Zwangsvollstreckung
Das Münchshofener Schloss wird versteigert

Das Anwesen kommt am 27. September in Amberg unter den Hammer. Ein Blick in die Geschichte.

02.08.2011 | Stand 02.08.2011, 15:53 Uhr

MÜNCHSHOFEN.Das Schloss Münchshofen soll im Wege der Zwangsvollstreckung am Dienstag, 27. September, um 9 Uhr, beim Amtsgericht-Vollstreckungsgericht Amberg versteigert werden. Das Anwesen hat einen Gesamtwert von rund 1144000 Euro.

In den amtlichen Bekanntmachungen in der MZ war zu lesen, dass die Versteigerung von landwirtschaftlichen Flächen, Waldflächen, Bergäcker, Bauerwartungsland, Gebäude- und die Freifläche eines ehemaligen Wohnstallhauses (1964 Quadratmeter) mit Werkstatt, Lagerraum, Schafstall und Nebengebäude, Grünland als Pferdekoppel (10299 Quadratmeter), landwirtschaftliches Scheunengebäude zur Fahrzeugunterstellung und Strohlager, die Gebäude- und Freifläche Schloss Münchshofen mit 1788 Quadratmeter als Einzeldenkmal mit einer Dreiflügelanlage (Ende 16. Jahrhundert) mit Treppen-, bzw. Uhrturm vor dem Mittelbau anstehen.

Innenhof mit Grünfläche

Das Schloss steht in einer Hanglage, ist zweigeschossig mit nicht ausgebautem Dachgeschoss. Im Untergeschossostflügel sind ein Pferdestall und Kellerräume mit etwa 125 Quadratmeter, im Mittelbau ein Lager für Landwirtschaft und Kellerräume mit 281 Quadratmeter sowie eine zweiflügelige Außentreppe vorhanden. Im Westflügel-Erdgeschoss sind Garagen und ein Holzlager mit 145 Quadratmeter, im Erdgeschoss Wohn- und Nutzflächen mit etwa 641 Quadratmeter sowie Nebenräume mit etwa 92 Quadratmeter, im Obergeschoss Wohn- und Nutzflächen von etwa 755 Quadratmeter, Holzeinzel- und Kachelöfen und ein Innenhof mit Grünfläche vorhanden.

In der Bekanntmachung sind weiter in 23 Punkten die einzelnen Grundstücke und Gebäude nach Quadratmetern und der dazugehörende Verkehrswert in Euro aufgeschlüsselt.

Der Eigentümer, Anton Freiherr von Moreau, erteilte auf Nachfrage der MZ keine Auskünfte zum Versteigerungstermin und sagte nur, dass noch andere Möglichkeiten am Laufen seien. Auf die Frage nach der Schlosskirche sagte er, dass die bereits 1950 an die Diözese verkauft worden sei und sich nicht in seinem Besitz befinde.

MÜNCHSHOFEN.Bürgermeisterin Maria Steger sagte der MZ auf Nachfrage, dass ihr keine weiteren Einzelheiten zum Schloss Münchshofen bekannt seien. Sie wolle die Versteigerung abwarten und dann gegebenenfalls Gespräche führen. Die weitere Entwicklung sei abhängig vom Ergebnis der Zwangsversteigerung.

Bekannt ist, dass sich am Münchshofener Berg im Jahr 1213 Mönche angesiedelt haben. Eigentümer dieser Mönchssiedlung war die Schottenabtei Regensburg. 1514 tauchte der Name Münchshofen im Zusammenhang mit dem damaligen Besitzer der Hofmark, Jörg von Parsberg sen., auf. In den folgenden Jahrzehnten wechselte Münchshofen mehrfach die Besitzer. Schließlich erwarb im Jahre 1666 der österreichischer Exulant Johann Wilhelm Stettner von Grabenhof (+ 1691) das Gut Münchshofen für 5500 Gulden als „ödes Gut.“ Stettner baute das Schloss 1668 und 1669 in Hufeisenform, „das wohlgebaut und dauerhaft genannt wird, sodass ihm im ganzen Herzogtum wenig gleichen.“ Das Schloss wurde im Renaissance-Stil errichtet und beinhaltete 25 Zimmer und Nebenräume. Die Baukosten für Schloss, Mühle, Wirtshaus und Meierei Oberhofen wurden mit 36 000 Gulden angegeben. Über der Türe des westlichen Flügels ist die Jahreszahl 1597 eingemeißelt. Der Besitz wechselte mehrfach, bis 1753 Joseph Antonius von Pachner zu Eggenstorff als kurpfälzischer Regierungsrat das Besitztum übernahm. Dieser baute eine Schlosskirche an, die 1772 vollendet und von Domdechant Ernst Bernklau geweiht wurde.

Gräfin als Wohltäterin

Nach Pachners Tod im Jahre 1781 erwarb Johann Christoph Reichsfreiherr von Aretin, Herr von Wischenhofen und Rinnentahl, das Schloss. Ihm folgte 1824 Karl Kaspar Franz Emil Reichsfreiherr von Aretin, der als Wiederhersteller der Kirche gilt. 1868 wurde Julie Anna Reichsfreiin von Aretin Erbin auf Schloss Münchshofen und verehelichte sich mit Reichsgraf von Armansperg. Ihr Vermögen nutzte sie nach dem Tode ihres Mannes zum Wohle anderer. In Anbetracht ihrer Verdienste wurde eine Straße nach der Gräfin von Armansperg benannt.

Königlich-bayerischer Kämmerer

1910 erwarb Freiherr Alexander von Moreau, königlich-bayerischer Kämmerer und Regierungsrat in Bad Kissingen, für 120000 Mark das Schloss mit allem Inventar und dem Grundbesitz. Nachfolger wurde 1925 Maximilian Freiherr von Moreau (+15.9.1980) in Erbengemeinschaft mit seiner Schwester Eugenie von Moreau. Er heiratete 1943 Margarethe Freiin von Ketteler in Strömede. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Huberta Freiin von Moreau, Alexandra Freiin von Moreau und Antonius Freiherr von Moreau, der jetzige Besitzer.