Rückblick
Alles im Leben hat seine Zeit

Der Fischgarten war ihr Leben - ein Nachfolger wurde nicht gefunden. Und so schließt das Lokal nach 25 Jahren.

25.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:12 Uhr
Renate Ahrens

Ein Lebenswerk müsse aufgegeben werden, sagen die Hollers. Doch auch vielen Bäckern und Metzgern würde es so gehen, bedauern sie. Foto: Ahrens

Jedes Stück birgt eine Erinnerung – die Fischplatten, der Karpfen aus Porzellan, der große Topf, den Helga Holler täglich noch vor dem Frühstück mit Kartoffeln auf den Herd gesetzt hatte. Nun ist es still geworden im Fischgarten. Kein Kinderlachen hört man auf dem Spielplatz neben dem idyllischen Biergarten, der 25 Jahre lang das Eldorado für Fischgenießer war. Seit 1. November hat das Lokal geschlossen. Leicht ist das dem 67-jährigen Betreiber nicht gefallen, wie er gesteht. Mit dem Restaurant hatten sich Hans Holler und seine Frau Helga einen Lebenstraum erfüllt.

Jahrzehntelang drehte sich bei ihnen alles um Fisch: um die Zubereitungsart, das Herrichten der Gaststube, den Einkauf, und um das rechtzeitige Schlachten - immer „eine Mahlzeit voraus“, damit der Fisch wegen der „Eiweißbindung“ einige Stunden ruhen kann, sonst springt er in der Pfanne, erklärt Helga Holler. Unbedingt Gußpfannen müssen es sein, denn diese behalten konstant die Temperatur. Nie würde sie Fisch in die Fritteuse geben. „Das machen nur die Franken“, sagt die zierliche und freundlich-energische Frau lächelnd. Selbst ihre Urlaube einmal im Jahr haben die Hollers in Ländern verbracht, wo es Fisch gibt und Fischmärkte besucht.

Der Anfang war nicht einfach

„Einmal hat ein Gast Hummer verlangt, ein anderer Muscheln.“ „Einmal hat ein Gast Hummer verlangt, ein anderer Muscheln.“Ehepaar Holler, Betreiber Fischgarten

Schließlich machte sie alles frisch - überhaupt das Geheimnis des Erfolgs, wie das Paar betont. Der Anfang war jedoch nicht leicht, erinnern sie sich. Selbst nachts habe sie keine Ruhe gefunden und überlegt, was sie verbessern könne, erzählt Helga Holler. Ihr Anspruch, alles perfekt zu machen, war groß. Immer sollten alle Bestellungen gleichzeitig auf den Tisch kommen. „Forelle braucht 18 Minuten und Karpfen 35, und dann muss das Fleischgericht fertig sein, das praktisch immer auch bestellt wurde“, zählt sie auf. Einmal, so sagt ihr Mann, sei sie in der Küche zusammengebrochen vor lauter Arbeit. „Aber die schönen Erlebnisse überwiegen“, sagt Helga Holler dann sogleich, und beide nicken.

Berufung wurde zur Belastung

Hechte, die sie versuchsweise gekauft hatten, hatten sich beim Transport gegenseitig zerfleischt. Mit Lebendware müsse man flexibel sein, so auch, als Hans Holler drei Zentner Waller aus Holland holte und noch während der Fahrt ein Temperatursturz erfolgte. Alle Fische erlitten einen Herzinfarkt, als sie ins Becken kamen. „Dann haben wir eben die ganze Nacht geschlachtet und eine Waller-Speisekarte gemacht.“

„Irgendwann ist die Berufung zur Belastung geworden.“Helga Holler

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