Schwandorf
Eine Menschenkette für den Zusammenhalt

Bürger, Kirchen und Politik wollen am Dienstag in Schwandorf zur Solidarität aufrufen. Dekan Amann erhält obskuren Brief.

17.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:09 Uhr
Reinhold Willfurth
Das Bündnis gegen Rechtsextremismus Schwandorf will am Dienstag, 22. Februar, ein Zeichen für Solidarität setzen. V. l. Sprecher Frank Möller, Marion Juniec-Möller, Franz Schindler, Ulrike Roidl, Hans Amann und Andreas Wopperer. −Foto: Reinhold Willfurth

Eine Menschenkette und viele Kerzen sollen am Dienstag auf dem Marktplatz von Schwandorf Zeichen setzen für den Zusammenhalt der Schwandorfer in Zeiten der Pandemie. Ein Bündnis aus Schwandorfer Bürgern, Stadtrats-Parteien und den beiden großen Kirchen will auch gegen die Radikalisierung der Dienstags-Demos gegen die Corona-Maßnahmen eintreten. Umrahmt vom Geläut der großen Glocke von St. Jakob will das „Bündnis gegen Rechtsextremismus“ auch der 245 an und mit dem Virus verstorbenen Landkreisbürger gedenken.

„Wir sind nicht die besseren Menschen und auch nicht im Besitz der alleinigen Wahrheit“, sagte Franz Schindler, Sprecher der Stadtrats-SPD und Veranstalter der Kundgebung. Die„speziellen Wahrheiten“,die bei den Corona-Demos der vergangenen Wochen verkündet worden seien, verdienten aber bei allem Verständnis für die Sorgen der Demonstranten Widerspruch. Die Freiheit des Einzelnen, welche die Demonstranten einforderten, „endet an der Nasenspitze des Anderen“. Der Vorwurf der „Corona-Diktatur“ sei eine Verhöhnung des demokratischen Staats. „Die sollen mal nach Belarus schauen“, empfahl Schindler.

„Schwandorf hält zusammen“ lautet das Motto der Veranstaltung, nach Einschätzung von CSU-Fraktionssprecher Andreas Wopperer getragen von einem „breiten Bündnis aller vernünftigen Bürger“ der Stadt. Jedermann habe das Recht, „dagegen“ zu sein. Aber es gebe auch die Pflicht, besonders gefährdete Menschen zu schützen. „Wir wollen zeigen, dass die Mehrheit der Schwandorfer anderer Meinung ist als die Demonstranten“, sagte Stadträtin Ulrike Roidl (SPD). Die Schwandorfer erwarteten, dass das Bündnis dies zum Ausdruck bringe.

Koalition „der Vernünftigen“ auf dem Marktplatz

Die Kundgebung beginne um 19 Uhr, sagte Frank Möller. Nach kurzen Reden von Landrat Thomas Ebeling, Oberbürgermeister Andreas Feller (beide CSU), Franz Schindler, MdB Tina Winklmann (Grüne) und Uschi Maxim (Linke) sei eine Menschenkette rund um den Marktplatz geplant. Teilnehmer sollten ihre Windlichter möglichst selbst mitbringen. Dass sich auch der Landrat und der OB mit der Sache der Veranstaltung solidarisierten, hält Frank Möller für „ganz wichtig“.

Dekan Hans Amann kündigte ein Gedenken an die Todesopfer der Pandemie an, bei der auch die große Glocke von St. Jakob erklingen soll. Amann hat dieser Tage einen obskuren Brief einer „Vereinigung von Medizinern und Wissenschaftlern“ erhalten, in dem er darauf hingewiesen wird, dass er ab sofort im juristischen Sinne als „bösgläubig“ gelte und er für sein Engagement später zur Rechenschaft gezogen werde. Vorsitzender des Vereins ist der pensionierte MikrobiologeSucharit Bhakdi, der durch unbelegte Behauptungen in Sachen Corona aufgefallen ist und gegen den wegen antisemitischer Äußerungen ermittelt wird. Bündnis-Mitglieder hätten in den vergangenen Tagen Anrufe und Mails erhalten, in denen ihnen vorgeworfen werde, sie erklärten Impfgegner zu Nazis, sagte Frank Möller. Das sei aber nicht der Fall. Die Demonstranten gegen die Corona-Maßnahmen müssten sich aber fragen lassen, warum sie mit der AfD, die ihre Ängste ausnutze, mit Rechtsextremen und mit Neonazis auf die Straße gingen.