Aubach verfüllt wurden.

Von diesem kleinen Stein führte die historische Suche bis zu einem mannshohen römischen Grabstein, der einst das Fundament des mittelalterlichen Gotteshauses bildete und den der Regensburger Altertumsforscher Hugo Rehorik auf dem Grund des Flotzinger-Hofes entdeckte. Heute steht dieser im Hof des Museumscafés im Historischen Museum.

Voll des Lobes zeigte sich Dr. Peter Morsbach als Verleger. Er räumte ein, dass er bei der Lektüre des Buches „richtig hineingefallen sei in die Geschichte und die Geschichten“, die das Buch erzählt. An vielen Stellen wecke es bei ihm persönliche Erinnerungen an Jugenderlebnisse in Burgweinting.

Dennoch wird das ihn seit Jahrzehnten quälende Rätsel nach dem Geschmack des „Chopper-Spießes“, der in den 1980er Jahren im ehemaligen Wirtshaus „Zum Ratsherrn“ serviert wurde, vermutlich weiterhin ungelüftet bleiben müssen, ergänzte er. Dafür habe Burgweinting nun eine Chronik, die die Geschichte des Stadtteils auch für kommende Generationen lebendig halten werde.

Etliche Aha-Erlebnisse

Textlich und gestalterisch hohes Niveau bescheinigte auch der Lektor des Morsbach Verlags, Dr. Hubert Kerscher, der die Entstehung des Buchs über Jahre hinweg begleitet hatte: „Ich wohne schon seit 20 Jahren im Stadtteil, aber durch die Ortsführungen mit Katharina Lenz und die Arbeiten an dem Buch habe ich etliche Aha-Erlebnisse über die reiche Geschichte vor Ort gehabt. Ich sehe heute Burgweinting mit anderen Augen.“ Die Tatsache, dass im Laufe der Erarbeitung alle Vorgaben in Sachen Zeit, Umfang, Bebilderung und natürlich auch Kosten gesprengt wurden, habe sich am Ende trotzdem gelohnt.

Nach den Wortbeiträgen, die die junge Musikstudentin Hannah Lerchenberger mit launiger Filmmusik am Flügel umrahme, fand das Buch reißenden Absatz – zumal alle, die am Entstehen des Werkes beteiligt waren, ob als Zeitzeugen oder finanzielle Unterstützer ihr Exemplar zum Dank kostenlos erhielten.