Kommentar
Blick in den Abgrund

17.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:49 Uhr
Reinhold Willfurth −Foto: Uwe Moosburger

Die Krise der Kirchen ist längst kein Großstadtphänomen mehr. Auch im Landkreis Schwandorf büßen die beiden großen Konfessionen Vertrauen ein. Und es ist kein Ende abzusehen. Wenn sich nichts ändert.

Die Zeiten sind vorbei, als konfessionslose Menschen auf dem Land als Ausgestoßene galten, als sozialer Druck für volle Kirchen sorgte, schlechte Predigten hin oder her. 2022 wird wohl das Jahr werden, in dem erstmals mehr Menschen ohne Konfession als Kirchenmitglieder in Deutschland leben. Man hat den Eindruck, die Kirchenoberen haben den Schuss nicht gehört.

Denn selten sind es die Priester vor Ort, die konkrete Gründe für einen Austritt liefern, von schrecklichen Ausnahmen abgesehen. Auf Dauer sind die Pfarrer, die immer weniger werden, überfordert mit der Riesenaufgabe, das Rad in immer größer werdenden Pfarrgebieten herumzudrehen und ihre Kirche wieder in einen Ort zu verwandeln, der das bieten kann, was heute rar geworden ist: Trost und Gehör finden, den Hunger nach Spiritualität stillen, Orte der Ruhe abseits von Medien- und Konsumrauschen entdecken.

Gefragt sind vielmehr die Strategen in den (landes-)bischöflichen Palais. Wenn sie mit Blick in den Abgrund vor die Frage gestellt werden, möglichst viel vom Alten zu erhalten und damit unterzugehen oder ihre Kirche von Grund auf zu erneuern: Wie wird wohl ihre Antwort ausfallen?