Nachruf
Die Freunde der Walhallabahn trauern

Ihr letzter lebender Lokführer ist tot. Josef Pöpperl hatte das Bockerl bis 1957 noch unter Dampf gefahren.

30.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:09 Uhr
Helmut Wanner
Oberlokführer Josef Pöpperl kurz vor seinem 85. Geburtstag am Bockerl-Pavillon in Stadtamhof: Mit der treuen Fangemeinde feierte er dort jährlich seine Erinnerungsandacht. −Foto: Archivfoto: Wanner

Jetzt hat sich der Pöpperl Sepp den Altvorderen angeschlossen. Er ist am 24. März in seiner Heimatstadt Pleystein gestorben. Der letzte Heizer, Rudolf Amann, Schwabelweis, war ihm 2012 vorausgefahren. Jetzt sind noch drei Schaffner der Walhallabahn auf Erden: Emil Nißl, Leo Brückner und Thilo Hermann.

Fünf Jahre unter Dampf gefahren

Am 26. August 1926 ist er geboren. Dem Pöpperl Sepp waren 16 Jahre Fahrt auf der Schmalspur vergönnt, davon fünf Jahre unter Dampf. Die Bw-Außenstelle Donaustauf war seine Dienststelle. 1957 musste er auf Dieselloks umsteigen. Am 31. 12. 1968 war die letzte Fahrt der Walhallabahn.

Immer wieder wurde er gedrängt, davon zu erzählen. Der Knott Luckl, sein Kamerad und Heizer, hatte zur Feier des Tages Frack, Zylinder und weiße Handschuhe an. Nach diesem schwarzen Tag ist Lokführer Pöpperl noch ein paar Jahre auf der Hauptbahn gefahren, bevor er 1972 in Rente gegangen ist.

Dann war finstere Zeit. Bis die Initiative der Walhallabahn-Enthusiasten um Rudolf Rieß für die Wiedergeburt sorgte. Der letzte lebende Oberlokführer der unvergessenen Walhallabahn kehrte fürs Bayerische Fernsehen sogar noch einmal auf seinen Führerstand zurück, als Lok 99253 im Bockerl-Pavillon in Stadtamhof ihren Ehrenplatz erhielt. Das war für ihn der schönste Tag seiner Pensionierung.

Das Bockerl fuhr mit 15 km/h

Rudolf Rieß gab Pöpperl aus tiefempfundener Verehrung heraus oft Gelegenheit, in Regensburg unter Gleichgesinnten zu sein und die Zeit der unvergessenen Walhallabahn aufleben zu lassen. Lässig war die Walhallabahn. Lokomotivführer Pöpperl kannte, außer einer Mütze, keine ausgesprochene Dienstkleiderpflicht. Die Dampf-Lok fuhr etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit. Zwischen Reinhausen und Wörth wäre sie mit ihrem 15er-Schnitt heute von jedem Radler überholt worden. Trotz der doch gemächlichen Fahrt hat die Lok geschaukelt, weil sie so kurz und das Gleis nicht mehr das beste war. Das Tempo war zügig genug, dass man im Gleisbett Wildhasen jagen, und so langsam, dass man bei Kruckenberg Wiesen-Champignons aufsammeln konnte.

Aus seinem eigenen Erleben konnte Pöpperl dies wieder und wieder erzählen. Und wir erfuhren, dass die Walhallabahn sechs Lokführer und Heizer und drei Loks hatte. Und dass das Bockerl auf der Strecke auch Ware mitnahm. In Frengkofen ließ der Fischhändler Meier Fässer aufgeladen. Die Fracht war für Stadtamhof bestimmt. Signale im üblichen Sinne gab es seines Wissens nicht. Nur Kennzeichen entlang des Bahnkörpers wie zum Beispiel „PL“, das hieß Pfeifen und Läuten. „Sonst hat’s nix g’habt bei der Walhallabahn.“ Das „PL“-Signal ertönte an der Unterführung beim Walhalla-Bahnhof. Die zwei Spuren teilte sich das Bockerl mit den Autos.

Josef Pöpperl hat Menschen beeindruckt. Den bekannten Eisenbahn-Autor Wolfgang Löckel hat er gar aufs richtige Berufs-Gleis gestellt. Er wurde Eisenbahner. Löckel erinnert sich: „Ich selbst war seit 1961 zu jeden Sommer- und Winterferien bei meiner Großmutter in Bach a. d. Donau. Jeden Werktag pünktlich um 10.30 Uhr stand ich am Bahnhof, bis sich an einem warmen Sommertag im Jahre 1965 der von mir stets bestaunte Lokführer Pöpperl des Ferienjungen aus der Rheinpfalz annahm und ihn einlud, zukünftig doch ab und zu bei ihm auf der V 29 - Lokomotive mitzufahren und dabei auch das Fahren einer Diesellokomotive zu erlernen.“

Wolfgang Löckel fuhr am Ende ICE. Er schrieb die beiden Klassiker „die unvergessene Walhallabahn 1 und 2“. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass der Südwestfunk nun einen Film übers Bockerl dreht. Es wird im Rahmen der Reihe „Eisenbahnromantik“ gesendet.