Regensburg
Lilienthalstraße: Bäume müssen weichen

Regensburger Stadtrat stimmt über den neuen Flächennutzungsplan ab. Die Grünen sagen: Vom Biotop bleibt nicht viel übrig.

26.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:45 Uhr
Der Bund Naturschutz hatte erst Anfang Juli alle Stadträte zum Ortstermin am Biotop in der Lilienthalstraße eingeladen. −Foto: Tino Lex

Nach Protesten und einer Petition gegen die Bebauung des Biotops an der Lilienthalstraße stimmt am morgigen Dienstag der Planungsausschuss des Stadtrats über diese Bebauung ab: Mit der Änderung des Flächennutzungsplans steht zugleich die Aufstellung eines Bebauungsplans an der Lilienthalstraße zur Abstimmung. Der Beschlussvorschlag sieht eine Wohnbebauung auf der Biotopfläche vor.

„Es wird zwar eine Grünfläche auf dem Gebiet geben, aber dennoch werden alle alten Bäume abgeholzt. Dadurch bleibt vom Biotop so gut wie nichts mehr übrig“, erklärt Grünen-Sprecher Oliver Groth in einer Pressemitteilung . „Wir müssen versuchen, jedes Biotop, jedes Stück Natur zu schützen. Wegen der Artenvielfalt, aber auch für unseren Schutz. Weniger Grün bedeutet, wir sind dem Klimawandel und Extremwetterereignissen wieder ein Stück mehr ausgesetzt.“

Sprecherin Julia Krebs ergänzt: „Gerade erst haben Experten übereinstimmend erklärt, dass genau naturbelassene, unversiegelte Grünflächen wie dieses Biotop ein wichtiges Element beim Schutz vor Hochwasser nach Starkregenereignissen sind. Dass die graue Koalition nun die Beschlüsse durch den Stadtrat presst, ist pure Verantwortungslosigkeit gegenüber der Stadt, den Menschen und den kommenden Generationen.“

Die Fläche, die durch das Immobilienzentrum erworben wurde, sei ein kartiertes Biotop. „Warum können Biotope denn immer noch einfach überbaut werden? Es kann doch nicht sein, dass diese Kartierung kaum Auswirkungen bei der Aufstellung eines Bebauungsplans hat. Biotopen und Grünflächen muss ein größerer Stellenwert in der Stadtentwicklung zugeschrieben werden, wenn wir Klimaschutz und Schutz vor den Folgen der Erwärmung wirklich ernst nehmen wollen“, fordert Grünen-Sprecherin Julia Krebs.

BN: Fortschritt erkennbar

Der Bund Naturschutz, der in der Vergangenheit unter anderem mit einerPetition für den Erhalt des Biotops gekämpft hatte, begrüßt, dass der neue Flächennutzungsplan eine rund 5000 Quadratmeter große Grünfläche ausweise und damit ein klarer Fortschritt gegenüber den Planungen von 2016 erkennbar sei. „Wir fordern aber weiterhin, dass die Stadt und der Grundeigentümer an anderer Stelle einen Ersatz finden und die Stadt dieses Areal als zukünftigen Klima-, Biodiversität- und Bürgerpark entwickelt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation.

Aus der Beschlussvorlage sei überdeutlich zu erkennen, dass im direkten Umfeld und im Stadtquartier insgesamt nahezu alle größeren amtlich kartierten Biotope verloren gegangen seien. Es handele sich also um die letzte verbliebene etwas größere und vernetzte amtlich kartierte Biotopfläche. Sie ist daher für die Biodiversität besonders wertvoll.

Vorlage: Keine Auswirkungen auf Klima

Sowohl Grüne als auch der Bund Naturschutz kritisieren eine Passage, die sich in der Sitzungsvorlage befindet: „Durch den Aufstellungsbeschluss sind keine direkten Auswirkungen auf das Klima zu erwarten“, heißt es darin. Für die Grünen ist das „Augenwischerei“. „Es ist bestürzend, dass der Klimavorbehalt so lasch umgesetzt wird und viele Vorlagen scheinbar keinen Einfluss auf das Klima haben“, so Karim Belkacem, Sprecher des Arbeitskreises Umwelt, Energie und Klima der Regensburger Grünen in der Pressemitteilung.

Auch der Bund Naturschutz befürchtet: „Regensburg ist eine Stadt am Fluss und eine zunehmend verdichtete Stadt. Hitze und Starkniederschläge werden uns die nächsten Jahrzehnte immer mehr einholen und unsere Lebensqualität mindern. Wir müssen neue Prioritäten setzen.“

Der Bund Naturschutz will am Dienstag um 17 Uhr vor der Sitzung des Planungsausschusses am Dachauplatz gegen den Aufstellungsbeschluss protestieren.