Tiere
Mit dem Chef stirbt sein Reptilienzoo

Der Leiter des Burgweintinger Reptilienzoos erlag am Freitag einem Krebsleiden. Der Zoo muss damit endgültig schließen.

12.01.2015 | Stand 16.09.2023, 7:05 Uhr
Heinz Klein
So kannten ihn viele: Alexander Stromski mit Otto, dem Maskottchen des Reptilienzoos. −Foto: Archiv-Foto: altrofoto.de

Unter den Schlangenfreunden und Herpetologen in Regensburg und weit darüber hinaus herrscht Trauer – um Alexander Stromski und auch um den Reptilienzoo Burgweinting, der Ende der Woche für immer seine Pforten schließen wird. 37 Jahre lang hatte Stromski „seinen“ Zoo mit mehr als 100 seltenen Echsen, urzeitlichen Schildkröten, gefährlichen Giftschlangen und fünf Meter langen Riesenschlangen betreut – sieben Tage die Woche, acht Stunden jeden Tag. Von dem Prostatakrebs, der in ihm wucherte, hatte der 59-jährige Kettenraucher erst vor knapp drei Monaten erfahren – und geschwiegen. Als Stromski Mitte Dezember mit der MZ sprach, kämpfte er noch um dasÜberleben seines vor der Pleite stehenden Reptilienzoos. Für sein persönliches Überleben gab es da schon keine Hoffnung mehr. Stromskis Helfer Andi Deuerling fand seinen Chef am Freitagmorgen tot im Bett. Alexander Stromski war ganz friedlich für immer eingeschlafen.

Sie waren die „Schlangenpäpste“

Ulrich Böhm und Alexander Stromski hatten ein goldenes Händchen für Schlangen. Sie waren unter den Ersten, die es schafften, seltene Schlangen in Gefangenschaft nachzuzüchten. Mit mehr als 20 000 Nachzuchten sorgten sie in Fachkreisen europaweit für Aufsehen. Der weithin einmalige Reptilienzoo erlebte goldene Zeiten und zog viele Besucher an. 2005 verstarb Ulrich Böhm und Alexander Stromski setzte das Werk fort – unterstützt von dem Dritten im Bunde, dem freischaffenden Biologen und Tierfilmer Markus Schmidbauer.

Steigende Energiepreise, sinkende Besucherzahlen und Einnahmen, dazu immer mehr Auflagen und jede Menge Konkurrenz bei der Nachzucht entzogen dem Burgweintinger Reptilienzoo nach und nach die Basis. Um den Zoo attraktiv zu gestalten fehlten die Einnahmen. „Wir haben beide viel eigenes Geld in den Zoo gesteckt“, erzählt Markus Schmidbauer. Trotzdem wuchsen die Schulden. Vor einem Monat berichtete Stromski, der Zoo könne die Stromrechnung an die Rewag in Höhe von 4500 Euro nicht mehr zahlen und funkte SOS. Die MZ-Berichterstattung hatte Folgen. Ein Gönner spendierte 2500 Liter Heizöl und etliche andere Privatleute halfen mit Spenden. Das ließ den todkranken Alexander Stromski wieder hoffen, doch es konnte nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

Markus Schmidbauer war klar, dass die Einrichtung keine Zukunft mehr hatte. Er wollte sich in den nächsten Wochen mit Stromski zusammensetzen, um über die Schließung des Zoos und den Verkauf der Tiere zu reden, sagte er der MZ. Doch dieses traurige Gespräch musste Stromski nicht mehr führen. Schmidbauer wusste von der unheilbaren Krankheit seines Freundes, doch dass der Tod so früh kam, überraschte ihn.

Am Sonntag ist endgültig Schluss

Die Todesnachricht hat im Netz schnell Wellen geschlagen.Etliche Freunde des Zoos meldeten unter anderem im Internet ihre Hilfsbereitschaft an, um den Zoo vielleicht doch noch zu retten. Doch Schmidbauer gibt diesem Unterfangen keine Chance mehr. Zu viel Geld müsste investiert werden. So wird der Reptilienzoo noch diese Woche geöffnet sein und am Sonntag um 18 Uhr für immer seine Pforten schließen. Im Internet wird eine Liste der Tiere veröffentlicht, die im Rahmen der Schließung abgeben werden. „Nur fressende und gesunde Tiere an Personen, die über die entsprechende Sachkunde und die notwendigen Genehmigungen verfügen“, heißt es auf derHomepage des Zoos.