Landwirte im Austausch
Bauerntag in Nabburg: Kritik am Bundeslandwirtschaftsminister wird laut

15.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:00 Uhr
Edgar Pielmeier
Sie freuten sich mit Johann Hahn (Mitte) über dessen Ehrung: Kreisobmann Josef Irlbacher (v. l.), Ely Eibisch, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, Kreisbäuerin Sabine Schindler, stellvertretende Kreisbäuerin Manuela Pronath und Josef Wittmann, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Schwandorf. −Foto: Edgar Pielmeier

Der diesjährige Sebastiani-Bauerntag fand in Nabburg statt. Seit der Nachkriegszeit ist er eine feste Größe im Veranstaltungskalender des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Schwandorf. Eingeleitet wurde er mit einem Gottesdienst, den Stadtpfarrer Hannes Lorenz hielt.

Im Saal wurde dann von den Jagdhornbläsern der Kreisgruppe Nabburg unter der Leitung von Fritz Kleierl zum Auftakt geblasen. Josef Irlbacher, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands Schwandorf, begrüßte die Gäste. Alexander Flierl, Landtagsabgeordneter der CSU, hielt ein Grußwort. Bei der Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft plädierte er für einen Schulterschluss zwischen Politik und Landwirtschaft.

Warum Wasser keine Selbstverständlichkeit ist

Nabburgs Bürgermeister Frank Zeitler freute sich über seinen ersten Sebastiani-Bauerntag in der Funktion als Hausherr. Er stellte im Rückblick auf die vergangenen drei Jahre fest: „Es gibt auf der Welt keine Selbstverständlichkeiten mehr. Im Bereich der Gesundheit hat uns Corona das vor Augen geführt. Die Trockenheit im letzten Jahr hat uns gezeigt, dass Wasser keine Selbstverständlichkeit ist und die Tatsache, dass in den letzten zehn Jahren 50 Prozent der Schweineerzeugerbetriebe aufgehört haben, führt uns vor Augen, dass die Landwirtschaft auch keine Selbstverständlichkeit ist.“

Ely Eibisch, der Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), betonte die Notwendigkeit von Wandel und Veränderung. Dies verdeutlichte er an den Themenbereichen Biodiversität (Artenvielfalt), Energie und Nahrungsversorgung. Die von der Europäischen Union beschlossene Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) führe zu neuen Herausforderungen und veränderten Finanzierungsbedingungen. Er plädierte dafür, dass „wir in der Landwirtschaft offen sein müssen für Veränderungen. Wir brauchen den Dialog und wir brauchen die Jugend.“

Zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel landen im Müll

Josef Irlbacher leitete dann in das Thema des Tages ein: „Nachhaltigkeit in Landwirtschaft und Agrarpolitik“. Er verwies darauf, dass hierzulande zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel im Jahr im Müll landen. Gleichzeitig hungerten 770 Millionen Menschen weltweit. Die heimische Landwirtschaft brauche gesunde Strukturen, auskömmliche Preise und attraktive Perspektiven. Das bleibe die Bundespolitik aber schuldig. Der Rückgang der viehhaltenden Betriebe werde inzwischen als „Abbau der Schweinehaltung mit der Abrissbirne“ bezeichnet. Die Politik verspiele massiv Vertrauen, es gehe in erster Linie um die ideologische Linie. Kritisiert werden die Pflanzenschutzpolitik der EU und die neue „Gemeinsame Agrarpolitik“ (GAP) sowie die überbordende Bürokratie, die ein bäuerlicher Familienbetrieb nicht mehr bewältigen könne. Dennoch bilanzierte Josef Irlbacher: „Bei der Landwirtschaft herrscht nach wie vor Optimismus.“

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Hauptredner war Simon Michel-Berger, Chefredakteur von „Agrarheute“, einer Fachzeitschrift für die Landwirtschaft. Er ging mit der Agrarpolitik des Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir (Grüne) hart ins Gericht. Nachhaltigkeit sei definiert durch das Dreieck von Ökologie, Ökonomie und Soziales. Dieser Zusammenhang gelte heute nicht mehr. Stattdessen gebe es eine Liste von Nachhaltigkeitszielen, aus der man alles aussuche, was man umsetzen möchte. Er sieht kritisch, dass es dabei nur noch um den Klimawandel gehe und die wirtschaftlichen Aspekte zweitrangig seien. So werde Nachhaltigkeit zum Totschlagargument. Michel-Berger warnte vor den Gefahren einer ökologischen Planwirtschaft.

Die Krisenhilfe der Bundesregierung nach dem Beginn des Ukrainekrieges sieht er als Mogelpackung. So habe Özdemir 180 Millionen Euro versprochen, davon seien aber 60 Millionen Euro Mittel, die sowieso für die Landwirtschaft geplant waren. 120 Millionen Euro seien zusätzliche Mittel, aber gleichzeitig werde der Landwirtschaft der Zuschuss zur Unfallversicherung um 77 Millionen Euro dauerhaft gekürzt.

Redner: Hohe Lebensmittelpreise bleiben wohl

Für die Verbraucher interessant: Laut Michel-Berger sind die Lebensmittelpreise von November 2021 bis November 2022 um 21 Prozent gestiegen. Er geht davon aus, dass Lebensmittel teuer bleiben werden. Der stellvertretende Kreisobmann Michael Hofmann brachte die Debatte zu einem versöhnlichen Abschluss. Er stellte fest, dass die wirtschaftliche Situation aktuell zufriedenstellend sei und legte den Landwirten nahe, nicht gleich wieder in den Hof zu investieren, und stattdessen auf sich selbst zu schauen.

Der Bauerntag bildete dann den Rahmen für eine Ehrung. Johann Hahn, ehemaliger stellvertretender Kreisobmann, erhielt eine Urkunde für seine Verdienste um den Bayerischen Bauernverband.