Bürgerbeteiligung
Thalmassing weist riesiges Baugebiet aus

Wohnen, Pflege, Supermarkt: Ein Baugebiet mit diesen Ausmaßen habe es in der Geschichte der Gemeinde noch nie gegeben.

14.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr

Baugebiet Mühlfeld I: Der räumliche Planungsbereich des verbindlichen Bauleitplans hat eine Gesamtfläche von 72 309 Quadratmetern. Foto: Eder

Die Gemeinde Thalmassing mit erstem Bürgermeister Helmut Haase sowie Investor Ludwig Hetzenegger stellte zusammen mit dem Amberger Planungsbüro Renner + Hartmann Consult GmbH den Bebauungsplan mit integrierter Grünordnung mit Änderung des Flächennutzungs- und Landschaftsplanes am südlichen Ortsrand vor. Bei der Beteiligung der Öffentlichkeit waren 25 Bürger sowie einige Gemeinderäte im Sitzungssaal des Rathauses anwesend.

In seinen einleitenden Worten sagte Haase, dass es ein Baugebiet mit diesen Ausmaßen in der Geschichte der Gemeinde noch nie gegeben hat. Der Landkreis hat zweistellige Zuwächse. Der Wohnungsdruck ist groß. Einkaufsmöglichkeiten zur Nahversorgung sind in Thalmassing dringend notwendig. Praxen, ein Seniorenwohnheim, Tagespflege, Fitness und ein neues Feuerwehrgerätehaus sind geplant.

Einwände vortragen

„Wir wollen Transparenz. Ihre Einwände können Sie uns heute vortragen. Bitte reichen sie diese dann, wenn nach der heutigen Versammlung weiterer Klärungsbedarf besteht, in Schriftform bis Dienstag, 26. Februar, bei der Verwaltung ein. Wir wollen auf Ihre Anregungen und Lösungsvorschläge reagieren können. Nach Abwägung der Sachlagen fällt der Gemeinderat die Entscheidung. Wir hören heute nur zu“, so das Gemeindeoberhaupt.

Planer Werner Renner vom Amberger Büro Renner + Hartmann Consult GmbH stellte das Konzept vor. Bisher war alles Sondergebiet (SO) Naherholung. Der Flächennutzungs- und Landschaftsplan wurde geändert. Der räumliche Planungsbereich des verbindlichen Bauleitplanes hat eine Gesamtfläche von 72 309 Quadratmetern. Die Verkehrsflächen sind bis zu sechs Meter breit mit Ausnahme einer Engstelle im Norden von 5,11 Metern. Es entstehen 47 Bauparzellen für Einzel- und Doppelhaushälften (880 bis 1170 Quadratmeter), drei Parzellen für Geschosswohnungsbau (520 bis 680 Quadratmeter) sowie ein Wohnhof mit Geschosswohnungsbau (6356 Quadratmeter). Das Sondergebiet Nahversorgung (NVZ) umfasst 6670 Quadratmeter. Das SO für freiberufliche und nicht störende gewerbliche Nutzungen wie zum Beispiel Arzt, Zahnarzt, Apotheke, Fußpfleger und Büronutzung umfasst circa 5000 Quadratmeter, die Feuerwehr 3500 Quadratmeter.

Investor ist der Thalmassinger Ludwig Hetzenegger. Er erklärte das Gebiet detaillierter. Entstehen sollen ein Komplex mit Tagespflege, betreutem Wohnen und stationärer Pflege, kleinen Appartments zur Wohnnutzung, ein Super- mit Getränkemarkt, Bäckerei/Metzgerei sowie seitlich im hinteren Bereich ein angegliedertes Café mit Terrassenbetrieb. Weiter ein Gastrobereich. Die gesamte Gastronomie könnte separiert (Brandschutzauflagen) zu bauen sein. Sie ist nicht direkter Bestandteil des Supermarktes.

Auf Nachfrage sagte Hetzenegger: „Es ist ein regionaler Betreiber, der schon in Thalmassing tätig war. Es wird ein hochwertiger Vollsortimenter (800 bis 1200 Quadratmeter). Für alle größeren Einheiten haben sich Betreiber beworben. Sie sind in die Planungen mit eingebunden.“ Die Namen könne er noch nicht nennen, da die Verträge teils noch nicht fix seien. „Der Gemeinderat muss diesbezüglich als Erster umfassend informiert werden“, verdeutlichte er.

Ein Rehazentrum (EG + II) und allgemeine sportliche Einrichtungen, Arztpraxen (OG) und Physio sollen kommen. Die Gebäude werden in Pultdachform gebaut. Die Baukörper werden durch die Pultdächer nicht höher als EG + I mit Satteldach. Der Eingang zum dreigeschossigen Supermarkt ist seitlich zur Kreisstraße R10. Im Kellerbereich des Gebäudes können Batterien zur Energiespeicherung eingebaut werden. Abschließend verdeutlichte der agile Investor, dass dies alles kein „Schnellschuss“ sei. In fünfzehn Jahren solle alles immer noch laufen, denn die Objekte blieben in seinem Eigentum. Alle Grundstücke werden im Erbbaurecht vergeben.

Baubeginn Ende 2019

Wie letztendlich alles im Detail errichtet bzw. angeordnet wird, ist von den Genehmigungsbehörden abhängig. Baubeginn könnte Ende 2019 oder 2020 sein. Die Hauptzufahrt ist von der R10. Diese will der Landkreis ertüchtigen. Eine Linksabbiegerspur ist in Planung. Das Gebiet hat eine direkte Anbindung an den Bestand (Eichenring).

Eine Anwohnerin befürchtete vermehrten Durchgangsverkehr. Als natürliches Hindernis wird hier eine rechteckige Anbindung gebaut. Weitere Variationen sind möglich. Bemängelt wurde, dass kein Kinderspielplatz geplant ist, dafür „kleine halböffentliche Spielecken im Gastrobereich“. Haase: „Die Investitionen beim Spielplatzbau sind nicht hoch, aber der Unterhalt. Ich will dem Gemeinderat nicht vorgreifen.“

Im Gesamten war das geplante Areal einigen Bürgern zu groß. „Wir könnten nicht allein eine Nase in Richtung Schloss-Haus bauen. Das große Ganze muss für die nächsten zwanzig Jahre gesehen werden. Ansonsten hätten wir nie eine Genehmigung erhalten. Das Feuerwehrgerätehaus baut die Gemeinde, da es ein öffentliches Gebäude ist, sonst gibt es keine Zuschüsse“, verteidigte das Gemeindeoberhaupt die Maßnahmen.