Wassertiere
Einheimische Krebse verlieren Lebensraum

Im Murnersee wurde eine wachsende Population des sogenannten Marmorkrebses festgestellt. Er darf sich nicht verbreiten.

08.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:31 Uhr
Immer wieder stoßen Taucher im Murnersee auf Exemplare des Marmorkrebses. Durch seine sehr kleinen Scheren und die Musterung seines Panzers ist er leicht zu identifizieren. −Foto: Manuel Lukas

Die Krebsart zählt in der EU gemäß „EU-Invasiven-Verordnung“ zu den invasiven Arten, d.h. sie verdrängt heimische Krebse aus deren Lebensraum und überträgt zudem mit hoher Wahrscheinlichkeit die Krebspest, eine für einheimische Krebsarten tödliche Krankheit. Gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt und lokalen Fischerei- und Naturschutzbehörden haben die Gemeinde Wackersdorf und der Markt Schwarzenfeld deshalb Maßnahmen zur Eindämmung einer weiteren Ausbreitung umgesetzt.

„Unser Ziel ist zu verhindern, dass der Marmorkrebs seinen Weg in andere Gewässer mit heimischen Krebspopulationen findet“, erklärt Wackersdorfs Bürgermeister Thomas Falter. Sein Schwarzenfelder Amtskollege, Peter Neumeier ergänzt: „Wir ziehen dabei an einem Strang“. Im Murner See stellt der Marmorkrebs derzeit keine direkte Bedrohung für die Tierwelt dar. Aufgrund des sauren pH-Werts von 3,6 bis 3,7 leben dort keine heimischen Krebsarten – andererseits aber auch keine möglichen natürlichen Fressfeinde. Im Fokus jetzt abgeschlossener Untersuchungen stand somit das direkte Gewässer-Umfeld des Murnersees. Nach derzeitigem Kenntnisstand besiedeln die Marmorkrebse den kompletten Murner See sowie den Nahbereich der direkt mit dem See verbundenen Gräben. Nicht direkt angebundene Gewässer sind derzeit noch nicht besiedelt. Bei keinem der bisher untersuchten Krebse wurde die Krebspest festgestellt. Ein Bericht des Bayerischen Landesamts für Umwelt zur aktuellen Situation am Murner See enthält u. a. Handlungsempfehlungen zum Management der invasiven Art.

Zum einen sollen die umliegenden Gewässer konsequent durch Fangreusen und Wasseruntersuchungen überwacht werden, Taucher entnehmen im Murner See regelmäßig Exemplare zu Untersuchungen. Zum anderen sollen in den Ableitern des Murnersees Krebssperren installiert werden, z. B. am Edelmannsee oder Südgraben. Ein gezielter Einsatz von möglichen Fressfeinden kommt – aufgrund des genannten niedrigen pH-Werts des Murnersees – aktuell nicht in Frage.

Mamorkrebse sind anpassungsfähig

Der Marmorkrebs erreicht eine Länge von rund zwölf Zentimetern und besitzt verhältnismäßig kleine Scheren. Wie schon sein Name vermuten lässt, ist seine gelbliche Färbung durch eine dunkle Marmorierung gezeichnet. Nicht nur das saure Wasser desMurnerseesstellt für die Krebsart kein allzu großes Problem dar. Stehende oder fließende Gewässer, acht oder 30 Grad Wassertemperatur: Allgemein ist der Marmorkrebs extrem anpassungsfähig. Eine weitere Besonderheit ist, dass er sich klont. Es gibt keine männlichen Tiere, jedes Weibchen kann sich eigenständig vermehren – und das mit einer recht hohen Reproduktionsrate.

Der Marmorkrebs ist ein Allesfresser, er ernährt sich vorzugsweise von Pflanzen und Schnecken. Die Wege seiner ursprünglichen Herkunft führen bis nach Florida, wo er in der Aquarienzucht durch die Mutation einer „normalen“ Flusskrebsart entstand. Bereits seit Mitte der 90er-Jahre ist die Art in der deutschen Aquaristik bekannt, in freier Natur wurden erste Tiere vor bald 20 Jahren nahe von Karlsruhe entdeckt. Seitdem verbreitet sich das Krustentier. Die Krebse wurden vermutlich von Aquarianern ausgesetzt.