Soziales
Ehemalige Gaststätte weicht Wohnhaus

Das frühere Niebauer-Gebäude wird abgerissen – das Ensemble „Jurahof“ folgt ihm. Die Schwabelweiser aber vermissen das Lokal.

20.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:14 Uhr

Seit mehreren Jahren ist die Gaststätte Niebauer geschlossen. Nun weicht das alternde Gebäude einem Neubau-Projekt. Fotos: Daniel Steffen

Auf dem Gelände der ehemaligen Gaststätte Niebauer sind derzeit Arbeiter zugange: Das Gebäude wird nach Jahren des Leerstands abgerissen und verschwindet somit in Kürze aus dem Schwabelweiser Ortsbild. Der Abriss betrifft auch die zum Gebäudekomplex gehörenden Stallungen, die bis 2013 genutzt wurden. Anstelle der alten Gebäude entsteht nun bis Sommer 2020 der „Jurahof“, ein Wohn-Ensemble aus acht Häusern im klassischen Satteldach-Baustil.

Die Häuser bieten insgesamt 33 Wohneinheiten in einer Größenordnung von 49 bis 128 Quadratmetern. Vier der Wohneinheiten hat das Unternehmen Gebrüder Donhauser aus Schwandorf bereits verkauft, weitere sind reserviert. Der Name Jurahof lehnt sich an das nahe gelegene Naturschutzgebiet Keilsteiner Hang mit seinen markanten Jurafelsen an. Die Wohneinheiten werden in Massivbauweise gebaut und verfügen entweder über Balkon oder Terrasse.

Keiner führte Gasthaus weiter

Der Sohn des verstorbenen Wirts, Josef Niebauer, bewertet die Neubauten positiv. Sie seien eine „Aufwertung für Schwabelweis“, zumal die Stallungen und das Gasthaus „nicht mehr in einem tragbaren Zustand gewesen“ seien. Zudem habe sich letztendlich kein Interessent für eine Übernahme der Gaststätte gefunden.

Der Stadtteil leidet immer noch unter der Schließung des Gasthauses, heißt es in Schwabelweis. Als Inhaber Josef Niebauer sen. im Dezember 2013 verstarb, schloss das Gasthaus Niebauer für immer seine Pforten. Mit dem Gastronomen starb auch ein bedeutender Teil der Wirtshauskultur in Schwabelweis. Bei den Weihnachtsfeiern, so erinnert sich SPD-Stadtrat Hans Holler, hatten sich die ortsansässigen Vereine sogar fast darum gestritten, wer wann die Lokalität belegt. Egal ob Weihnachtsfeiern, Hochzeitgesellschaften, Vereins- oder Bürgerversammlungen: Seinerzeit war die Gaststätte mit die wichtigste Adresse für den Zusammenhalt im Stadtteil. „Alle wollten dort feiern“, sagt Holler und ergänzt: „Für Schwabelweis war die Schließung ein großer Verlust.“ Den galt es, soweit wie möglich zu kompensieren. Das ist nur bedingt gelungen. „Einen vergleichbaren großen Veranstaltungsraum gibt es bis heute nicht“, sagt Holler und meint damit einen Raum für 50 und mehr Gäste.

Bürgerversammlung in Turnhalle

Eine der wichtigsten Veranstaltungen, die örtliche Bürgerversammlung, wich von der geschlossenen Gaststätte Niebauer in die Turnhalle der Grundschule Schwabelweis aus. Erstmals fand dort im November 2017 eine Bürgerversammlung statt. Zwar sind dort die Kapazitäten ausreichend, allerdings ging mit dem Ortswechsel Flair verloren: Ein Bier zu bestellen und nach der Veranstaltung gemütlich beieinandersitzen, daran ist in der Turnhalle nicht zu denken. Herbert Schlegl, der viele Jahre lang dem CSU-Ortsverband Schwabelweis vorstand, erinnert sich deshalb gern an die „alten Zeiten“ in der Gaststätte zurück. „Ich habe damals angeregt, dass die Familie Niebauer den Saal baut. Das hat sie auch gemacht – und nie bereut.“ Ob nun Bürgerversammlungen oder CSU-Bürgergespräche: Immer sei der Saal „gerammelt voll“ gewesen, zudem habe man bei den Veranstaltungen gut speisen können. „Schade, dass wir so etwas in Schwabelweis nicht mehr haben“, bedauert er.

„Einen vergleichbaren Veranstaltungsraum gibt es nicht.“Hans Holler, SPD-Stadtrat aus Schwabelweis

In den Augen des „Stadtteilkümmerers“ Günter Edel ist die derzeitige Situation schwierig. So sei die Gaststätte Mariandl in der Fleischmannstraße von ihren Kapazitäten her nicht ausreichend, um dort große Veranstaltungen stattfinden zu lassen, sagt der ehrenamtliche Mitarbeiter des Projekts „Regensburgs Nette Nachbarn“. Auch das Restaurant Opatija biete keinen reinen Veranstaltungsraum, sondern müsse sich vorrangig um Restaurantgäste und die Mitglieder des ansässigen SV Schwabelweis kümmern. „Das Lokal ist eben deren Heimat“, sagt Edel.

In Mariandl haben einige Vereine eine neue Heimat gefunden. Seit der Schließung der Gaststätte Niebauer versammelt sich dort neben der örtlichen SPD nun auch der CSU-Ortsverband Schwabelweis. Ebenso ist das Mariandl neue Heimat des VdK-Ortsverbands Schwabelweis: Damit dieser im August gemeinsam mit der Gaststätte sein Sommerfest feiern kann, ist angedacht, für den Festbetrieb neben dem Mariandl ein Partyzelt aufzubauen.

In die Bresche gesprungen ist die Pfarrei St. Georg. Insofern keine anderen Räume zur Verfügung stehen, stellt sie ortsansässigen Vereinen ihr Pfarrheim Naglkiste bedingt zur Verfügung. Nach Auffassung des Stadtteilkümmerers ist das Pfarrheim jedoch nicht groß genug für Veranstaltungen wie Bürgerversammlungen und deshalb nur eine Übergangslösung. Abschließend sagt Edel: Viele Dörfer kämpften mit derselben Problematik. „Gasthäuser schließen –und die Ortsansässigen sitzen auf dem Trockenen.“ Für den sozialen Zusammenhalt sei das schlecht.

Das kann der CSU-Ortsvorsitzende Christian Poh nur bestätigen. „Meiner Meinung nach wird sich in nächster Zeit keine ansprechende Lösung finden. Wir können froh sein, dass die Gaststätten, die wir haben, noch weiter am Leben bleiben“, sagt er. Er verweist auch auf das griechische Restaurant Saloniki, das als solches aber nicht für Versammlungen ausgelegt sei.

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