Grünflächen
Wenn Struppi & Co. von der Leine dürfen

In zwei Regensburger Parks gibt es nun Freilaufzonen für Hunde. Was Tierbesitzer freut, sorgt bei manchen Joggern für Stress.

07.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:49 Uhr
Hundedame Sissi liebt es, in der Hundefreilaufzone von der Leine gelassen zu werden. Diese Freude wird ihr bleiben: Denn die Testphase ist nun zu einer Dauerlösung geworden. −Foto: Haala

Für einen Hund mag es nichts Schöneres geben, als im Park von der Leine gelassen zu werden. Dann kann er die blühende Wiese erschnüffeln, herumtollen oder im Rudel mit anderen Hunden spielen. Auch für viele Hundebesitze ist diese Version des Gassigehens besonders entspannend. So können sie darauf verzichten, Struppi, Bello & Co. unentwegt mit Rufen oder einem kräftigen Ruck an der Leine zurechtzuweisen.

Der Umweltausschuss der Stadt hat kürzlich mehrere Freilaufzonen für Hunde von einer Probephase in eine Dauerregelung übergehen lassen. Der Beschluss fiel einstimmig. Im westlichen Bereich des Parks in Neuprüll und im Nordwesten des Ziegetsdorfer Parks bleibt das Anleingebot weiterhin ausgesetzt, ebenso soll das ab dem Jahr 2019 auf einer geplanten Grünanlage auf dem ehemaligen Gelände der Nibelungenkaserne der Fall sein. Diese Freilaufzonen befinden sich an Parkgrenzen, die nicht aufwendig gepflegt werden müssen, mäßig frequentiert sind sowie abseits der Hauptverbindungswege und in gebührendem Abstand zu Kinderspielplätzen liegen.

Regensburger äußern sich positiv

Im Vorfeld dieses Beschlusses hat die Stadt auch eine Umfrage unter den Regensburgern zum dem Projekt gestartet: Von den 199 Personen, die befragt wurden, bewerteten 73 Personen die Regelung als positiv. Allerdings gab es auch 38 Parkbesucher, die nicht wollen, dass die Testphase in eine Dauerregelung übergeht. Sie befürchten, dass die Hundebesitzer ihr Tier nicht im Griff haben oder viel Kot auf den Wiesen herumliegen wird. Vor allem aber sorgen sich Jogger, dass ihnen die freilaufenden Hunde nachhetzen werden. So geht es auch Sylvia Gingele, der Vorsitzenden des LLC Marathon. Sie joggt regelmäßig im Bereich des Westbadweihers. Obwohl hier Anleinpflicht herrscht, würden die Hunde hier oft von der Leine gelassen. Gingele wünscht sich, dass die Besitzer ihre Tiere anleinen, wenn ein Jogger auftaucht. Sie ist selbst Hundebesitzerin und weiß deswegen, wie schwer es ist, ein Tier – vor allem ein Fremdes – richtig einzuschätzen. Als Joggerin befürchtet sie, dass ihr die Hunde nachlaufen könnten oder vielleicht sogar zubeißen, wenn ihr Jagdinstinkt mit ihnen durchgeht.

Für Menschen, die Angst vor Hunden haben, bedeutet so ein zutrauliches Kerlchen einfach nur Stress, weiß Andreas Mühlenberger vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Regensburg. Diesen Menschen hilft auch der Hinweis nicht weiter, dass ein Hund nur spielen will. Der Vierbeiner, der auf sie zuläuft, ist für Menschen die aus Veranlagung oder aus einem Trauma heraus Angst vor Hunden haben, der absolute Supergau, sagt Mühlenberger. Sie werden sich im Angesicht der Tiere immer in höchster Gefahr sehen.

Auch, wenn sie das objektiv in Regensburg nicht sind: Im vergangenen Jahr meldeten sich drei Bürger bei der Polizeiinspektion Süd, weil ein fremder Hund zugeschnappt hat. In diesem Rahmen habe sich diese Zahl auch in den vergangenen Jahren bewegt, sagt der Polizeibeamte Stefan Dillinger. Zu richtig krassen Fällen, wie im Jahr 2014, als ein Mädchen gebissen wurde, komme es selten.

Allerdings sagt Dillinger auch, dass die Beamten davon ausgehen, dass viele unliebsame Begegnungen mit Hunden gar nicht bei der Polizei gemeldet werden, weil sie Betroffenen das unter sich regeln – etwa wenn ein fremder Hund Kleidung beschmutzt oder beschädigt. Wird allerdings ein Mensch verletzt, ermittelt die Polizei wegen vorsätzlicher Körperverletzung und der Fall geht an den Staatsanwalt.

Besitzer nehmen viel Rücksicht

Auch Stadtgartenamtsleiter Hans-Dietrich Krätschell sagt, dass sich die Besitzer der 3000 Regensburger Hunde zum Großteil rücksichtsvoll verhalten, ihre Hunde an die Leine legen und auch den Kot wegräumen. Sollten die Parkaufseher etwas anderes beobachten, sprechen sie eine Verwarnung aus. „Im Wiederholungsfall oder bei Uneinsichtigkeit werden Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet“, sagt Krätschell. Widerspenstige Hundebesitzer erwartet ein Bußgeld von mindestens 35 und höchsten 250 Euro.

Der Gartenamtsleiter weiß auch, was in Regensburg prinzipiell in Sachen Hundeleine geboten ist:In der Altstadt- und im Alleengürtel müssen die Hunde an die Leine, ihre Leine darf nicht länger als drei Meter sein.Ausgenommen sind Blindenführer-, Polizei-, oder Rettungshunde. In den öffentlichen Grünanlagen und auf Spielplätzen müssen die Vierbeiner ebenfalls an die Leine, in diesem Fall darf sie höchstens 1,5 Meter lang sein. Auch im öffentlichen Verkehrsraum und in Naturschutzgebieten herrscht Leinenpflicht.

„Auch Freilaufzonen sind kein rechtsfreier Raum.“Hundetrainer Theo Hartmann

„Aber auch die Freilaufzonen sind kein rechtsfreier Raum“, sagt der Hundetrainer Theo Hartmann. Er betreibt die Hundeschule „Regensburger Schnauzen. Ob Anleinpflicht oder nicht – wo Hunde und Menschen zusammentreffen, muss rücksichtsvoll gehandelt werden. Grundsätzlich sind die Besitzer sind dafür verantwortlich, dass das Tier Menschen oder anderen Hunden nichts zuleide tut. Und funktioniert am besten, wenn sich das Tier im Einflussbereich von Herrchen oder Frauchen befindet. Ist ein Jogger im Anmarsch, rät Hartmann Hundebesitzern dazu, ihre Lieblinge grundsätzlich an die Seite zu nehmen. Auch wenn Hunde seit 17 000 Jahren domestiziert sind – den Jagdtrieb haben sie noch nicht verloren. Die Besitzer sollten die Körpersprache ihres Tieres lesen können. Spielzeug, Futter oder läufige Hundedamen sind auch in der Freilaufzone tabu – sie könnten fremde Hunde reizen.

Weitere Nachrichten aus Regensburg lesen Sie hier.

Aktuelles aus der Region und der Welt gibt es über WhatsApp direkt auf das Handy.Hier anmelden.