Justiz
Hinter den Regensburger Gefängnismauern

Bei der Einweihung der Neubauten gewährt die JVA spannende Einblicke – in Haftzellen, Besucherräume und Werkstätten.

19.02.2016 | Stand 16.09.2023, 6:57 Uhr

Die Neubauten der JVA Regensburg wurden am Freitag offiziell eingeweiht. Foto: Lex

Gitter und Gefängnis. Das gehört zusammen. Genau deshalb fallen beim Rundgang durch den Neubau der Justizvollzugsanstalt (JVA) Regensburg die sieben Quadratmeter großen Fensterscheiben, die freien Blick auf die Nachbarschaft und zum Himmel gewähren auf. Sie markieren den Übergang vom alten Gefängnistrakt zum am Freitag eingeweihten Westbau. Der Eindruck, diese Scheiben seien durchlässig, trügt allerdings. JVA-Leiter Christian Gessenharter versichert: „Die hält!“ Es handelt sich nämlich um Glas der Sicherheitsklasse 6. Das bedeutet: Erst nach 72 kraftvollen Axtschlägen ist im Glas ein kleines Loch zu sehen. Noch sicherer sind nur die Scheiben in der neuen Torwache. Sie halten sogar Schüssen stand.

Weder Pappenstil noch Luxus

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300 Haftplätze sollen es werden

Wenn nun im März die Neubauten in Betrieb genommen werden, können 162 Männer und 26 Frauen in der JVA Regenburg inhaftiert werden. Nach dem gesamten Ausbau soll es etwa 300 Haftplätze geben. Die Verbesserungen durch die Neubauten werden beim Rundgang mit JVA-Leiter Gessenharter schnell deutlich. Er zeigt als erstes die Betriebsräume. Was auffällt: Die Decken sind nicht abgehängt – eine Sicherheitsmaßnahme. In diesen Werkstätten fertigen die arbeitenden Gefangenen Spielzeug, verpacken Kämme und Schmuck oder stellen die Startunterlagen für den Frankfurt-Marathon zusammen. „Diesen Auftrag bekommen wir jedes Jahr wieder“, erzählt Gessenharter spürbar stolz. Ein strukturierter Tagesablauf ist den Schilderungen zufolge wichtige für die Gefangenen. So werden sie an Werktagen um 6 Uhr geweckt und bekommen Frühstück. Die Arbeit in den Werkstätten beginnt um 7 Uhr. Um 11.30 Uhr ist Mittagspause. Sie dauerte eine Dreiviertelstunde. Dann wird bis 15.20 Uhr weitergearbeitet. Es folgt der Hofgang, die Abendkostausgabe und die Nachtruhe. Jeden zweiten Tag wird auch um 18 aufgeschlossen. Die Häftlinge können Tischtennisspielen, Kraftsport machen oder auch einfach nur ratschen, wie Gessenharter sagt. Sie bekommen ihre Post, können sich mit Anliegen an Wärter wenden, Seelsorger bieten Gruppenstunden an. Auch Deutschkurse gibt es für Gefangene. Um 20 Uhr müssen sie zurück in ihre Zellen.

Zu den neuen Zellen führt JVA-Leiter Gessenharter ebenfalls. Sie sind sehr einfach gestaltet. Schmale Holzbetten mit blau-weiß karierter Bettwäsche, rote Stühle – der ein Farbklecks –, einfache Schränke, Waschbecken und die Toilette. Die Wände sind kahl bis auf die Halterung für ein Fernsehgerät. In der Zugangsabteilung gibt es Ein-, Zwei- und Dreibettzimmer. Auch eine Frauenabteilung gibt es im Neubau. Bemerkenswert sind die geteilten Fenster. Nur eine Seite lässt sich öffnen, um zu lüften. An dieser Seite ist ein Lochgitter angebracht, damit sich die Gefangenen nichts zureichen können. Das nennt man Pendelschutz.

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Verbesserungen ergeben sich durch den Neubau auch für die Besucher. Es gibt Trennscheibenräume, Einzelbesuchsräume, einen großen Besuchsraum, einen Trenntischbesuchsraum und ein Verhörzimmer. Zudem kann die Gefängnisverwaltung neue Räume beziehen, die sich von normalen Büros allerdings durch die Gitter an den Fenstern unterscheiden.

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Beim Tag der offenen Tür am Samstag (20.2.) gewährt die JVA Regensburg von 10 bis 15 Uhr auch der breiten Öffentlichkeit einen „Blick hinter die Mauern“. Wer die JVA in Augenschein nehmen will, muss sich ausweisen. Handys, Kameras, Fotoapparate, größeren Behältnisse wie Rucksäcke oder Taschen sowie gefährliche Gegenstände müssen draußenbleiben.

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