Jubiläum Der Gartenbauverein blüht und gedeiht
Die Gartler feiern 160-jähriges Bestehen. Vorsitzender Herbert Seidel erzählt über die Geschichte und Aufgaben des Vereins.

Neunburg.Der älteste Verein der Pfalzgrafenstadt feiert heuer sein 160-jähriges Bestehen. Laut einem Eintrag im Jahresbericht des landwirtschaftlichen Kreisvereins von 1871 wurde der Neunburger Verein anno 1857 gegründet. Vereinszweck war damals insbesondere die Pflanzung und Betreuung von Obstbäumen an den Straßen. 1904 gehörten dem Obstbauverein, so der spätere Name, bereits 436 Mitglieder an. Der Verein besaß an der Amberger Straße einen eigenen Garten, in dem über 1000 selbst gezüchtete und veredelte Obstbäume standen.
Mittlerweile hat sich der Vereinszweck grundlegend geändert, berichtet 1. Vorsitzender Herbert Seidel im Gespräch mit unserem Medienhaus. Obstbäume spielen heute in der Vereinsarbeit fast keine Rolle mehr, die Gärten der meisten Mitglieder sind zu klein und das Interesse an Obst aus dem eigenen Garten hat stark nachgelassen. Nur ein- oder zweimal im Jahr werde er wegen Beratung in Sachen Obstbäumen (Sortenwahl, Pflanzung, Schnitt etc.) gefragt.
Umfangreicher Gerätebestand
Ein Schwerpunkt der Arbeit des Gartenbauvereins ist die Ausleihe von Geräten und Werkzeugen an die 301 Mitglieder. Der umfangreiche Gerätebestand ist beim Vorsitzenden Seidel untergebracht. Bei ihm können die Mitglieder die Geräte und Werkzeuge mit Ausnahme der Bodenfräsen und der Vertikutierer kostenlos ausleihen. Die Betreuung und mitunter auch Reparatur des Bestandes ist „mein Hobby“, sagt der gelernte Maschinenschlosser. Durch seine Kenntnisse spart der Verein Kosten. Der Gartenbauverein verfügt unter anderem über Motorsensen, Kettensägen, Heckenschere, Balkenmäher, Klappleitern, Düngerstreuer, Gartenwalzen, ein Stromaggregat und einen Erdbohrer. Das Angebot werde von den Mitgliedern sehr gut angenommen, resümiert Seidel.
Pflege des KZ-Friedhofs
Eine weitere Haupttätigkeit von Herbert Seidel ist die Pflege des KZ-Ehrenfriedhofs am Plattenberg. Seit 42 Jahren betreut der Gartenbauverein die 1950 errichtete Anlage gegen eine jährliche Vergütung. Man muss schon gut zu Fuß sein, um das rund 120 mal 50 Meter große Areal entsprechend betreuen zu können. Über 250 Arbeitsstunden investieren Seidel und seine Mitstreiter vom Gartenbauverein in die aufwendige Pflege. Allein die Rasenflächen betragen rund 2000 Quadratmeter. Mit dem Rasenmäher ist man da schon rund fünf Stunden im Einsatz, informiert Seidel.
Die Arbeiten beginnen nach dem Winter im März mit der Säuberung der kompletten Anlage und dauern bis November mit der Laubentfernung. Einen großen Aufwand erfordert die Pflege der Hecken und Sträucher, welche zu Hunderten das Gelände umsäumen. Das regelmäßige Zurückschneiden der Hainbuchen-Hecken und Buchs-Sträucher beschäftigt die Helfer schon einige Zeit. Zum weiteren Aufgabenfeld der Gartler gehört neben den Neuanpflanzungen die Pflege der Kieswege und der Gedenksteine. Die Granitsteine werden immer wieder von Moos bewachsen und müssen dann abgebürstet werden. Sorgen bereitet Seidel aktuell der große Gedenkstein am Kopfende des Friedhofs. Der Stein ist offensichtlich eisenhaltig und so kommt es zu einer Rotverfärbung des Materials.
Programm des Festabends
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Termin:
Samstag, 14. Oktober, um 19 Uhr -
Ort:
Gasthof Sporrer -
Musikalische Umrahmung:
Mitglieder der Stadtkapelle Neunburg -
Begrüßung:
1. Vorsitzender Herbert Seidel -
Grußworte:
Präsident des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landespflege Wolfram Vaitl, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbands Alois Dirrigl, Landrat Thomas Ebeling, Erster Bürgermeister Martin Birner, Stadtpfarrer Stefan Wagner -
Festrede:
1. Vorsitzender Herbert Seidel zur Chronik des Gartenbauvereins -
Festvortrag:
Präsident Wolfram Vaitl -
Ehrungen:
Mitglieder für 25, 40 und 50 Jahre Vereinstreue
Seidel freut sich über das Lob und die Anerkennung, die der Gartenbauverein für seine vorbildliche Pflege immer wieder von den Besuchern der Gedenkstätte aus dem In- und Ausland erhält. Gerne habe er 1993 von seinem Vorgänger August Gerner diese ehrenvolle Aufgabe übernommen. Der KZ-Friedhof mit den 615 bestatteten Opfern der Todesmärsche sei eine Mahnung, dass sich das dunkelste Kapitel der Neunburger Geschichte nicht wiederholen dürfe, sagt Seidel.
Der Gartenbauverein übernimmt auch mitunter gestalterische Aufgaben. Seidel erinnert an Bepflanzungen im Umgriff des Marienheims, des Kindergartens St. Martin anno 1995/96 und der Stadtpfarrkirche nach dem Neubau des Pfarrheims anno 1991. 1999 hat der Verein auch die Außenanlage der Wallfahrtskirche Maria Dolorosa in Katzdorf maßgeblich geplant und angepflanzt und pflegt sie auch seitdem. In der Wallfahrtskirche wird auch jedes Jahr im Dezember eine große Weihnachtskrippe aufgestellt.
Tradition hat auch zu Winteranfang die Abgabe von verbilligtem Vogelfutter an die Vereinsmitglieder. Gesellschaftliche Höhepunkte im Vereinsleben sind die alljährliche Fünftagesfahrt, die Ausflüge zu den Landesgartenschauen, die Fachvorträge und die vorweihnachtliche Feier am ersten Advent. 2018 wird der Vereinsausflug nach Hamburg und die Insel Föhr führen, kündigt der Vorsitzende an. Der Verein hat sich in der Vergangenheit wie auch heuer an den historischen Festzügen beteiligt. Der Festwagen „Burg Warberg“ ist übrigens im ehemaligen Munitionslager bei Pissau gelagert.
Der Neunburger Gartenbauverein muss sich keine Sorgen um die Zukunft machen. Der Mitgliederstand bewegt sich seit Jahren konstant um die 300. Über eine „Blutauffrischung“ insbesondere mit jüngeren Mitgliedern würde sich der Vorsitzende aber freuen. Der seit Jahren gleichbleibend niedrige Mitgliedsbeitrag von 20 Euro dürfte eigentlich kein Hindernis für einen Beitritt sein; im Beitrag enthalten ist auch der Bezug der Zeitschrift „Der Gartenratgeber“. „Wir müssen nicht betteln gehen“, betont Seidel. Dies sei in erster Linie der Vergütung für die Pflege des KZ-Ehrenfriedhofs geschuldet.
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