Natur Der Wolf macht niemandem Angst
Ein MZ-Bericht erregte Aufsehen, aber Jogger und Spaziergänger im Raffa-Wald bei Burglengenfeld bleiben gelassen.

Burglengenfeld.Die Aufregung hat sich wieder gelegt. Unsere Berichterstattung vor knapp vier Wochen über einen herumstreunenden Wolf im Waldgebiet Raffa hatte über Ostern für heißen Gesprächsstoff gesorgt. In den sozialen Medien wurde darüber angeregt diskutiert. Viele waren überrascht. Den wenigsten hat die Meldung allerdings Angst eingeflößt. Einige hatten die Nachricht sogar als Aprilscherz abgetan. Inzwischen ist der Wolf aber kaum noch ein Gesprächsthema, weder an den Stammtischen, noch in der Öffentlichkeit.
Bereits Anfang 2017 wollten vereinzelte Jäger und Spaziergänger im Raffa einen Wolf gesehen haben. Immer wieder aufgefundene Rotwild-Kadaver nährten die Annahme, dass sich tatsächlich ein großer Beutegreifer in unserer Gegend aufhalten müsse. Ein Foto, aufgenommen von einer Wildkamera in der Nacht zum 21. März dieses Jahres in der Nähe von Schirndorf, sollte schließlich ihre Vermutung bestätigen. Selbst erfahrene Jäger hatten da keinen Zweifel mehr. „Auf dem Bild ist aus meiner Sicht eindeutig ein Wolf zu erkennen“, sagte Georg Schießl, dessen Kamera das Bild geknipst hatte, damals im Gespräch mit der MZ.
Jäger hatten keine Zweifel
Das Landesamt für Umwelt, dem das Foto durch die Mittelbayerische Zeitung nach vorheriger Rücksprache mit Schießl zur Auswertung zugeleitet worden war, hat inzwischen eine Bewertung abgeben. In einer E-mail teilte die Behörde mit: „Die Experten des Landesamtes für Umwelt und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf werteten die Aufnahme als ,Nicht bestätigter Hinweis‘“. Ein Wolf könne zwar nicht ausgeschlossen werden, heißt es weiter in der nachfolgenden Begründung, die Qualität der Aufnahme sei aufgrund der nicht sichtbaren Hinterpartie des Tieres jedoch nicht ausreichend für einen gesicherten Wolfsnachweis.
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Die Stadt Burglengenfeld hatte vor-sichtshalber schon vor Erscheinen des MZ-Artikels den BRK-Kreisverband als Träger des Waldkindergartens auf dem Karlsberg (am Rande des Raffa) und dessen Leiterin Julia Heller informiert. Dabei sei auf die Internetseite des LfU, wo amtliche Informationen zum Thema Wolf abrufbar sind, hingewiesen worden, wie Pressesprecher Michael Hitzek der MZ sagte.
Des Weiteren sei auf ein Positionspapier des Waldkindergartens Boltersen (Niedersachsen) vom Juni 2017 aufmerksam gemacht worden, in dem im Zusammenhang mit Wölfen dieselben Verhaltensregeln angemahnt werden, wie bei anderen wild lebenden Tieren (Wildschwein, Fuchs) und Hunden auch. In dem Landkreis war es damals vermehrt zu Wolfsbegegnungen gekommen.
Julia Heller nahm die Meldung über den Wolf gelassen zur Kenntnis. Sie sei deswegen nicht besorgt. „Bunte, laute Kinder halten einen scheuen Wolf eher auf Distanz“, sagte sie auf Nachfrage der MZ. Sie habe versucht, die Information positiv in Form eines Elternbriefes zu vermitteln. Reaktionen von Seiten der Eltern seien bisher keine gekommen. Auch Andreas Mehringer, Vorsitzender des Elternbeirats des Kindergartens, der es „richtig findet, dass darüber berichtet wurde“, wie er betonte, sind keine Rückmeldungen besorgter Eltern bekannt.
Mehr Angst vor Wildschweinen

Auch die meisten Jogger und Spaziergänger, die das Waldgebiet Raffa das ganze Jahr über als Erholungsgebiet nutzen, lassen sich von der Wolfs-Meldung nicht abschrecken. Die MZ hat sich umgehört. „Ich mache mir da keine Gedanken. Der Wolf soll ein scheues Tier sein“, sagte ein älterer Herr bei seiner Abendrunde durch den Wald. Außerdem habe er das schon längst wieder vergessen. Vor Wildschweinen habe er mehr Angst.
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Derselben Meinung war ein junges Pärchen, das gerade vom Joggen zurückkam. „Wir haben keine Angst. Wölfe sind doch scheu“, sagten die beiden. Selbst eine Joggerin, die am frühen Abend alleine im Raffa ihr Lauftraining absolvierte, zeigte sich unbeeindruckt von der Meldung: „Ich laufe da regelmäßig und mache mir da keine Gedanken.“

Sie sind offensichtlich Teil einer großen Mehrheit, wie eine MZ-Umfrage zeigt: Insgesamt 70,5 Prozent aller Befragten haben keine Angst vor dem Wolf, weil laut Experten keine Gefahr besteht bzw. haben sich darüber gar keine Gedanken gemacht.
Bestätigung erhalten sie dabei auch vom Förster Gerhard Kerscher aus Stefling, der dem Netzwerk „Große Beutegreifer“ angehört. „Es soll niemand sein bisheriges Verhalten ändern. Keiner muss Angst haben, der Wolf geht dem Menschen normalerweise aus dem Weg“, betonte er gegenüber der MZ.
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