Naturschutz
Biene und Lerche dürfen sich freuen

Dem Volksbegehren für mehr Artenschutz folgen Taten. Neben dem Bauernverband setzt auch eine junge Teublitzerin Impulse.

22.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:42 Uhr

Jahreszeitlich bedingt, ist die Pracht, die auf der Ausgleichsfläche nahe dem Kruschwitz-Hof in Richthof im Sommer zu bewundern ist, aktuell nicht ansatzweise zu erahnen. Johanna Kruschwitz will heuer mit ihrer Aktion „Rent a Blümchenwiese“ an die Erfolgsgeschichte anknüpfen. Foto: Rieke

Bruck 17,27 Prozent; Maxhütte-Haidhof 16,15 Prozent; Teublitz 16,09 Prozent. Auch die Bürger aus dem Kreis Schwandorf haben dazu beigetragen, dass dasVolksbegehren „Rettet die Bienen!“das erfolgreichste in der Geschichte Bayerns geworden ist. Am Mittwoch trafen sich Initiatoren und Skeptiker des Begehrens zum ersten Austausch in der Staatskanzlei. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zum runden Tisch geladen. Als Ziel hat er einen Gesetzesentwurf ausgerufen, den alle Beteiligten mittragen können.

Dynamik an der Basis

Unterdessen hat an der Basis bereits eine gewisse Eigendynamik eingesetzt. Landwirte aus der Region bieten „Blühpatenschaften“ an. „Damit können insbesondere die Unterstützer des Volksbegehrens ihren Unterschriften Taten folgen lassen“, erklärt Kreisobmann Josef Irlbacher. Laut BBV-Geschäftsführer Josef Wittmann haben bereits ein Dutzend Betriebe Bereitschaft signalisiert mitzuwirken. Die Preise, die Paten zu zahlen haben, können mit 25 bis 50 Cent je Quadratmeter recht unterschiedlich sein. Das hänge unter anderem von der Saatmischung und dem Aufwand, den der Landwirt betreiben muss, ab. Das Geld, das er kassiert, ist als Ausgleich für entgangene Einnahmen durch den Verzicht auf gewöhnlichen Feldfrüchteanbau zu verstehen. Wittmann: „Das sollte man akzeptieren. Der Landwirt muss ja auch von irgendetwas leben.“

Unmittelbar nach Ablauf der Eintragungsfrist für das Begehren hat Johanna Kruschwitz via Facebook ihre Initiative „Rent a Blümchenwiese“ gestartet. Die 26-jährige Tochter des Landwirts Wilhelm Kruschwitz aus Richthof (Stadt Teublitz) verfolgt die Artenschutzdebatte mit großer Aufmerksamkeit – aber durchaus gemischten Gefühlen.

Zum einen ist sie selbst ein großer Freund aller Tiere, zum anderen hält sie es für ungerecht, die Schuld für das Verschwinden vieler Insekten- und Vogelarten ausschließlich bei den Landwirten zu suchen. Außerdem hat sie den Verdacht, dass sich viele Zeitgenossen, die nun für das Begehren ihre Unterschrift leisteten, im Alltag ziemlich inkonsequent verhalten. Gemeint sind zum Beispiel Leute, die selbst Kurzstrecken in tonnenschweren, PS-strotzenden SUVs zurücklegen oder zur „Pflege“ des eigenen Gartens auf Mähroboter bauen. Sie hätten in dem formellen Akt, mit dem sie dem Begehren zum Erfolg verhalfen, nur eine willkommene Möglichkeit gesehen, ihr Gewissen zu beruhigen...

Eine Ausgleichsfläche als Vorbild

Bereits im August desselben Jahres hattenTeilnehmer eines SymposiumsGelegenheit, sich vom Erfolg zu überzeugen. MdL Alexander Flierl versprach begeistert, er wolle sich im Landtag verstärkt für die Förderung ähnlicher Projekte einsetzen.

„Wir werden nicht alles reparieren. Aber einen Teil können wir zurückholen!“Wilhelm Kruschwitz Landwirt

Hartwig Brönner vom Landesbund für Vogelschutz nimmt das Gebiet viermal im Jahr unter die Lupe und bescheinigt eine ungewöhnliche Artenvielfalt. Der Bestand einiger Vögel habe sich vervielfacht, andere, die längst verschwunden waren, seien zurückgekehrt. Johanna und Wilhelm Kruschwitz haben diesbezüglich zwar nicht exakt Buch geführt, können aber ihr persönliches Erleben „früher/heute“ gut vergleichen: „Es gibt wieder Vogel- und Insektenschwärme! Der Beweis, dass das Ganze etwas bringt, ist erbracht.“ Deshalb hatten sie schon lange vor dem Volksbegehren mit dem Gedanken gespielt, weitere Anbauflächen der Natur wieder zurückzugeben.

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