Umwelt
Das Klima stresst den Wald

In Schwarzenfeld werden Bäume von Schädlingen befallen. Die Waldbesitzer sollen das Schadholz möglichst schnell entfernen.

03.08.2019 | Stand 16.09.2023, 5:35 Uhr
Rudolf Hirsch

Alfons Vogl, Dieter Ernst, Anton Zizler, Jens Haertel, Alwin Kleber und Yvonne Wolfrum (v.l.) zeigen, wie sich die Schädlinge in den Rinden der Kiefer ausbreiten. Foto: Hirsch

Alwin Kleber ist jetzt seit 40 Jahren „im Geschäft“. Aber in einem so schlimmen Zustand hat der Forstdirektor den Wald noch nicht erlebt. Das „Waldsterben“ der 1970er Jahre habe man mit der Verringerung der Emissionen eindämmen können. Doch der weltweite Klimawandel habe eine andere Dimension, so der stellvertretende Leiter des Landwirtschaftsamtes.

Vier Jahre in Folge wenig Niederschläge, dazu enorme Hitzeperioden, das halten die Bäume nicht mehr aus, betonte der Forstdirektor bei einer Pressefahrt am Donnerstag. Vor allem Fichte und Kiefer würden unter dem „Klimastress“ leiden. „Und die Wälder im Landkreis bestehen zu 90 Prozent aus diesen beiden Baumarten“, gibt Kleber zu bedenken. Ein Zweites komme dazu: „Die geschwächten Bäume können sich gegen die Schädlinge nicht mehr wehren.“ Eichenprozessionsspinne, Kiefernprachtkäfer, Buchdrucker und Kupferstecher haben leichtes Spiel und geben den Stämmen endgültig den Rest.

Damit kam der Leiter der Neunburger Forstbehörde zum Kern seiner Botschaft: „Die Waldbesitzer müssen sofort handeln und die befallenen Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald schaffen, um noch Schlimmeres zu verhindern.“ Mindestens 500 Meter von der Waldgrenze entfernt soll das Holz zwischengelagert werden, „denn dieser Weg ist für die Schädlinge zu weit für eine Rückkehr in den Wald“. Und wichtig, so Forstdirektor Kleber: „Es muss alles raus, auch die Äste und abgebrochenen Rinden.“

Handarbeit oft zu gefährlich

Der Behördenleiter zeigt frühere Aufnahmen von einem Waldstück bei Traunricht und vergleicht sie mit heute. Der Wald hat sich gelichtet und verfärbt. Alwin Kleber bricht eine Rinde ab und zeigt die Larve des Kiefernprachtkäfers. Dieser Baum sei nicht mehr zu retten und müsse schnellstmöglich raus, so der Experte.

In einem Fichtenbestand bei Dürnsricht sind auf engstem Raum ein Dutzend vom Borkenkäfer befallene Stämme markiert, die ebenfalls gefällt werden müssen. „Hier muss der Harvester ran“, ist sich Alfons Vogl bewusst. Handarbeit sei an dieser engen Stelle viel zu gefährlich, so der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Neunburg/Oberviechtach. Hier schaltet sich Anton Zizler ein. Der Vertreter der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft nennt alarmierende Zahlen. Allein im ersten halben Jahr habe es in bei Waldarbeiten in Bayern schon 20 Tote gegeben, doppelt so viele wie im ganzen letzten Jahr. Er rät den Waldbesitzern, die Arbeiten den „Profis“ zu überlassen.

In BayernIm vergangenen Jahr
gibt es 500 000 Waldbesitzer, davon 7000 im Landkreis Schwandorf. Sie sind gefordert, ihre Bestände von Schädlingen frei zu halten.wurden 5000 Waldunfälle gerechnet. Allein von Januar bis Juli 2019 gab es in den bayerischen Wäldern 20 Tote, doppelt so viele wie 2018.

Die Geschäftsführerin der Waldbesitzervereinigung Nabburg/Burglengenfeld, Yvonne Wolfrum, bietet die Dienste ihres Verbandes an und rät den Mitgliedern, die Kräfte bei der Aufarbeitung des Schadholzes zu bündeln. Sie spürt die Verzweiflung der Waldbesitzer, die ihre über Jahrzehnte gewachsenen Bestände schwinden sehen und für das Schadholz auf dem Holzmarkt kaum Erlöse erzielen können.

Waldumbau unumgänglich

Hier hakt der stellvertretende Leiter des Forstbereichs, Jens Haertel, ein, der auf die staatliche Förderung der insektizidfreien Borkenkäferbekämpfung verweist. Bis zu zwölf Euro pro Festmeter Stammholz bekomme, wer das Schadholz „waldschutzwirksam“ zwischenlagere und das Restholz aufarbeite. Weil viele Waldbesitzer an der „Bagatellfördergrenze“ von 250 Euro scheiterten, empfiehlt ihnen Haertel, einen Sammelantrag über die Waldbesitzervereinigungen zu stellen.

Wie sollen die Waldbesitzer langfristig auf den Klimawandel reagieren? Forstamtsrat Dieter Ernst sieht im Waldumbau eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Die Waldbesitzer könnten die Herausforderungen des Klimawandels nicht alleine bewältigen. Weil Kiefer und Fichte den Klimastress nicht mehr lange durchhalten würden, empfiehlt der Revierleiter alternative Baumarten wie Roteiche, Douglasie oder Zeder. Damit der Wald nachwachsen könne, müsse der Verbiss eingedämmt werden.

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