Misere
„Alex“: Länderbahn zahlt Millionenstrafe

Schwächelnde Loks, Personalmangel, Baustellen und lahmes „Flügelzugkonzept“: Der Zug bleibt ein Sorgenkind im Bahnverkehr.

25.10.2018 | Stand 16.09.2023, 5:56 Uhr
Reinhold Willfurth

Trügerisches Bild: Der Alex kommt seit dem letzten Fahrplanwechsel nicht in die Gänge.Foto: Länderbahn

Eine Stichprobe am späten Donnerstagvormittag: Um 10.46 Uhr soll ein Alex den Schwandorfer Bahnhof in Richtung Hof verlassen, um 10.52 Uhr einAlexin Richtung Prag. Von Fahrplan-Harmonie könnte man nur insofern reden, als beide Züge exakt die gleiche Verspätung anzeigen: jeweils eine Stunde und zehn Minuten. Ein schwacher Trost für die Fahrgäste auf dem Weg von und nach München, Hof und Prag, die sich von den langen Wartezeiten, den Verspätungen, den Zugausfällen und der Enge in den Ersatzzügen nur mehr genervt fühlen. Abhilfe ist seit Monaten nicht in Sicht.

Mittwochabend: Der Alex-Ersatz, planmäßige Ankunft in Schwandorf um 18.03 Uhr, rollt leidlich pünktlich im Schwandorfer Bahnhof ein. Aus dem von der „Bayerischen Oberlandbahn“ ausgeliehenen Triebwagen quillt eine große Schar Passagiere, denen man die Zumutung ansieht. Manche, darunter auch Fernreisende mit großem Gepäck, mussten seit Regensburg, wo sie vom Alex-Zugabteil in den Triebwagen umsteigen mussten, stehen. Alle sind froh, dem Triebwagen entkommen zu sein.

Zugausfall auf den Nahstrecken

Und zu allem Überfluss hat dieAlex-Miseremittlerweile auch den ansonsten gut funktionierenden Betrieb der Oberpfalzbahn und anderer Schienenverkehrsbetriebe angesteckt. Seit zum Beispiel um 18.03 Uhr der Ersatz-Alex verkehrt, fällt die Oberpfalzbahn acht Minuten später ersatzlos aus – und die Fahrgäste nach Schwarzenfeld, Nabburg oder Wernberg gucken in die Röhre.

Der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), eine Agentur des Freistaats, ist die Misere sehr wohl bewusst. Ein Blick auf das hauseigene Ranking, mit dem die BEG die Pünktlichkeit, Sauberkeit und Zuverlässigkeit der 30 bayerischen Bahngesellschaften bewertet, liegt der Alex auf dem vorletzten Platz. Die BEG hat jetzt die Konsequenzen gezogen und die Länderbahn abgemahnt sowie einen externen Berater beauftragt, der Schwachstellen identifizieren sowie Lösungsansätze finden soll. „Von Anfang an kam es zu Zugausfällen, massiven Verspätungen und Abweichungen von der vertraglich vereinbarten Regelzugbildung“, heißt es in einer Antwort auf der Anfrage der MZ. „Darüber hinaus waren Fahrzeuge abgesperrt, Heizungen, Türen oder Toiletten defekt, und die mangelnde oder nicht korrekte Fahrgastinformation verärgerte die Fahrgäste. Fehlende, defekte Loks in erheblicher Anzahl sowie Personalmangel verschärften dann die Situation noch einmal, insbesondere in den Sommermonaten“. Die Vertragsstrafen summierten sich allein in diesem Jahr zu einem Millionenbetrag, verlautet von der BEG.

Länderbahn übt Selbstkritik

„Alle hier bemühen sich, die Situation zu verbessern.“Länderbahn-Sprecher Jörg Puchmüller

Haupt-Ursache für die Probleme seien aber die Baustellen in Tschechien, ein Ende sei nicht absehbar. Das mit der BEG erstellte Flügelzug-Konzept sei vor zwei Jahren erstellt worden, da sei dieses Problem noch nicht in Sicht gewesen. Puchmüller machte den leidgeprüften Alex-Passagieren daher wenig Hoffnung, dass sich bis Dezember viel an dem Flügelzug-Konzept ändern werde. Denn die Pläne für den fälligen Fahrplanwechsel müssten bereits im April abgeschlossen sein.

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