Bilanz 136 Waldameisenvölker umgesiedelt
Die Ameisenfreunde arbeiteten 2020 unter erschwerten Bedingungen. Zuspruch junger Menschen ist groß.

Nabburg.Das Jahr 2020 war auch für die Ameisenfreunde eine große Herausforderung. Die Corona-Vorschriften erschwerten auch die Umsiedlung von Ameisenvölkern auf baustellen. Und bereits im Januar mussten die Ameisenfreunde einen großen Verlust hinnehmen., heißt es in einer Pressemitteilung der Ameisenschutzwarte LV Bayern in nabburg. Am 29. Januar ist der Ehrenvorsitzende der Ameisenschutzwarte, Peter Bartke, verstorben. Er führte die Ameisenschutzwarte Bayern vom 27. Mai 1990 bis 2. Juli 2006.
Peter Bartke hat den Schutz der Ameisen immer als Aufgabe zum Erhalt der Lebensgrundlagen kommender Generationen verstanden. Von 1985 – 2019 war er als Ausbilder tätig, vor allem im Bereich der Artbestimmung von Ameisen. 1989 organisierte er die Übernahme der Sammlung von Prof. Dr. Karl Gößwald aus Würzburg, welche die Grundlage für das bayerische Informationszentrum für Ameisenkunde in Nabburg ist und welches er zusammen mit Hubert Fleischmann leitete. Mit Peter Bartke verloren die kleinen Krabbler im Walde einen großartigen Fürsprecher.
Wegen der Corona-Pandemie mussten alle Veranstaltungen, auch die geplanten Ausbildungsseminare in Nabburg und Grünwald bei München, abgesagt werden. Unter erschwerten Bedingungen wurden die auf Baustellen vorhandenen Waldameisenvölker umgesiedelt. Um sich selber vor Ansteckung zu schützen, arbeiteten die Ameisenheger meist alleine oder in großen Abständen, was einen enormen körperlichen Einsatz bedeutete. So konnten 136 Waldameisenvölker aus Baustellen vor der Zerstörung gerettet werden.
Programm 2021
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Jahreshauptversammlung:
: Am 12. April in Nabburg.
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Ausbildung:
Für die Ausbildung zum Ameisenheger sind folgende Termine vorgesehen: 17. April in Rückersdorf, 24. April in Nabburg, 1. Mai in Mitterteich und am 8. Mai in Neunburg vorm Wald.
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Tag der Natur:
Am Donnerstag, 13. Mai mit gemeinsamer Exkursion des Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und Ameisenschutzverein
Die Koordination der Einsätze erfolgte von Nabburg aus. Unter anderem waren die Einsätze an der A3 beim Ausbau von Erlangen bis zum Biebelrieder Kreuz, Erweiterung einer Kiesgrube in Penzing, Bau der Umgehungsstraße von Vilshofen bei Passau, Kreisverkehr beim Hammelburg, Ausbau der B2 bei Pappenheim und Ausbau der Staatstraße bei Schönsee. Seit 1985 hat sich die Zahl der geretteten Völker auf 3212 erhöht. Die Fachleute gehen davon aus, dass ca. 90 Prozent die Umsiedelung überlebt haben. „Dies ist eine beachtliche Leistung für den Erhalt der Artenvielfalt in unserer Heimat.“
Durch den Zusammenschluss der Ameisenschutzwarte Bayern und des Ameisenschutzvereins Hirschberg entstand mit fast 1000 Mitgliedern der stärkste Verband zum Schutz der Krabbler in Deutschland. Dies sei eine sehr gute Grundlage, um auch in Zukunft schlagkräftig für den Erhalt der Lebensgrundlagen für die kommenden Generationen arbeiten zu können.
Erfreulich sei, dass der Zuspruch für die Tätigkeit der Ameisenfreunde vor allem bei jungen Menschen sehr groß ist. Dies zeiget sich in der Tatsache, dass regelmäßig Beitritte zu verzeichnen seien. Zurzeit werden in Bayern 13 344 Standorte von Waldameisenvölkern und viele Lebensräume anderer Ameisenarten betreut. Die erhobenen Daten werden im Bayerischen Informationszentrum für Ameisenkunde in Nabburg gesammelt und ausgewertet. Dies dient vor allem bei Baumaßnahmen und anderen Eingriffen in die Lebensräume der Ameisen zur raschen Hilfe.
Leider müssen die Ameisenfreunde seit einigen Jahren feststellen, dass in vielen Gegenden Bayerns teilweise große Kolonien aussterben. Da sich dies meist in den Wintermonaten vollzieht, gehen sie davon aus, dass die Völker verhungert sind. Die Ursache ist nach derzeitigen Erkenntnissen das fehlende Nahrungsangebot von Insekten. Hier sind die Helfer leider nahezu machtlos. Durch das Sterben der Ameisen fehlt vielen Vögeln die Nahrung für die Aufzucht ihrer Brut, was auch zum Rückgang vor allem der Singvögel in den betroffenen Gebieten führt.
Die Akzeptanz des Infozentrums ist ungebrochen. Eine große Aufwertung erfuhr die Einrichtung durch den Besuch von Prof. Dr. Bert Hölldobler, er ist zusammen mit dem Forscher Edward O. Wilson einer der bekanntesten und führenden Wissenschaftler in Sachen Ameisen weltweit. Er übergab der Nabburger Sammlung eine Vielzahl von Unikaten.
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