Aktion
Trauben pressen beim Winzer

Seit 2016 sind die Melzls Winzer im gleichnamigen Regensburger Stadtteil. Jetzt luden sie Kinder ein, um Saft zu gewinnen.

07.10.2019 | Stand 16.09.2023, 5:29 Uhr
Sarah Höger

Hochkonzentriert ernteten die Kinder die roten Trauben, um aus ihnen Saft herzustellen. Foto: Höger

Im Rahmen des „Türöffner-Tags“ der „Sendung mit der Maus“ bekamen Kinder am Tag der Deutschen Einheit die Chance, hinter die Kulissen einiger Regensburger Institutionen oder Einrichtungen zu blicken. Die Familie Melzl beteiligte sich, indem sie das Tor zu ihrem Weinberg öffnete und Kinder dazu einlud, Traubensaft zu pressen. Oberhalb des nördlichsten Punktes der Donau im Stadtteil Winzer liegt der Weinberg der Melzls äußerst idyllisch direkt oberhalb der Kirche St. Nikolaus.

Seit 2016 gehört der Weinberg der dreiköpfigen Familie, auf 1100 Quadratmetern bauen die Hobby-Winzer die Rebsorten Müller-Thurgau, Domina und Dornfelder an. Für die Kids, die am Donnerstag aufgeregt durch die Rebstöcke wuselten und Trauben naschten, stand der Wein jedoch weniger im Vordergrund: Sie durften die Trauben ernten und Saft daraus herstellen. Vor zwei Wochen wurden hier bereits die weißen Trauben geerntet, letztes Wochenende die roten Trauben für den Rotwein und den Rosé. Insgesamt stehen bei den Melzls 700 Stöcke, was etwa 700 Liter Wein ergibt. Eine Reihe haben die Winzer extra für den Aktionstag noch nicht gelesen.

Bier lief dem Wein den Rang ab

Vorab gab Matthias Melzl den Eltern einen kurzen Überblick über die Geschichte des Weinanbaus in Regensburg. Der hat hier nämlich eine lange Tradition, etabliert haben das kleinste Weinanbaugebiet Deutschlands vermutlich die Römer. Der Südhang und die Wasserquelle boten ideale Bedingungen, der „Baierwein“, wie er genannt wird, floss in rauen Mengen.

Zahlen:Winzer:
Auf rund vier Hektar wird im kleinsten Weinanbaugebiet Deutschlands der Baierwein angebaut. Zum Vergleich: Allein in Franken wird auf rund 6000 Hektar Fläche Wein angebaut, deutschlandweit sind es etwa 100000 Hektar.Die Melzls aus Winzer haben den Weinberg 2016 von Familie Bierwolf abgekauft. Die Weinberge sind beliebt: Rund 40 Bewerber buhlten damals um den Zuschlag. Doch der Weinberg blieb im Dorf.

Der Einbruch kam, als sich das Bier im 18. Jahrhundert als Volksgetränk durchsetzte. Erst Jahrzehnte später, in den 1970er Jahren, erlebte der Baierwein eine Renaissance, als sich die Bürger wieder auf die regionalen Erzeugnisse besannen und der eigene Wein wieder mehr Wertschätzung erlangte. Heute werden an den Südhängen der Donau in den Weinbaugemeinden um Regensburg (Winzer, Bach, Kruckenberg, Tegernheim, Pentling) noch auf etwa vier Hektar Wein angebaut. „Wir machen Wein wie vor 1000 Jahren, der nennt sich Naturwein. Nur Saft, Hefe, fertig“, erklärte Melzl. Die Winzer verzichten dabei auf Enzyme zur Safterhöhung und andere Mittelchen: „Wenn ihr mal googelt, was für Schönungsmittel für Weine zugelassen sind, werdet ihr verstehen, warum“, fügte Melzl augenzwinkernd hinzu.

So frisch wie nie zuvor

Obwohl sich der Wein selbst durch den Wind bestäubt, schwirrten zahlreiche Wespen und Bienen durch die Reben. Ausgestattet mit Handschuhen und von Melzl in das Einmaleins der Weinlese eingeführt, machten sich die Kinder ans Werk: Mit Gartenscheren wurden die Trauben geerntet und in großen Kübeln gesammelt. Anschließend wurden die Trauben in einer Fruchtmühle manuell von den Kindern zermahlt. Eigentlich passiert dieser Schritt mit einer elektrischen Fruchtmühle, „aber wer so viele fleißige Helfer hat, der braucht keine elektronische“, lachte Melzl. Heraus kam die sogenannte Maische, die dann gepresst wurde – und fertig war der Traubensaft. So frisch, wie ihn vermutlich noch keines der Kinder zuvor getrunken hat.

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