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Von der „Technik“ zur Theologie gefunden

Erdmuth Dorothea Meussling ist neue Vikarin in St. Matthäus in Regensburg. Dialog und Jugendarbeit liegen ihr am Herzen.

29.11.2018 | Stand 16.09.2023, 5:54 Uhr

Vikarin Erdmuth Dorothea Meussling vor ihrer Wirkstätte in St. Matthäus Fotos: Roland Ebner

27 Jahre ist sie jung. Und einen breitgefächerten Bildungsweg hat sie bereits hinter sich, die neue Vikarin der evangelischen Kirchengemeinde St. Matthäus. Dort ist Erdmuth Dorothea Meussling als „Pfarrerin in Ausbildung“ seit September im Einsatz.

Augustana-Hochschule Neuendettelsau, Universität Tübingen und Humboldt-Universität Berlin waren die Stationen ihres siebenjährigen Studiums der Evangelischen Theologie. Studienbedingte Auslandsaufenthalte in Schottland und den USA kamen noch hinzu. Vorgezeichnet war dieser Weg wohl nicht nach ihrem Besuch des Berufsgymnasiums Sonneberg mit der Richtung „Gestaltungstechnik“. Wie aber schafft eine junge Frau bei einer derartigen Berufsorientierung die Kurve zur Theologie, möchte die Mittelbayerische im Gespräch mit ihr schon gerne wissen.

„Keine Eingebung im Traum“

Meussling verweist hier zunächst auf ihre christliche Erziehung im evangelischen Glauben. In ihrer Abiturzeit habe sie sich dann auch sehr für Philosophie und Geisteswissenschaften interessiert.

„Und das Studium habe ich dann eher planlos angefangen“, so die Vikarin. Theologie sei „jedenfalls keine Eingebung im Traum“ gewesen, sondern „eher eine Sache von Versuch und Irrtum“. Ihr Gedanke dabei: „Mal sehen, wie sich das so entwickelt.“

Im Studium hat sie sich aber „sehr wohl gefühlt, weil ich viele Freiheiten hatte und meine Interessen verfolgen konnte“. Die waren durchaus weit gespannt, wobei sie im Laufe der Zeit „drei Studien-Schwerpunkte“ entwickelte: „Christliche Publizistik und Medien“ nennt Meussling hier zunächst. Ein Praktikum beim Evangelischen Pressedienst in Bayern/Wochenzeitung „Sonntagsblatt“ hat sie auch absolviert.

„Feministischer Theologie und Befreiungstheologie“ widmete sie ebenfalls Studienzeit und Engagement. Mitarbeit beim Filmfest „Frauenwelten“ der Organisation Terre des Femmes in Tübingen nennt sie als ein Beispiel oder auch die Mitarbeit am Feministischen Studientag der Theologischen Fakultät der Uni Tübingen. Als Frauenbeauftragte war sie übrigens auch unterwegs in Neuendettelsau...

Und schließlich: Die „Famulatur für Interkulturelle Theologie, Religions- und Missionswissenschaften“ an der „Augustana“ versteht sie ebenfalls als Bestandteil ihres dritten Studienschwerpunkts „Religionswissenschaften“. Nicht zuletzt die „starke ökumenische Prägung durch das Elternhaus“ sei hierfür wesentlich gewesen, betont Meussling. Über den 1998 verstorbenen leiblichen Vater ist sie auch Mitglied der „Herrnhuter Brüdergemeine“, eine „konfessionsübergreifende Kirche“. Und weil die Mutter nach ihrer Wiederverheiratung zum Katholizismus konvertierte, ist der evangelischen Tochter Erdmuth auch diese Konfession nicht fremd. Und just vor diesem Hintergrund erklärt sie sich eben „offen für verschiedene Religionen und Glaubensrichtungen“.

Nach Regensburg, St. Matthäus, ist sie „auf eigenen Wunsch gekommen“. Meussling: „Wie bei einem Referendariat kann man sich bei der Evangelischen Landeskirche Bayern für einen Einsatzort bewerben. Und das hat gleich wunderbar geklappt.“

Regensburg war ihr zuvor durchaus nicht unbekannt. Ihre Mutter Anette nämlich ist Professorin an der hiesigen OTH. „Ich wusste also schon vor meiner Entscheidung, das ist eine sehr schöne, junge Stadt mit ganz viel Flair“, lacht die Neu-Regensburgerin. Als „Alleinstehende“ sei sie hier außerdem „nicht so weit weg von Kultur, Musik und Gesellschaftsleben“.

Sehr intensive Seelsorge

Sie wohnt jetzt im Dahlienweg, hat sich „überhaupt gut eingelebt“ und fährt von dort aus alles mit dem Rad. Als „spannende Erfahrung“ bezeichnet sie das Leben in der evangelischen Diaspora, wobei sie das ökumenische Zusammenleben im Kasernenviertel sehr schätzt. Sie nennt hier als ein Beispiel die „Nacht der offenen Kirchen“ im Stadtosten: „Das war ein schönes Erlebnis von Gemeinsamkeit.“

Im Vikariat liege ein Schwerpunkt auf Seelsorge und Religionspädagogik. Dazu zählten Gottesdienste, Geburtstagsbesuche und Religionsunterricht. Im „bunt gemischten Gemeindegebiet mit sozialen Brennpunkten, aber auch mit gutbürgerlichen Familienstrukturen“ macht ihr vor allem die „sehr intensive Seelsorge“ Spaß.

Im zweiten Einsatz-Jahr möchte sie sich dann verstärkt der Jugendarbeit widmen, diesbezügliche Angebote ausbauen. Ihr Ziel nach der Ordination hat Meussling auch schon ins Auge gefasst, wie sie verrät: „Mein Wunsch wäre es, zunächst im Medienbereich zu arbeiten, zum Beispiel in der Medienarbeit der evangelischen Kirche.“ Ein Pfarramt schwebt ihr dann aber erst für später vor.