Wirtschaft
Buchbinder boomt gewaltig

Bis 2020 will Buchbinder den Autoumschlag im europäischen Logistikzentrum auf bis zu 50 000 Fahrzeuge verdoppeln.

11.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:51 Uhr
Roland Thäder

Die Firma Buchbinder auf dem Plattenberg auf dem Gelände der ehemaligen Pfalzgraf Johann-Kaserne platzt derzeit aus allen Nähten. Es ist ein Beispiel für gelungene Konversion von einer militärischen in eine zivile Nutzung.Foto: Klaus Götze

Auf dem Plattenberg geht es rund. Stoßstange an Stoßstange stehen die Transporter und Pkw. Rund 5000 Fahrzeuge warten dort derzeit auf einen neuen Besitzer oder darauf, repariert oder aufbereitet zu werden, um wieder an eine der 180 Vermietstationen zu gehen. Die Autovermietung Buchbinder ist in Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn und Norditalien, dort auch an alle Flughäfen, vertreten.

Vor fast auf den Tag genau zehn Jahren hat Buchbinder nun das ehemalige Gelände der Pfalzgraf Johann-Kaserne gekauft. Dort ist das europäische Logistik- und Dienstleistungszentrum des Unternehmens entstanden. Mittlerweile stehen dort 220 Menschen in Lohn und Brot. 100 sind direkt bei Buchbinder beschäftigt, weitere 120 arbeiten für externe Dienstleister und es gibt Kooperationen mit weiteren Betrieben im Raum Neunburg.

Zehn Jahre Konversion

Der MZ-Reporter nahm dieses Jubiläum und die Nikolaus-Verkaufsauktion in dieser Woche zum Anlass, dem großen Autohändler einen Besuch abzustatten und mit dem Neunburger Betriebsleiter Klaus Götze Bilanz zu ziehen. Seit der Übernahme von Buchbinder durch Europcar Mobility Group im vergangenen Jahr ist das Unternehmen Teil der größten europäischen Autovermieter-Gruppe mit Sitz in Frankreich.

Dies trägt zur Expansion des Logistikzentrums auf dem Plattenberg bei. Im laufenden Jahr, stand Ende Oktober, hat Buchbinder in Neunburg 14 Prozent mehr Fahrzeuge umgesetzt. Hat Buchbinder vor zehn Jahren mit etwa 10000 bis 12 000 Autos, Transporter und Lkw pro Jahr begonnen, rechnet Götze in diesem Jahr mit 25000. „Das Ziel für das Jahr 2020 ist eine Verdoppelung auf 48000 bis 50 000 Fahrzeuge“, informiert Götze. Das ist eine klare Ansage für weiteres Wachstum. Das ist natürlich nur zu erreichen, wenn alle mitmachen, will heißen: Buchbinder braucht zusätzliches Personal. Ständig führt Götze Einstellungsgespräche und sucht an allen Fronten neue Mitarbeiter, in erster Linie Mechaniker und Handwerker. Die werden dann vor Ort im Schulungszentrum im Landhotel fortgebildet. Für 2019 ist der Tagungsraum bereits ausgebucht, weiß Götze.

Pro Tag würden derzeit etwa 100 bis 120 Fahrzeuge für Vermietung oder Verkauf aufbereitet. Die regelmäßigen Auktionen würden jedes Mal unter einem bestimmten Motto stehen, mal Fußball, mal Oktoberfest und von vergangenem Mittwoch bis Freitag eben unter dem Motto Nikolaus. Dies diene der Kundenbindung, erläutert Götze. Dazu werde den Gästen auch ein Rahmenprogramm geboten.

Während die Gäste an Laptops in der Auktionshalle via Internet oder eben live den beiden wahnsinnig schnell moderierenden Auktionatoren folgen und Preise genannt und auf Bildschirmen eingeblendet werden, versorgt sie das Cateringteam an den Tischen. „16500 Euro – dann ist Schluss, weiter geht’s“, lässt einer der Versteigerer den Hammer fallen. Das verkaufte Auto rollt auf das Sektionstor zu, das sich öffnet und verlässt die Halle. Das nächste Fahrzeug rollt vor das Versteigerungspodium.

Wie von Geisterhand gesteuert

Auf dem gesamten Gelände sind ständig Fahrzeuge in Bewegung. Es scheint, als bewege sich der Fuhrpark von Geisterhand. Aber alles folgt einem exakt ausgeklügelten Konzept. Bei der Ankunft werden alle Autos auf ihren Zustand hin erfasst und durch die verschiedenen Stationen geleitet. Dabei wird darüber entschieden, ob ein Fahrzeug wieder verkauft wird oder zurück in die Vermietung geht. Die Wagen werden gereinigt, teilweise repariert und gewartet, ein Sichtgutachten erstellt und alles dokumentiert. Schließlich wird jedem Fahrzeug auf dem Gelände ein Stellplatz zugewiesen.

Und auch die Reihung der Fahrzeuge folgt einem genauen Konzept, um beim Rangieren keine Zeit zu verlieren oder Autos zu beschädigen. „Es darf nicht passieren, dass ein Auto auscheckt, ohne anderswo wieder einzuchecken. Sonst wissen wir nicht, wo es steht, dann entsteht Chaos“, sagt Götze. Der Betriebsleiter hat das Logistikkonzept seit 2010 mitentwickelt und ist auch zuständig für die Optimierung von Betriebsabläufen. Für Arbeitsschutz hat er geradezu einen „Scanner-Blick“ entwickelt, wovon der MZ-Reporter sich überzeugen konnte.

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