Kulturverein Unverdorben
„Blau-gelber Montag“ in Neunburg will dem Krieg Kontra geben

29.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:06 Uhr
Roland Thäder
Die Stammbesetzung der „Unverdorbenen“: Klaus Götze (v. l.), Jürgen Zach, Franz Schöberl und Karl Stumpfi −Foto: Alfred Grassmann

Der 24. Februar markiert eine Zäsur für die ganze Welt. Der Tag, an dem der russische Überfall auf die Ukraine begann, ließ das bis dahin Unvorstellbare wahr werden. 77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es wieder einen Angriffskrieg in Europa. Das hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche, auch auf kulturelle Events in Neunburg.

So warf der Krieg das übliche humoristisch-kabarettistische Konzept des „Blauen Montags“ des Kunstvereins Unverdorben (KVU) über den Haufen. „Es war ganz klar, dass es keine Zeit für Schenkelklopfer ist und wir uns neu aufstellen müssen.“ So lautete der erste Gedanke von Karl Stumpfi, literarischer Kopf der „Unverdorbenen“. Zusammen mit seinem musikalischen Pendant, Jürgen Zach, und weiteren Mistreitern entwarf er einen neuen Plan.

Termin ist am 7. November

Zach habe die Idee zur Namensänderung gehabt, erinnert sich Stumpfi. Statt einem „Blauen Montag“gibt es in diesem Jahr einen „Blau-gelben Montag“. Es ist eine Anspielung auf die Farben der ukrainischen Nationalflagge. Das literarisch-musikalische Event findet am Montag, 7. November, ab 19 Uhr im Foyer der Schwarzachtalhalle statt.

Der ursprüngliche Arbeitstitel für den geplanten diesjährigen „Blauen Montag“ habe „Mein Österreich“ gelautet, erinnert sich Stumpfi. Beiträge hätten beispielsweise Texte des begnadeten österreichischen Kabarettisten Helmut Qualtinger sein können. Musikalisch hätte man Songs von Liedermachern, wie Wolfgang Ambros und Co. ins Auge gefasst. Doch nach Kriegsbeginn hätte das Team schnell reagiert und den Entwurf in die Tonne getreten, sagt Stumpfi. Stattdessen hätte die „Unverdorbenen“ ein Programm mit dem nötigen Ernst ausgearbeitet.

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Es wird sich in zwei literarische und einen musikalischen Teil gliedern. Der erste Teil werde sich laut Stumpfi dem Komplex Krieg widmen. Rezitiert werden darin beispielsweise Texte aus „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus oder des bayerisch-amerikanischen Dichters Oskar Maria Graf. Dazu gehören: „Wir sind Gefangene“, „Einer gegen alle“, „Das Leben meiner Mutter“ und „Minutengeschichten“.

Mit Wolfgang Huber aus Nittenau haben sich die Unverdorbenen einen ausgewiesenen Kenner der Materie als Co-Rezitaor an Bord geholt, sagt Stumpfi. Damit finde eine Zusammenarbeit ihre Fortsetzung, die aus Anlass des Gedenkens an den Ausbruch und das Ende des Ersten Weltkriegs vor acht Jahren begonnen habe.

Texte über den Frieden und die Sinnlosigkeit des Krieges

Der zweite Teil ist dem Frieden gewidmet. Diesen wird Stumpfi selbst gestalten. Hierfür hat er Klassiker wie den Roman „Radetzkymarsch“ von Joseph Roth oder Heinrich Bölls Kurzgeschichte „Wanderer, kommst du nach Spa“ ausgewählt. Beide Texte stehen exemplarisch für die Grausamkeit und die Sinnlosigkeit des Krieges. Darüber hinaus würden auch Gedichte vorgetragen.

Musikalisch bilden Protest- und Antikriegslieder Überleitungen zu den einzelnen Texten. Dafür hat sich das musikalische Quartett der Unverdorbenen verstärkt. Steffi Heelein, die zusammen mit Jürgen Zach heuer bereits die drei Konzerte mit dem Titel „Lieder für den Frieden“ gegeben hat, wird an dem Abend am Piano sitzen.

Jörg Maderer wird als „Ergänzungsspieler“ auf der Ukulele „Woanders“ von Georg Ringsgwandl und „Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader spielen.

Den Auftakt zum zweiten Teil wird eine eigenständige musikalische Ouvertüre machen. Unter anderem werden dabei Coversongs des Südtiroler Musikers Herbert Pixner interpretiert. Pixner gilt vielen als eine Art Südtiroler Variante von Hubert von Goisern. Die eine oder andere Überraschung wird vielleicht auch dabei sein.

Akkordeon und Waldhorn stehen parat

Für Maderer schließt sich an dem Abend ein Kreis. „Herbert Pixner hat 2007 schon auf unserer Hochzeit gespielt“, freut er sich auf diesen besonderen Abend. Für den Pixner-Part wird Franz Schöberl in die Tasten seines Akkordeons greifen. Außerdem hat er für diesen Abend ein weiteres Instrument, sein Waldhorn, im Gepäck, verrät Stumpfi.

Der „Blau-gelbe Montag“ wird auch von der Stadt Neunburg unterstützt. Der Eintritt ist frei. Spenden sollen der Ukrainehilfe zugute kommen. Platzreservierungen seien erwünscht. Anmeldungen sind beim KVU-Vorstand Peter Wunder und bei Karl Stumpfi unter der Telefonnummer (09672) 4337 oder 0171 415 8745 möglich.